Die 12 Hungerarten
Hunger oder Appetit – so erkennen wir den Unterschied
07.10.2024Oft ist es nicht der echte Hunger, der uns zum Essen treibt. Wir verwechseln viel zu oft Hunger mit Appetit. Es sind vielmehr Gelüste, die von verschiedenen Formen des Hungers ausgelöst werden, insbesondere vom Sinneshunger.
Tappst du öfters in die „Gustofalle“ und kaufst dir ein Eis, ein noch warmes Croissant, ein Stück Torte oder eine Käsesemmel, obwohl du gar keinen Hunger hast? Hier liegt auch schon das Problem: Diese „Gelüste“ kommen von den verschiedenen Hungerarten, und davon gibt es einige.
Hunger hat 12 Gesichter
Hunger kann viele Auslöser haben, von körperlichen Bedürfnissen bis zu emotionalen und sozialen Faktoren. Nur der Magenhunger ist echter Hunger, während alle anderen Arten oft Verlangen nach Essen auslösen, ohne dass unser Körper Nahrung braucht. Es ist wichtig, diese verschiedenen Arten zu kennen, um bewusster mit Essensgelüsten umzugehen und das eigene Essverhalten besser zu kontrollieren.
1. Augenhunger
„Schau dir diese himmlische Torte mit den saftig roten Himbeeren und der verführerischen Schokoglasur an!“ Da läuft einem doch glatt das Wasser im Mund zusammen, oder? Aber Moment mal, unser Körper ist manchmal ein kleiner Schlawiner. Wenn der Hunger erst auftaucht, sobald wir etwas Köstliches sehen, dann haben wir es mit dem berüchtigten Augenhunger zu tun. Und ehrlich gesagt, Augenhunger ist kein echter Hunger, sondern einfach nur Appetit, der ausgelöst wird, wenn wir etwas sehen, das uns anspricht.
2. Nasenhunger
Der verlockende Duft von Essen kann Nasenhunger auslösen, selbst wenn der Magen bereits gefüllt ist. Düfte wie frisch gebackenes Brot oder gebratene Speisen verleiten uns, mehr zu essen. Nasenhunger gaukelt uns vor, dass wir Hunger haben, obwohl unser Magen wahrscheinlich gar nicht leer ist. Das passiert, wenn verlockende Düfte uns umgeben und uns zum Essen verleiten wollen. Aber lass dich nicht täuschen! Auch hier ist Ablenkung hilfreich: Schließe das Fenster oder gehe zügig an duftenden Versuchungen vorbei.
3. Kopfhunger
Augenhunger und Nasenhunger gehen meistens nahtlos in den Kopfhunger über. Der Kopfhunger zeigt sich daran, dass sich deine Gedanken plötzlich nur mehr um diese eine Speise dreht. Du kannst an nichts anderes mehr als an dieses eine bestimmte Essen denken. Einer der größten Herausforderer des Kopfhungers während deiner Abnehmreise ist Verzicht. Verbote lösen emotionales Essen aus und lassen sie viel reizvoller werden, als sie tatsächlich sind. Verbietest du dir Schokolade, wird bald in deinem Kopf nichts anderes als Schokolade rumschwirren, und die Lust darauf wird immer größer. Statt Verzicht zu üben, hilft es, das Essen bewusst für eine spätere Mahlzeit zu planen.
4. Mundhunger
Mundhunger ist das Bedürfnis nach einer bestimmten Textur oder Geschmack. Wir wollen etwas Knuspriges, Süßes oder Würziges im Mund spüren, auch wenn wir keinen Hunger haben. Hier hilft es, den Mund durch bewusstes Kauen bei den Mahlzeiten zu befriedigen und auf die Konsistenz des Essens zu achten.
5. Dursthunger
Oft verwechseln wir Durst mit Hunger. Ein Glas Wasser kann helfen, den Dursthunger zu stillen. Achte darauf, über den Tag verteilt genügend zu trinken, um unnötige Kalorienaufnahme zu vermeiden.
6. Gewohnheitshunger
Dieser Hunger entsteht aus Gewohnheit oder weil Essenszeit ist. Wir essen, weil unser Gehirn uns sagt, dass es Zeit für eine Mahlzeit ist oder weil wir nicht unhöflich sein wollen, vor allem in sozialen Situationen. Die KollegInnen gehen immer schon um 11:45 in die Kantine und du daher auch. Oder: Du triffst abends Freunde in einem Lokal, eigentlich bist du angenehm satt, weil du erst später Mittag gegessen hast, und bestellst trotzdem zwei bis drei Gänge. Danach ärgerst du dich, weil du gegessen hast, ohne Hunger zu haben. Oft essen wir in solchen Situationen, weil wir nicht in der Runde auffallen wollen. Die anderen essen, also esse ich halt auch, und schmecken tut es schließlich auch.
