Longevity-Interview

(Lebens)Stilikone Elisabeth Gürtler verrät ihr Jungbrunnen-Geheimnis

11.11.2024

Hotelière Elisabeth Gürtler zählt zu den Pionierinnen der Longevity-Bewegung. In ihrem Alpin Resort Sacher in Seefeld trifft Luxus auf maßgeschneiderte Langlebigkeitsmedizin. Sie selbst lebt ihr Konzept. Das Interview mit der (Lebens)Stilikone.

Zur Vollversion des Artikels
© Chris Singer
Zur Vollversion des Artikels

„Ziele“, sagt Elisabeth Gürtler, „erzeugen Spannung im Körper.“ Innovationen aufzuspüren, Trends zu setzen und Menschen mit Neuem zu begeistern – das sind Elisabeth Gürtlers größte Herausforderungen und damit gleichzeitig ihre Jungbrunnen. Mit Dezember lanciert Gürtler in ihrem Hotel Alpin Resort Sacher ein neuartiges Longevity-Konzept, das auf maßgeschneiderter Medizin basiert.

Reverse Aging im Fokus

Seit der Übergabe der Sacher-Hotels Wien und Salzburg an die nächste Generation widmet sich Elisabeth Gürtler voll und ganz dem 5-Sterne-Superior Haus in Tirol, das sie von ihren Eltern erbte. Der legendäre Sacher-Luxus trifft in dem auf 1.200 Meter gelegenen Refugium auf Tiroler Gastfreundschaft und High-End-Medizin. Gut leben, genießen und dabei nachhaltig etwas für sich tun – so lautet ihr Credo. Was man alles für sich tun kann und auf welche Reverse-Aging-Strategien sie persönlich setzt, verrät die Grande Dame der Hotellerie im Interview:

© Chris Singer

Vor 15 Jahren, als Longevity in den Kinderschuhen steckte, etablierten Sie in Ihrem Hotel in Seefeld bereits ein auf Zellverjüngung ausgerichtetes Gesundheitskonzept. Wie kam es dazu?
Elisabeth Gürtler:
Der Körper, das ist schon lange bekannt, profitiert sehr von einem Aufenthalt in der Höhe. Das Alpin Resort Sacher liegt auf 1.200 Metern. Diese besondere Lage wollten wir nutzen. Vom Hotel aus kann man noch viel weiter hinauf wandern. Kombiniert man den Aufenthalt in der Höhe mit körperlicher Leistung, muss der Organismus noch mehr arbeiten. Damit baut er Energie auf – er wird stählern, gesünder und gewinnt an Kraft. Profifußballer verbringen deshalb sieben bis zehn Tage zu Trainingszwecken in der Höhe.

Sie beschäftigen sich intensiv mit den diversen Longevity-Strategien. Welche zählen für Sie zu den kraftvollsten?
Gürtler:
Neben dem Höhentraining hat für mich die Kälte einen großen Stellenwert. Weiters gehören guter Schlaf, Bewegung in der Natur, regelmäßiges Fasten, das Verfolgen von Zielen und soziale Kontakte für mich zu einem guten Lebensstil.

Longevity-Resorts boomen und warten oftmals mit einer Vielzahl an Gerätschaften auf. Welche Innovationen sind Gamechanger? Wo beginnt die Geschäftemacherei?
Gürtler:
Hormonspezialist und Gynäkologe Prof. DDr. Johannes Huber steht dem Alpin Resort Sacher als medizinischer Berater zur Seite. Wir haben uns alle Innovationen und Gerätschaften angesehen. Als wirklich sinnvoll und wirksam erachten wir die Kältekammer und das Intervall Hypoxie-Hyperoxie Training, IHT. IHT ist eine Technologie, die eine künstliche Sauerstoffknappheit mittels Maske herbeiführt. Die Methode erzielt in viel kürzerer Zeit ähnliche Effekte wie ein einwöchentliches natürliches Höhentraining. So können auch Gäste, die nur ein paar Tage bei uns verbringen, von den Höheneffekten profitieren.

Die Führung der Sacher-Hotels haben Sie an die nächste Generation abgegeben. Ihr Fokus liegt jetzt auf „ihrem“ Hotel, dem Alpin Resort Sacher. Damit haben Sie Ihren Arbeitsmittelpunkt von Wien aufs Tiroler Hochplateau verlegt. Wie hat sich dieser Wechsel ausgewirkt?
Gürtler:
Durch Seefeld genieße ich einerseits die Effekte des Höhentrainings und ich habe die Möglichkeit, mich in der Natur zu bewegen. Ebenso wichtig ist, dass ich durch das Hotel eine Aufgabe habe. Die Umsetzung von Zielen setzt Energien frei. Das sind zum Teil banale Ziele. Das Hotel muss Umsatz machen. Aber ich habe auch das Ziel, den Gästen ständig etwas Neues zu bieten. Das beschäftigt mich. Neuerungen sind wichtig. Das weiß ich aus meinen Zeiten als Opernball-Organisatorin. Interessant war nie, was ich mache, sondern was ich Neues mache. Man muss ständig darüber nachdenken, was attraktiv ist und was im Trend liegt.

