Jährlich erkranken in Österreich etwa 39.000 Menschen an Krebs, Männer etwas häufiger als Frauen. Für beide Geschlechter sind bösartige Tumore nach Herz-Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache. Ende 2014 lebten laut Statistik Austria 330.492 Menschen mit Krebsdiagnose in Österreich. Etwas mehr als die Hälfte aller neuen Fälle entfielen auf Darm-, Lungen-, Brust- oder Prostatakrebs.
Anzahl der Erkrankungen steigt
In den 20 Jahren bis 2014 ist die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen von 34.000 auf 39.000 angestiegen, obwohl zugleich das Erkrankungsrisiko deutlich gesunken ist. Diese Entwicklung sei unter anderem eine Folge der demografischen Alterung sowie der steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung. Im höheren Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, zu. Durch verstärktes Screening und bessere Diagnosemethoden wird Krebs zudem öfter und früher erkannt.
Längere Lebenserwartung mit Krebs als früher
Bei rund 20.500 Personen führte im Jahr 2014 Krebs zum Tod. Das relative Fünf-Jahres-Überleben ist aber seit 1994 von 48 auf 61 Prozent gestiegen. "Das heißt, der Überlebensnachteil von Personen mit einer Krebserkrankung im Vergleich zur Gesamtbevölkerung verringerte sich von 52 Prozent auf 39 Prozent", berichtete Statistik Austria am Mittwoch.
Das relative Fünf-Jahres-Überleben für alle Malignome lag bei Frauen bei 63 und bei Männern bei 59 Prozent. 20 Jahre zuvor rangierte es bei 53 Prozent bei Frauen und bei 43 Prozent bei Männern. Der stärkere Zugewinn der Männer wird auf den Rückgang der Häufigkeit von Lungenkrebs bei Männern und auf die frühere Diagnose von Prostatakrebs durch Screenings zurückgeführt.
Die wichtigsten Krebsarten und wie man sie feststellt
1/6
1. Lungenkrebs
Krebsart: Nach Brust-, Darm- und Prostatakrebs zählt Lungenkrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen weltweit. Die Zahl der Neuerkrankungen ist im Steigen, vor allem bei Frauen. Die meisten Fälle treten zwischen dem 55. und 65. Lebensjahr auf. Risikofaktor Nummer eins ist das Rauchen. 90 Prozent der Lungenkrebspatienten sind Raucher, Exraucher oder Passivraucher. Darüber hinaus spielen Belastungen der Atmungsorgane durch Erkrankungen wie etwa chronische Bronchitis oder chronisch obstruktive pulmonale Erkrankungen (COPD) eine große Rolle.
Untersuchung: Früherkennung von Lungenkrebs ist schwierig. Derzeit gibt es für Lungenkrebs noch keine verlässliche Früherkennungsuntersuchung. Zeigt der Patient auffällige Symptome wie Brustschmerzen, Atemnot oder blutigen Husten, ist der Tumor meist schon weit fortgeschritten. Häufiger Husten ist ein mögliches Symptom. Daher sollten Risikopatienten (Raucher) regelmäßige Kontrollen beim Lungenfacharzt durchführen lassen. Dies erfolgt durch ein Lungenröntgen, eine Computertomografie der Lunge oder eine Bronchoskopie. So kann man abklären, ob ein Tumor vorhanden ist.
2. Brustkrebs
Krebsart: In Österreich ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen, jede siebente bis zehnte erkrankt im Laufe ihres Lebens daran. Die Häufigkeit der Erkrankung steigt mit zunehmendem Lebensalter und erreicht ein Maximum zwischen dem 55. und 65. Lebensjahr, wobei ein deutlicher Anstieg bei jüngeren Frauen zu verzeichnen ist.
Untersuchung: Ab dem 20. Geburtstag wird neben jährlicher gynäkologischer Brustuntersuchung auch eine regelmäßige Selbstuntersuchung empfohlen. Monatlich, am besten knapp nach Ende der Regelblutung, sollte die Brust nach knotigen Veränderungen abgetastet werden. In Österreich werden alle 45- bis 69-jährigen Frauen automatisch regelmäßig alle 24 Monate zur Mammografie-Untersuchung eingeladen. Frauen von 40 bis 45 und ab 70 Jahren können sich freiwillig alle zwei Jahre kostenlos zu einer Früherkennungsmammografie anmelden. Bei Beschwerden, Erkrankungen oder erhöhtem Brustkrebsrisiko kann jederzeit eine fachärztliche Zuweisung zu einer diagnostischen Mammografie erfolgen.
3. Prostata- und Hodenkrebs
Krebsart: In Österreich ist Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung beim Mann. Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen das Lebensalter (ab dem 50. Lebensalter steigt das Risiko), ungesunde Ernährung oder genetische Faktoren. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern zwischen 20 und 40 Jahren ist Hodenkrebs.