7. Magenhunger
Da ist er also, der Magenhunger oder auch Bauchhunger genannt. Hier haben wir es mit dem ECHTEN Hunger zu tun. Er kann ganz schön rebellisch sein und sich lautstark Gehör verschaffen. Du spürst dieses unangenehme Kribbeln und Ziehen im Bauch, das dir ganz deutlich sagt: „Hey, es wird Zeit für Nachschub!“ Dieser Hunger erinnert dich daran, dass es an der Zeit ist, deinen Körper mit Nährstoffen und natürlich gutem Essen zu versorgen. Dein Magen braucht jetzt etwas Nahrhaftes, damit er wieder voll frischer Energie weitermachen kann.
8. Zellhunger
Der Zellhunger – auch „Bedarfshunger“ genannt – ist ein ganz besonderer Hunger, der sich leise, aber beharrlich meldet. Dein Körper schickt dir eine gezielte Botschaft, dass er nach spezifischen Nährstoffen verlangt. Es ist, als würden deine Zellen miteinander kommunizieren und dir flüstern: „Hey, wir brauchen jetzt etwas von dem Guten, das uns antreibt!“ Ob es Fleisch, Kohlenhydrate, Milchprodukte oder frische Rohkost ist – dein Zellhunger kennt seine Bedürfnisse genau. Bei mir ist es sehr oft das dringende Bedürfnis nach einem frischen, knackigen Salat und/oder Milchprodukten wie Feta oder auch Joghurt. Dieser spezielle Hunger signalisiert uns, welchen Bedarf unser Körper gerade hat (daher auch Bedarfshunger), um optimal zu funktionieren.
9. Heißhunger
Oh ja, wir kennen ihn alle! Dieser Hunger entsteht oft, wenn wir tagsüber nicht genug, unausgewogen oder falsch gegessen haben. Dein Blutzuckerspiegel gerät in eine Achterbahnfahrt, und du verspürst ein starkes Verlangen nach schneller Energie meist in Form von süßen, fettigen oder kohlenhydratreichen Snacks.
Oft wird Heißhunger ausgelöst, weil wir zu wenig oder falsch gegessen haben. Über viele Stunden nichts gegessen zu haben oder nach dem Verzehr von Zucker, Weißmehlprodukten und/oder Alkohol ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Heißhunger ausgelöst wird.
10. Hormonhunger
Der Hormonhunger plagt uns Frauen meist in unserer körperlich sensiblen Phase, zum einem vor Beginn oder während der Menstruation, zum anderen in und nach den Wechseljahren. Im Laufe des Menstruationszyklus durchlebt dein Körper verschiedene hormonelle Veränderungen, darunter eine Zunahme von Progesteron und Östrogen. Diese beiden Hormone können den Appetit und das Essverhalten beeinflussen. Besonders in der Lutealphase des Zyklus (die Zeit zwischen dem Eisprung und dem Beginn der Menstruation) steigt der Progesteronspiegel an. Dies kann dazu führen, dass du mehr Hunger hast und ein enormes Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln verspürst – leider sind das oft Gelüste nach süßen oder kalorienreichen Snacks.
11. Emotionaler Hunger
Dass manche von uns beim Essen über die Stränge schlagen, hat sehr oft wenig mit dem eigentlichen Hunger zu tun. Es kann aber „gefährlich“ werden, wenn Essen als emotionale Krisenbewältigung benutzt wird. Ja, Essen ist Futter für die Seele – aber nur, solange man selbst die Kontrolle darüber hat, wie viel man zu sich nimmt.
Emotionen spielen eine große Rolle in unserem Leben. Sie sind unser innerer Kompass, der uns leitet und uns zeigt, wie wir uns fühlen. Manchmal können wir jedoch von unseren Emotionen überwältigt werden. Dann versuchen wir häufig, sie auf ungesunde Weise zu kontrollieren oder zu unterdrücken. Indem wir essen und essen und noch mehr essen, versuchen wir mit schwierigen Emotionen umzugehen. Zum Beispiel kann der Drang zu essen durch Gefühle wie Angst, Traurigkeit, Einsamkeit oder sogar Freude ausgelöst werden. Essen wird dann zum Mittel, um diese Emotionen zu verdrängen oder gar zu „betäuben“.
12. Herzenshunger
Herzenshunger ist eng mit emotionalem Hunger verknüpft, geht jedoch noch tiefer. Er entsteht, wenn wir emotionale Leere oder unerfüllte Sehnsüchte verspüren. Oft essen wir, um uns zu trösten oder um uns von belastenden Gefühlen abzulenken. Hier hilft es, sich bewusst mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen und Lösungen zu finden, die nicht auf Essen basieren
Das waren sie also, die 12 verschiedenen Hungerarten. Damit du eine gesunde, achtsame Beziehung zu dir selbst entwickeln kannst, musst du auf deine seelischen Bedürfnisse achten und vor allem die Verbindung zwischen deinem Geist und deinen Körper herstellen. Indem du lernst, deine Gefühle bewusst wahrzunehmen, zu reflektieren und auch zu respektieren, stärkst du deine innere Balance. Versuche in dich hineinzuhören, was du wirklich brauchst, um glücklich zu sein. So entwickelst du ganz nebenbei eine gesunde Beziehung zum Essen und in weiterer Folge zu deinem Körper.
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