Frau Gürtler, was gibt es Neues?
Gürtler:
Ab Dezember können unsere Gäste eine hoch qualifizierte und auf Longevity spezialisierte Internistin im Haus konsultieren. Wenn der Gast das entsprechende Vertrauen gewonnen hat, lässt er ein Blutbild inklusive Hormonstatus sowie eine DNA-Analyse durchführen. Nur mittels dieser Werte und Daten ist es möglich zu erkennen, welche Nahrungsergänzungsmittel man benötigt, wie man am besten abnimmt und welche Art der Bewegung besonders wichtig ist. Ich weiß seit meiner DNA-Analyse z.B., dass Schokolade – meine Schwäche – mich nicht zunehmen lässt. Und ich nehme jetzt viel weniger Supplemente zu mir. Es braucht dafür allerdings eine Spezialistin, die die Daten auswerten kann.

© Chris Singer

Wie werden Defizite angegangen?
Gürtler:
Die Ärztin bietet u.a. maßgeschneiderte Infusionen und eine Anleitung für einen guten Lebensstil im Alltag an. Zudem steht Hormonspezialist Prof. DDr. Johannes Huber für Online-Konsultationen zur Verfügung. Er arbeitet mit Hormonkosmetik. Haarausfall kann z.B. mit einem speziellen, mit Progesteron angereicherten Haarwasser entgegengewirkt werden, das in die Kopfhaut eingeschleust wird.

Ihr Hotel ist ein Ort der Gemütlichkeit und des Luxus. Loungebetten laden zum Verweilen ein, im Restaurant wird abends ein 7-Gänge-Menü serviert. Wie lässt sich das mit dem Longevity-Lifestyle, der ja von Askese geprägt ist, vereinen?
Gürtler:
Longevity muss nicht zwangsläufig von Askese geprägt sein. Ich möchte kein Sanatorium sein, wo der Darm gereinigt wird, sondern ein Luxushaus, das man mit einem Zusatzeffekt verlässt. Mein Ziel war es, ein Konzept zu entwickeln, das der Gast mit all seinen Sinnen genießen und dabei etwas fürs Leben mitnehmen kann. Es riecht gut, alle Materialien sind gut anzugreifen, man kann Schönes sehen, es spielt immer die passende Musik und man kann hervorragend essen. Zudem hat der Gast die Möglichkeit täglich ein, zwei Stunden etwas für seine Gesundheit zu tun. Man kann ins Dampfbad gehen, sich eine Augustinus-Bader-Gesichtsbehandlung oder eine Faszienmassage gönnen, schwimmen, in die Kältekammer sowie in die Sauna gehen, sich in der Natur bewegen, z.B. langlaufen, und sich von Experten spezifisch und ganz individuell betreuen lassen.

Wie sieht denn Ihr persönlicher Longevity-Plan aus?
Gürtler:
Prof. Huber ist ein Anhänger des Intervallfastens. Er hat mich überzeugt, ab 16 Uhr nichts mehr zu essen. Der Körper, so hat er mir erklärt, regeneriert in der Nacht schlechter, wenn er mit seinem Verdauungsapparat beschäftigt ist. Zudem bin ich Vegetarierin. Hier und da, wenn ich eingeladen bin, gibt es ein Abendessen, vielleicht sogar mit Fleisch – aber das verschafft mir immer ein schlechtes Gewissen. Allerdings: Je älter man wird, desto weniger ist man eingeladen (Lacht). Jetzt stehen meine Nachfolger auf der VIP-Liste. Das macht das Intervallfasten einfacher.

Haben Sie einen Trainingsplan?
Gürtler:
Ich schwimme täglich 30-mal neun Meter und ich laufe 10 Minuten bei ca. 8 km/h auf dem Laufband. Ich genieße auch die Spaziergänge mit meinem Hund im Freien.

© Chris Singer

Was ist mit Krafttraining?
Gürtler:
Das mache ich leider noch nicht, aber ich plane mit regelmäßigem Krafttraining zu starten. Man muss die Muskeln trainieren, um die Kraft zu erhalten, die Haltung zu bewahren und die Knochen zu schützen.

Wie streng sind Sie zu sich?
Gürtler:
Sehr streng. Natürlich könnte ich mich weniger bewegen und dick werden. Aber dafür ist mir das Thema Körpergefühl viel zu wichtig. Sie kennen das sicher auch. Selbst wenn ich nur zwei Kilo zunehme, fühle ich mich so elend, dass meine ganze Energie weg ist. Und ich passe nicht mehr in mein Gewand. Aber Mode ist der Anschluss an die Jugend. Daher wiege ich mich jeden Tag, ich faste und bringe meinen Körper dazu, Resistenzen zu erzeugen. Wann entwickelt er Resistenzen? Wenn er in Lebensgefahr ist: also wenn er hungern muss und wenn er Kälte ausgesetzt ist.

Sie sind über das reguläre Pensionsantrittsalter hinaus und arbeiten noch täglich. Werden Sie nie müde?
Gürtler:
Wird man gesünder, wenn man aufhört zu arbeiten? Ich glaube nicht. Im Arbeitsleben muss man sich ständig Ziele setzen und man entwickelt Energien, um diese zu erreichen. Man ist geistig gefordert und hat eine Aufgabe. Ich werde täglich gezwungen, etwas zu tun. So wie man einmal am Tag außer Atem kommen sollte. Ohne Aufgabe lebt man nur vor sich hin. Tägliche Herausforderungen sind eine wichtige Säule eines langen Lebens in guter Gesundheit.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel