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Hepatitis: Situation in Österreich

27.07.2016

Hepatitis: Situation in Österreich

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Plan zur Hepatitis-Eliminierung fehlt

Für die Eliminierung fehlen in Österreich ein Plan, Screening - und Diagnosemaßnahmen sowie ausreichend Therapien. Das sagten am Dienstag Experten bei einer Pressekonferenz aus Anlass des bevorstehenden Welt-Hepatitis-Tages am Donnerstag (28. Juli).

Das hehre Ziel stößt bisher in Österreich offenbar auf Hindernisse auf verschiedenen Ebenen des an sich hoch entwickelten Gesundheits- und Sozialwesens. Angelika Widhalm sagte: "In Österreich verweisen wir seit 2011 auf die Notwendigkeit eines Strategiepapiers. Leider Gottes wurde diese Initiative von uns bisher nicht angenommen." In Europa sind rund 30 Millionen Menschen von Virushepatitis betroffen. Weltweit gibt es dadurch jedes Jahr rund 1,4 Millionen Todesopfer.

Während praktisch alle Fälle der Hepatitis B durch die hoch und langfristig wirksame Impfung verhinderbar wären, befänden sich Österreich und die Welt seit etwas mehr als zwei Jahren prinzipiell an einem Punkt, der zur Eliminierung der Hepatitis C durch Ausheilung aller Betroffener führen könnte. Die Wiener Hepatologin Petra Munda (MedUni Wien/AKH) sagte. "Mit den neuen Therapien (seit zweieinhalb Jahren; Anm.) sind wir jetzt bei 95 Prozent Heilungsrate (binnen zwölf Wochen; Anm.) angelangt."

Behandlungskosten sind gesunken

Gegen die möglichst breite Verwendung der neuen, extrem wirksamen und nebenwirkungsarmen Therapien per Tabletten wehren sich die Krankenkassen aus Kostengründen. Doch die ehemals extrem hohen Preise für die innovativen Medikamente von bis zu 120.000 Euro pro Patient, welche die Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) Ende Oktober vergangenen Jahres gar von "Raubrittertum" sprechen ließ, sind vorbei. Petra Munda: "Mittlerweile sind die Behandlungskosten pro Patient auf 20.000 bis 30.000 Euro gesunken und die Therapie günstiger als die alte Injektions-basierte Behandlung." Diese erfolgte bei deutlich geringeren Erfolgsraten mit pegyliertem Interferon alpha und Ribavirin über einen Zeitraum von bis zu eineinhalb Jahren und häufig quälenden Nebenwirkungen.

Freilich, längst noch nicht alle Patienten mit chronischer Hepatitis C können in Österreich auf eine von den Krankenkassen bezahlte Therapie hoffen. Derzeit erfolgt das nur, wenn bereits eine Leberfibrose des Stadiums II, III oder IV (Zirrhose) vorliegt. "Es ist einfach unerträglich und ethisch unvertretbar, dass nicht alle Patienten behandelt werden dürfen." Hier geht es um jene Menschen mit chronischer Hepatitis C noch ohne Vernarbung des lebenswichtigen Organs oder mit beginnender Vernarbung (Fibrose im Stadium I).

Drogenabhängige als größte Risikogruppe

Da die Übertragungsmöglichkeiten des Hepatitis C-Virus via Blut und Blutprodukte per Tests und Inaktivierungsverfahren schon vor Jahren ausgeschaltet worden sind, sind Drogenabhängige mit intravenösem Suchtgiftkonsum die größte Risikogruppe. "90 bis 95 Prozent der Neuinfektionen sind im Drogenmilieu", sagte die Hepatologin. Daher wären in Österreich bisher nicht flächendeckend vorhandene Spritzentauschprogramme, Screening-Bemühungen und ebenso flächendeckende Therapieprogramme für den Sieg über die Hepatitis C entscheidend. In Wien wurde von der Suchthilfe ein erfolgreiches Therapieprogramm gestartet.

Gefängnisse als Hot-Spot

Ein ähnlicher Hot-Spot sind die Gefängnisse. Da geht es um die Infektion mit Hepatitis B (sexuelle Übertragung und per intravenösem Drogenkonsum) und mit Hepatitis C (intravenöser Drogenkonsum). "In den Gefängnissen wollen wir ein komplettes Screening und eine komplette Behandlung (auf Virus-Hepatitis; Anm.) erreichen. Jeder gehört diagnostiziert und jeder gehört therapiert. Das ist in Österreich ein Grundrecht", sagte Angelika Widhalm.

Im Bereich der Justizanstalten in Österreich finden sich besonders viele Drogenkranke. Zwar wird die Substitutionstherapie mit oralen Opiaten angeboten, doch dass es auch in den österreichischen Gefängnissen intravenösen Suchtgiftkonsum mit Infektionsgefahr per illegal eingeschmuggelter Drogen gibt, wird laut Experten im Grunde ignoriert. Sonst müssten auch dort Spritzentauschprogramm zur Schadensminderung existieren.

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