Sie machen genauso süchtig wie normale Zigaretten. WHO fordert Werbeverbot.
Die E-Zigaretten sind bereits ein Riesengeschäft der Tabakindustrie. Doch sie sind keinesfalls "gesund". Das haben jetzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die nationalen US-Zentren für Krankheitskontrolle (CDC) in zwei Berichten festgestellt. Der Wiener Umwelthygieniker Manfred Neuberger hält für E-Zigaretten die gleichen Beschränkungen wie bei Zigaretten für sinnvoll.
Neue Kunden
Offenbar versucht die Tabakindustrie auch mit den Mitteln der E-Zigaretten wieder an neue Kundenschichten heranzukommen. Laut einer CDC-Studie haben in den USA im Jahr 2013 rund 750.000 Heranwachsende und Jugendliche, die zuvor noch nie geraucht hatten, zur E-Zigarette gegriffen. Damit verdreifachte sich die Zahl der neuen Nikotin-Konsumenten.
Die E-Zigaretten, so die staatliche US-Behörde, könnten die Jugendlichen vermehrt zum Tabakkonsum auf diesem Weg motivieren und damit die Früchte eines jahrzehntelangen Kampfes gegen das Rauchen egalisieren. Mittlerweile wird mit den Nikotin-Verdampfern ein Umsatz von rund zwei Milliarden US-Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro) gemacht. Zwar fällt bei den E-Zigaretten ein Teil der Gesundheitsbelastung durch Vermeidung des herkömmlichen Rauchs weg, doch süchtig macht das Nikotin wohl allemal. Wissenschaftliche Studien zu den langfristigen Effekten fehlen.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat bereits eine Regelung vorgeschlagen, wonach in den USA niemand unter 18 Jahren zum Kauf berechtigt sein sollte. Doch für bloße Geschmacksmischungen ist das nicht vorgesehen.
Verkauf verbieten
In die gleiche Kerbe schlug am Dienstag die Weltgesundheitsorganisation (WHO). In einem Expertenpapier wird zunächst kritisiert, dass der Milliardenmarkt für die E-Zigaretten wieder der Tabakindustrie in die Hände spielt. Alle Staaten, welche die Anti-Tabak-Konvention unterzeichnet haben, sollten Sponsoring und Werbung im Zusammenhang mit den neuen Produkten beschränken. Der Verkauf an Jugendliche und über Automaten sollte für E-Zigaretten verboten werden. Zwar könne behauptet werden, dass die E-Zigaretten weniger giftigen Inhalt produzierten, welchen die Benutzer konsumierten, doch E-Zigaretten mit Frucht-, Zuckerl- oder Alkoholgeschmack sollten überhaupt verboten werden. Deshalb sollten auch Gesundheitsversprechungen in der Werbung einem Bann unterworfen werden. Das gelte auch für die Versprechungen, dass die Geräte einen Rauchstopp erleichtern. Schließlich spricht sich die WHO für ein E-Zigarettenverbot in Innenräumen zum Schutz von Nichtbenutzern aus.
Ganz ähnlich äußerte sich am Dienstag der Wiener Umwelthygieniker Manfred Neuberger: "Ich würde denjenigen Recht geben, die bei E-Zigaretten die gleichen Beschränkungen in Werbung, bei den Rauchverboten und für Jugendliche wünschen wie das bei den normalen Zigaretten der Fall ist. Natürlich sind E-Zigaretten nicht ganz so schädlich wie normale Zigaretten, aber der Nutzen ist im Vergleich zum potenziellen Schaden gering." Jene Raucher, bei denen bisher alle Therapien versagt hätten, würden nur mäßig profitieren, dafür gebe es mit den Geräten nunmehr eine neue "Einstiegsdroge".