Untersuchung: Männer ab 20 Jahren sollten monatlich ihre Hoden nach Veränderungen abtasten. Ab 45 Jahren (bei Vorbelastung ab 40) wird jährlich eine Tastuntersuchung der Prostata durch einen Urologen beziehungsweise eine Ultraschalluntersuchung empfohlen. Durch einen Bluttest (PSA-Test) können bösartige Veränderungen festgestellt werden. Dazu wird das prostataspezifische Antigen (PSA), das von den Prostatazellen bei einem Karzinom vermehrt produziert wird, gemessen. Infektionen durch Humane Papillomaviren (HPV) können zu Krebsvorstufen und in Folge zu Penis-, Analkarzinomen oder Krebsformen im Bereich des Rachens und Kehlkopfes führen.
4. Unterleibskrebs
Krebsart: Gebärmutterkrebs ist der vierthäufigste Tumor bei Frauen. Die Krebserkrankung kann den Gebärmutterkörper – hier besonders die Schleimhaut –, aber auch den Gebärmutterhals (Zervixkarzinom) betreffen. Infektionen durch Humane Papillomaviren (HPV) können zu Krebsvorstufen und in weiterer Folge unter anderem zu Gebärmutterhals-, Scheidenkrebs, aber auch Krebsformen im Bereich des Rachens und Kehlkopfes führen.
Untersuchung: Ab dem 20. Geburtstag sollten einmal jährlich im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung eine Kontrolle des Gebärmuttermundes und der Krebsabstrich (PAP) zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs durchgeführt werden. Die Krebshilfe empfiehlt Mädchen zwischen neun und 15 Jahren sowie Frauen zwischen 15 und 45 Jahren eine HPV-Impfung. Eierstockkrebs ist die achthäufigste Krebserkrankung bei Frauen. Je früher ein Tumor durch eine Ultraschalluntersuchung erkannt wird, desto besser.
5. Darmkrebs
Krebsart: Darmkrebs ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung. Ab dem 50. Lebensjahr steigt das Risiko einer Erkrankung deutlich an. In mehr als 90 Prozent der Fälle einer Dickdarmkrebs-Erkrankung sind vor der Entstehung des Karzinoms viele Jahre hindurch Vorstufen in Form von anfangs gutartigen Darmpolypen nachweisbar.
Untersuchung: Ab dem 50. Lebensjahr ist alle sieben bis zehn Jahre eine Darmspiegelung (Koloskopie), eventuell mit Entnahme einer Gewebeprobe, empfehlenswert, um Darmpolypen rechtzeitig zu erkennen und zu entfernen. Die Entfernung von Darmpolypen ist Diagnose, Therapie und Krebsvorsorge in einem einzigen Schritt. Dadurch können 90 Prozent der Krebserkrankungen verhindert werden. Mithilfe eines okkulten Bluttests ist es möglich, Blut im Stuhl sichtbar zu machen und auf diese Weise erste Hinweise auf Darmerkrankungen zu erhalten. Empfohlen wird ein jährlicher Check.
6. Hautkrebs
Krebsart: Die Häufigkeit von schwarzem Hautkrebs (Melanom) hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Rund zehn bis 15 neue Melanome treten pro 100.000 Einwohnern auf. Sobald sich Form, Größe oder Farbe von Muttermalen verändern, sollte sofort ein Hautarzt aufgesucht werden. Melanome können sich bereits im Kindesalter entwickeln. Hautkrebsvorsorge ist daher in jedem Alter sinnvoll.
Untersuchung: Eine Selbstuntersuchung der Muttermale auf Veränderungen ist sinnvoll. Ob ein Muttermal jedoch gefährlich oder ungefährlich ist, kann ein Laie kaum beurteilen. Daher sollte einmal oder besser zweimal (vor und nach den Sommermonaten) im Jahr eine Kontrolle der Muttermale beim Hautarzt erfolgen. Dabei wird das Muttermal mit einer speziellen Lupe untersucht. Einige Hautärzte bieten auch eine Fotodokumentation und computerunterstützte Speicherung verdächtiger Muttermale an. Dies ist bei besonders vielen Muttermalen zu empfehlen. So können Veränderungen genau dokumentiert und verglichen werden. Risikopatienten sollten kürzere Kontrollzeiten einhalten.
Im Zeitraum von 1983 bis 2014 wurden im Österreichischen Krebsregister 1,128.300 Krebsneuerkrankungen bei 1,056.552 Menschen mit Hauptwohnsitz in Österreich verzeichnet. Von ihnen lebten Ende 2014 noch 330.492, 174.347 Frauen und 156.145 Männer. Von 1.000 Menschen in Österreich lebten also 38 mit einer Krebsdiagnose. Die Anzahl der mit Krebs lebenden Personen an einem bestimmten Stichtag, die sogenannte Krebsprävalenz, steigt seit Jahren. 2004 waren es 236.884 Betroffene (127.441 Frauen und 109.443 Männer). Bis 2014 ist die Prävalenz um 40 Prozent (Frauen 31 und Männer 43 Prozent) angestiegen. Ursachen sind auch hier der zunehmende Seniorenanteil und die steigende Lebenserwartung sowie die verbesserten Überlebensaussichten.
Bei Frauen war zum Erhebungszeitpunkt Brustkrebs (71.854) am häufigsten, gefolgt von Darmkrebs (19.474) und Gebärmutterkörperkrebs (13.724). Männer litten am öftesten an Krebserkrankungen der Prostata mit 59.584 Fällen, gefolgt von Darm (22.708) und Harnblase (11.436).