Fällt uns die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit schwerer?
Dr. Kasper: In der Tat ist die Zeitumstellung für die Menschen eine Herausforderung. Insofern, weil ein zirkadianer (Anm.: innerer) Schlaf-wach-Rhythmus von bis zu 25 Stunden in uns vorhanden ist. Dieser ist durch unsere 24-Stunden-Tage bereits reduziert und wird durch die Umstellung auf 23 verkürzt.
Wie wirkt sich das auf den Organismus aus?
Dr. Kasper: Menschen, die hier sensibler und anfälliger sind, fühlen sich womöglich in der Antriebslage verändert, so dass sie meinen, es funktioniert nicht alles so gut, wie es sein soll. Manche sind ein bisschen ärgerlicher, manche kriegen vermehrt Angstsymptome – eher unspezifische Anzeichen. Vor allem, wenn man sehr viel arbeiten muss und Stress hat, sind die Symptome schwerwiegender.
Was hilft am besten dagegen?
Dr. Kasper: Licht-Exposition: also Licht tanken mit den Augen. Das heißt, viel an die frische Luft gehen und in der Sonne sein. Rausgehen, auf den Berg fahren, zum Skifahren – bei einfachen Spaziergängen ist es am besten, keine Sonnenbrille zu tragen, damit das Licht ungehindert auf die Rezeptoren im Auge treffen kann. Wichtig: Aber bloß nicht direkt in die Sonne schauen, das hätte nämlich 100.000 Lux und könnte das Auge dauerhaft schädigen.
Sind Sie pro oder kontra Zeitumstellung?
Dr. Kasper: Alles, was abrupt ist, ist ungünstig – klar, man kann die Zeit nicht minutenweise umstellen. Insofern bin ich persönlich der Meinung, dass wir die Zeitumstellung, rein von der Physiologie her, überhaupt nicht brauchen. Denn jetzt gehe ich bereits bei Helligkeit in der Früh mit meinem Hund spazieren und durch die bevorstehende Zeitumstellung ist es dann morgens wieder dunkel – das wirkt sich selbstverständlich nicht sonderlich positiv auf den Organismus aus.