Der Klimawandel sorgt für einen beinahe ganzjährigen Pollenflug. Worauf sich Allergiker:innen in den kommenden Monaten einstellen müssen und was ihr Leben erleichtern kann:
Der heurige Winter war einer der mildesten der 256-jährigen Messgeschichte von GeoSphere Austria (ehem. ZAMG) und das warme Wetter hatte Auswirkungen auf den Pollenflug. Die Pollensaison startete einen ganzen Monat früher als im langjährigen Schnitt – ein Problem für Menschen mit Allergien. Doch die Pollen fliegen nicht nur im Frühling – aufgrund des Klimawandels sind sie nun ganzjährig unterwegs.
Die Pollensaison 2023
Hasel- und Erlenpollen waren heuer schon besonders aktiv, worauf die Allergiker:innen überdurchschnittlich stark reagierten, erklärt Uwe E. Berger, MBA, Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien. Das könne daran liegen, dass ihr Immunsystem aufgrund der Hygienemaßnahmen während der Pandemie untrainierter als üblich ist und deshalb ungewöhnlich stark auf Pollenallergene reagiere. Die Birken- und Eschenblüte wird hingegen heuer verträglicher: „Ob trotz der geringeren Pollenbelastung auch die Symptomstärke geringer ausfällt, kann aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht prognostiziert werden“, so Berger.
Unterdurchschnittlich ausfallen werden die Intensität der Birken- und auch der Eschenblüte. Das liege daran, dass einer starken Saison aufgrund des biologischen Musters eine schwächere folgt und 2022 die Pflanzenblüte stark war: „Damit können Allergiker:innen aufatmen und mit einer eher milden Saison rechnen“, so der Forscher. Die Entwarnung sei trotzdem mit Vorsicht zu genießen, außerdem kann es bei Menschen, die auf Eschenpollen allergisch sind, zu einer Kreuzallergie kommen.
Ähnliche allergieauslösende Strukturen wie die Esche haben etwa der Ölbaum, Liguster, Flieder, Goldflieder (Forsythie) und Jasmin. „Kontakt mit dem Blütenstaub dieser Pflanzen löst Beschwerden an Augen und den Atemwegen aus“, informiert Berger. Eine Kreuzallergie bei der Birke wird durch Kern- und Steinobst, Kiwi, (frische) Feige, Baumnüsse, Sellerie, Soja, Erdnuss oder die Karotte ausgelöst. Bei den meisten Allergiker:innen besteht diese sogenannte Pollen-assoziierte oder sekundäre Nahrungsmittelallergie jedoch nicht nur während des Pollenfluges, sondern das ganze Jahr – meist mit lokalen Symptomen im Mundbereich.
Die Gräserpollen
Eine genaue Prognose des Gräserpollenflugs sei noch nicht möglich. „Dieser beginnt meist in der ersten Maihälfte und dauert – mit zwei bis drei Höhepunkten – aufgrund der Artenvielfalt bis in den Juli und August.“ Die Pflanzen Beifuß und Ragweed (Ambrosia, Traubenkraut), die miteinander verwandt sind, blühen meist vom Spätsommer bis in den Herbst hinein. Eine genaue Prognose ist laut dem Forscher auch hier nicht möglich, da das Ausmaß der Saison von der Temperatur, den Lichtstunden im Mai und Juni sowie der Niederschlagsmenge abhängig ist. Die Blüte der Purpurerle wird in der Weihnachtszeit erwartet, gefolgt von der heimischen Erle.
Pollenwarndienst
„Exakte tagesaktuelle Pollenvorhersagen stellt der Pollenwarndienst (www.pollenwarndienst.at) laufend zur Verfügung“, so der Leiter des Pollenwarndienstes. Eine Übersicht über den Pollenflug vom Pollendienst sehen Sie hier:
Pollenkalender
Die Pollen-App
Auf der Homepage des Pollendienstes kann man auch die kostenlose App herunterladen, die vom ärztlichen Mitarbeiter Dr. Markus Berger weiterentwickelt und mit neuen Features versehen wurde.
Die App bietet nun auch eine „Gewitterwarnung“ und in Kooperation mit www.menschenswetter.at darüber hinaus das „Asthmawetter“ an. Allergiker:innen mit Asthma können auf sie zugeschnittene tagesaktuelle Wetterinformation abrufen. „Bei einem Gewitter werden Pollenkörner und andere Partikel wie Feinstaub und Schimmelsporen aus höheren Luftschichten in Bodennähe gedrückt, die Pollenkörner platzen durch den Regen auf und setzen Allergene frei“, so der Mediziner. Außerdem werden Informationen zum Ozongehalt bereitgestellt, da Ozon die Symptome vor allem bei Gräser- und Birkenpollenallergiker:innen verschlechtern und auch bei Asthmapatient:innen vermehrte Beschwerden auslösen kann. „Auf Basis der Einträge im „Pollentagebuch“, das auch Teil der App ist, kann die Polleninformation auch individuell auf den einzelnen Benutzer zugeschnitten werden und bietet damit eine ganz persönliche Pollenwarnung“, informiert Dr. Berger.