Global Drug Survey 2016
Drogen - Was die Konsumenten zugeben
16.06.2016Anonyme Online-Befragung von britischem Psychiater
Wer Online-Umfragen in ihrer Aussagekraft glaubt, kann das auch für "Drogenkonsum" tun. Jährlich ruft der britische Psychiater Adam Winstock dazu auf, im Internet einen Fragebogen zum Gebrauch von psychoaktiven Substanzen auszufüllen. Die Liste der darin angegebenen Substanzen reicht von Alkohol über Tabak und umfasst sogar Viagra. Jetzt gibt es Daten für die aktuelle Umfrage.
Das konsumierten die Befragten
Insgesamt haben 101.313 zwischen 15. November 2015 und 15. Jänner 2016 die Fragen des Psychiaters vom King's College in London im Rahmen dieses "Global Drug Survey" beantwortet. Wenig überraschend: Fast 93 Prozent gaben an, in den vorangegangenen zwölf Monaten Alkohol getrunken zu haben, 63 Prozent konsumierten innerhalb eines Jahres Cannabis bzw. Cannabisprodukte. Dann folgen mit fast 60 Prozent Tabak und mit 54,5 Prozent koffeinhältige Energy Drinks, die auch abgefragt wurden. 30,5 Prozent gaben an, innerhalb von zwölf Monaten Ecstasy konsumiert zu haben, knapp 21 Prozent Kokain. Bei den Opiaten sollen es 10,4 Prozent gewesen sein, so die Angaben.
Dealen im "Darknet"
Die Proponenten der Umfrage vermerken in ihrer Auswertung, dass synthetische Cannabinoide laut den in der unkontrollierten Online-Befragung gesammelten Informationen bei 3,5 Prozent der Konsumenten (zumindest einmal wöchentlicher Gebrauch) zu einer akuten medizinischen Behandlung (Notfallambulanz etc.) geführt hätte. Hoch dürfte der Anteil der Benutzer von synthetischen Drogen sein, welche diese im "Darknet", also im sonst nicht sichtbaren Internet, bestellen.
Über 2000 Befragte aus Österreich
Auch aus Österreich kamen Teilnehmer an der Online-Umfrage. Es waren zwei Prozent oder 2.055 Personen, die über ihren Drogenkonsum Auskunft gaben. Etwa 1,3 Prozent der österreichischen Cannabis-Konsumenten hätten angegeben, in den vorangegangenen zwölf Monaten einmal eine Notfallambulanz deshalb aufgesucht zu haben, heißt es in der Zusammenfassung.
Österreich im unteren Mittelfeld
Laut dem erst vor kurzem in Lissabon vorgestellten Bericht der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA) befindet sich Österreich im europäischen Vergleich beim Drogenkonsum in allen Substanzkategorien in der "unteren Mittelklasse". So fällt die Alpenrepublik - wie beispielsweise auch Ungarn - bei den jungen Erwachsenen (15 bis 34 Jahre) in die vorletzte Kategorie mit einem Anteil von 4,1 bis acht Prozent an Personen, die im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert haben.
Eine ähnliche Stellung hat Österreich (wie auch Deutschland) beim Kokainkonsum junger Erwachsener mit einem Anteil zwischen 1,1 und zwei Prozent (Konsum innerhalb der vorangegangenen zwölf Monate). Großbritannien und Spanien machen hier Spitzenreiter mit mehr als drei Prozent aus. Das gleiche gilt für den MDMA-Gebrauch (Ecstasy), bei dem Österreich, wie auch Italien oder Deutschland, ebenfalls in die vorletzte Kategorie (0,6 bis ein Prozent) fällt. Großbritannien und Tschechien liegen mit einem Anteil von 2,5 Prozent von 15- bis 34-Jährigen, welche die Substanz zumindest einmal in den vorangegangenen zwölf Monaten genommen haben, mit an der Spitze, Norwegen mit unter 0,5 Prozent am Ende der Einteilung.
Beim Hochrisiko-Opiatkonsum (vor allem das Injizieren von Heroin) ist Österreich - ähnlich wie Deutschland - in der vorletzten Kategorie mit einem Anteil von Menschen, welche die Droge innerhalb des vorangegangenen Jahres zumindest einmal benutzt haben zwischen 2,51 und fünf Prozent.
Alkoholland Österreich
Das "Alkoholland" Österreich ist damit bei den illegalen Drogen in einer vergleichsweise relativ günstigen Position. 14 Prozent der Österreicher aber trinken in einem problematischen Ausmaß. Männer trinken doppelt so häufig (19 Prozent) in einem problematischen Ausmaß wie Frauen (neun Prozent). Als problematisch bzw. gesundheitsgefährdender Alkoholkonsum werden längerfristig mehr als 60 Gramm reinen Alkohols pro Tag (drei Krügel Bier bzw. drei Viertel Wein) bei Männern oder 40 Gramm reinen Alkohols bei Frauen angesehen.