Mängel im Gesundheitswesen
Österreich - Weltmeister in der Reparaturmedizin
11.04.2016
Symposium in Seitenstetten widmet sich der Prävention von chronischen Erkrankungen
Um Fragen von Theorie und Praxis im Gesundheitswesen geht es in den kommenden Tagen (13. bis 16. April) beim Gesundheitsforum Seitenstetten "Prävenire" in Niederösterreich. In- und ausländische Fachleute widmen sich im Rahmen der Veranstaltung speziell der Prävention rund um chronische Erkrankungen. Daraus sollen begleitend evaluierte Modellprojekte in vier österreichischen Gemeinden werden.
Potenzial im Gesundheitswesen
Österreich besitze an sich ein sehr gutes Gesundheitswesen, sagte der aus Innsbruck stammende Organisator, Armin Fidler. Er hat rund 25 Jahre als Spezialist für Gesundheitsstrategie und Gesundheitspolitik der Weltbank sowie für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gearbeitet. Zwei wichtige Vorteile: "Wir haben sehr gute Kapazitäten, und die Menschen schätzen das österreichische Gesundheitswesen."
Viel Geld - Geringer Erfolg
Doch genauso existierten auch erhebliche Einschränkungen, wie Fidler betonte. Er arbeitet jetzt hauptberuflich für das Management Center Innsbruck und gestaltet dort gemeinsam mit den Universitäten in Bologna, Rotterdam und Oslo ein Masterprogramm für Gesundheitsökonomie und Management. "Wir geben in Österreich im internationalen Vergleich relativ viel für Gesundheit aus, wir bekommen aber relativ wenig zurück", sagte der Fachmann. Gründe dafür wären zum Beispiel: "Wir sind Weltmeister in der Reparaturmedizin." Gleichzeitig sei die Gesundheitskompetenz der Menschen im Durchschnitt schlechter als in den meisten anderen europäischen Staaten. Die Reformversuche im österreichischen Gesundheitswesen wären prinzipiell gut, die Sache sei aber eben die Umsetzung.
..Wir sind das letzte Raucherparadies"
"Symptomatisch ist, dass Österreich eine der niedrigsten Durchimpfungsraten in der zivilisierten Welt aufweist. (...) Wir sind die Weltmeister im Rauchen. Wir sind das letzte Raucherparadies", sagte Fidler zu den ersten beiden Themen. Menschen mit psychischen Erkrankungen litten trotz der großen Häufigkeit solcher Probleme noch immer massiv unter Stigmatisierung, ähnlich jener im 18. oder 19. Jahrhundert. Gleichzeitig sei der ökonomische Schaden hoch. Beim Diabetes handle es sich schließlich um eines der größten Probleme der Zukunft. "Wir befinden uns in einem epidemiologischen und demografischen Übergangsstadium, in dem diese Erkrankung massiv zunimmt." Das gelte aber auch für viele andere chronische Krankheiten.