Virus besonders aggressiv

Grippe wird so schlimm wie nie

09.10.2017

Wissenschaftler warnen: Heuer wird eine besonders schlimme Influenza-Saison erwartet.

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Kein guter Start in die kalte Saison: Die Grippewelle wird noch viel extremer ausfallen als sonst, da sind sich viele Experten sicher.

Die wissenschaftliche Erklärung: In Australien – dort endet der Winter gerade – grassiert die schlimmste Grippewelle seit 15 Jahren. 167.000 Fälle wurden bereits in Labors bestätigt, das sind zweieinhalb Mal so viele wie im Vorjahr. Es gab viele Tote, die Anteilnahme war enorm: Die neunjährige ­Rosie Anderson starb wenige Tage nach der Ansteckung ebenso wie ein junger Vater, der nun ein 11 Monate altes Kind hinterlässt.

Der gefährliche Virus ist jetzt am Weg nach Europa

Doch schon bald könnte es auch für uns gefährlich werden: Dieser Virus ist gerade am Weg in die nördliche Hemisphäre. Was im Süden – also in Australien – geschieht, ist meist ein ­exakter Gradmesser, was uns schon bald droht.

Die Notpläne laufen auf Hochtouren: Der Impfstoff ist in Österreich bereits flächendeckend erhältlich. Doch in anderen Ländern geht man viel vehementer vor. In Großbritannien etwa wurden für diese Saison zusätzliche Krankenhausbetten vom National Health Service bestellt.

Schon die vergangene Saison war in Österreich besonders schlimm. Sie begann ungewöhnlich früh Mitte Dezember (siehe Grafik) und verbreitete sich im Rekordtempo. Die Risiken der Influenza sind enorm: 1.000 Tote gibt es bei uns im Durchschnitt. Sozialmedizinerin Ursula Kunze warnt: „Bei uns lassen sich nur 5,3 % impfen. In Ländern wie zum Beispiel Großbritannien sind es in der Risikogruppe der Über-60-Jährigen 70 %.“

550.000 Menschen werden angesteckt

Halbe Million: 550.000 ­Erwachsene werden pro Saison mit Influenza angesteckt.

Risikogruppe: Besonders gefährdet sind Menschen über 65 Jahre (zwei Drittel aller Fälle) und Kinder.

Todesfälle: Laut Experten-Schätzungen sterben jährlich 1.000 Menschen an den Folgen der Influenza.

A(H3N2): Das ist die Bezeichnung des Viren-Stamms, der höchstwahrscheinlich heuer auf uns trifft.

Impf-Muffel: Im Durchschnitt lassen sich nur 5,3 Prozent der Österreicher gegen Influenza impfen. Das Gesundheitsministerium empfiehlt eine Impfung u. a. für Schwangere, chronisch Kranke und Über-50-Jährige.

Sozialmedizinerin Ursula Kunze: "Mehr Spitalsbetten wären sinnvoll"

ÖSTERREICH: Wie wirkt sich die australische Grippe-­Epidemie auf uns aus?

Ursula Kunze: In Australien gab es die stärkste Saison seit 15 Jahren mit 2,5-mal mehr Fällen als im Vorjahr. Es muss uns klar sein: Influenza ist unvorhersehbar. Es ist immer wieder so, dass wenn in Australien eine starke Saison war, es in Europa auch so werden kann.

ÖSTERREICH: Wie reagiert Europa auf die Gefahr?

Kunze: Es gibt Länder, die sagen, wenn es dort so schlimm war, dann nehmen wir auch für uns den Ernstfall an. Das macht England zum Beispiel. Dort werden schon im Vorfeld mehr Krankenhausbetten organisiert.

ÖSTERREICH: Bei uns gab es im Vorjahr einen Engpass bei Spitalsbetten …

Kunze: Österreich hat generell eine zurückhaltende Vorgangsweise bei der Influenza. Bei uns ist das Wissen kaum vorhanden, wie gefährlich Influenza werden kann, nur 5,3 % sind geimpft. Generell wäre es in jeder Influenza-Saison sinnvoll, wenn es mehr Krankenhausbetten gäbe.

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