Magenbotox wird seit Kurzem auch in Österreich angeboten. Die minimalinvasive, tagesklinisch durchgeführte endoskopische Behandlung ermöglicht eine Gewichtsreduktion ohne Jo-Jo-Effekt und Heißhunger-Attacken.
Seit fast 30 Jahren hat sich Botulinumtoxin A – besser bekannt als „Botox“ – als „Faltenglätter“ in der ästhetischen Medizin bewährt. Doch die Anwendungsmöglichkeiten mit dem Nervengift sind enorm vielfältig und weitläufig. Auch in der Neurologie, Orthopädie, Dermatologie, Gynäkologie und Urologie wird Botox eingesetzt. Nun wird eine in Skandinavien erfundene – und dort sowie in der Türkei bereits weit verbreitete – Anwendung mit Botulinumtoxin zur Unterstützung der Gewichtsreduktion seit Kurzem in Österreich angeboten.
Neue sanfte Therapieoption. Hierzulande gelten etwa 3,4 Millionen Menschen (Anm.: jeder Dritte) als übergewichtig oder adipös. Außerdem erreicht jeder Siebente (Anm.: darunter auch immer mehr Jugendliche) einen BMI von 30. Für diese Betroffenen eignet sich etwa die minimalinvasive endoskopische Magenbotox-Behandlung, die tagesklinisch unter Sedierung und somit völlig schmerzfrei, während einer Gastroskopie in ungefähr 25 Minuten erfolgt. Der Missing Link zwischen strenger Diätkur und invasiven Adipositas-Operationen richtet sich an Patient:innen mit einem BMI zwischen 27 und 40, die Gewicht verlieren möchten. Gegen die Therapie sprechen beispielsweise Geschwüre oder Entzündungen. Kontraindikation stellen neurologische Erkrankungen sowie eine Schwangerschaft dar.
Das Erfolgsrezept der Spritze
Beim Verfahren wird der Austausch zwischen dem Magen und dem Gehirn durch die vorübergehende Stilllegung des Vagusnervs blockiert. Die Magenentleerung verzögert sich und das Hungergefühl wird reduziert. Das führt sukzessive zum Gewichtsverlust. Laut dem heimischen Magenbotox-Pionier Chirurg Dr. Friedrich Weiser vom Medico Chirurgicum sei es entscheidend, dass durch die neue Technik auch das Niveau des Hungerhormons Ghrelin signifikant reduziert werde. Das vermindere somit den Appetit und beuge den gefürchteten Heißhungerattacken vor. Chirurgin Dr. Katayoun Tonninger-Bahadori – ebenso Expertin auf dem Gebiet – betont, dass der Eingriff unbedingt von Mediziner:innen aus einem zertifizierten Zentrum für Magen- und Darmspiegelungen, mit der nötigen Expertise für die Magenbotox-Technik durchgeführt werden sollte. Denn der gewünschte Effekt – das heißt der Gewichtsverlust – lasse sich nur durch die Injektion an den richtigen Stellen erzielen (Anm.: rechts finden Sie die Bilder zum Prozedere).
Abnehmen ohne Heißhunger
Bei der Magenbotox-Therapie wird Dr. Weiser zufolge eine spezielle Form von Botulinumtoxin A während einer Gastroskopie per Endoskop und unter Bildschirmkontrolle an etwa zwanzig bestimmten Stellen im Magen injiziert. „Unsere ersten Erfahrungen nach knapp einem Jahr sind sehr gut und entsprechen durchaus jenen, die schon von den Experten in der Türkei gesammelt wurden. Wir führen über jeden Patienten genau Buch, messen in regelmäßigen Abständen Körpergewicht, Leibesumfang und Fettanteil im Körper. Im Durchschnitt verlieren unsere Patienten bereits in den ersten vier Monaten rund 11 kg“, so Dr. Weiser. Die Zufriedenheit mit der Behandlung sei allgemein hoch. Ein Gewichtsverlust von 15 bis 20 Kilogramm binnen sechs Monaten sei prinzipiell möglich und danach könne – falls erforderlich – eine weitere Behandlung durchgeführt werden. Da bei dem Eingriff weder Gewebe noch Teile eines gesunden Organs entfernt werden, entfällt im Gegensatz zu anderen Methoden z. B. auch die Notwendigkeit, lebenslang Mittel und Präparate zum Ausgleich von Mangelerscheinungen einzunehmen, expliziert Dr. Tonninger-Bahadori.
Nach der Behandlung
Der Erfolg ist davon abhängig, ob die nötigen Verhaltensänderungen wie beispielsweise Diät und sportliche Betätigung (Anm.: Schwimmen, Nordic Walking, etc) befolgt werden oder nicht. Das Motto der Magenbotox-Anwendung laute aber laut der Chirurgin: „Lieblingsspeisen weiterhin genießen, aber eben mit Maß und Ziel. Und genau das fällt vielen jetzt leichter als früher, da das Sättigungsgefühl nun länger anhält und das Hungergefühl reduziert ist.“ Beachten solle man grundsätzlich, dass die verbrauchten Kalorien höher sein müssen, als die Zugeführten, um abnehmen zu können! Einschränkungen gäbe es aber – abgesehen von den ersten Tagen nach dem Eingriff, an denen eine spezielle flüssigkeitsbasierte Diät nötig ist – keine. Aus rechtlichen Gründen dürfen nur zwölf Stunden nach der Sedierung keine Fahrzeuge gelenkt, oder Verträge unterschrieben werden. Die Lähmung der Magenmuskulatur an den 20 genau definierten Stellen hält sechs Monate lang und danach sind die Magenbotox-Depots im Körper vollständig abgebaut.
Die Fakten zum Eingriff
Ablauf
Patientenzielgruppe und Ausschließungsgründe |
Experten für Magen-Botox:
Dr. Friedrich Weiser
Facharzt für Chirurgie
Anton-Baumgartner-Straße 44, 1230 Wien
www.medico-chirurgicum.at
Dr. Katayoun Tonninger-Bahadori
Fachärztin für Chirurgie
Schloßhofer Str. 13-15,
1210 Wien
tonninger.wien
Dr. Halkawt Al-Mufti
Facharzt für Chirurgie
Anton-Baumgartner-Straße 44, 1230 Wien
www.medico-chirurgicum.at