Das blaue Licht von Smartphones, PCs und Co. steht im Verruf, für einen schlechten Schlaf zu sorgen. Deshalb setzen viele auf den Nachtmodus beim Smartphone. Doch dieser bringt, neuesten Studien zufolge, vielleicht gar nicht den gewünschten Effekt.
In den letzten Jahren hat sich der Nachtmodus auf Smartphones und anderen Geräten etabliert und immer mehr Nutzer:innen setzen auf die Funktion. Die Idee dahinter ist einleuchtend: Durch die Reduzierung des blauen Lichts am Abend sollen die Geräte unsere innere Uhr weniger stören und einen besseren Schlaf fördern. Doch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass der Nachtmodus nicht den gewünschten Effekt auf die Schlafqualität hat. Tatsächlich könnte das dabei entstehende warme gelbe Licht sogar schlimmer sein.
Blaulicht als Störfaktor für guten Schlaf
Die Grundlage des Nachtmodus ist die Annahme, dass blaues Licht das Hormon Melatonin unterdrückt. Dieses Hormon spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulierung unseres Schlaf-Wach-Rhythmus und wird normalerweise bei Dunkelheit freigesetzt, um den Körper auf den Schlaf vorzubereiten. Da Smartphones und Bildschirme im Allgemeinen blaues Licht abstrahlen, liegt die Vermutung nahe, dass sie unseren natürlichen Rhythmus durcheinanderbringen.
In der Tat haben Studien gezeigt, dass blaues Licht die Melatoninproduktion hemmen kann. Dies führte dazu, dass viele Technologiehersteller Blaulichtfilter in ihre Geräte integrierten, um den Einfluss auf den Schlaf zu verringern. Der Nachtmodus soll das blaue Licht reduzieren und so die negative Wirkung auf den Schlaf verhindern. Doch die Theorie scheint in der Praxis nicht aufzugehen.
Warum der Nachtmodus nicht wirkt
Mehrere Studien haben inzwischen untersucht, ob der Nachtmodus tatsächlich die Schlafqualität verbessert. Eine der bekanntesten Untersuchungen wurde von der University of Manchester durchgeführt und kam zu einem überraschenden Ergebnis: Der Farbwechsel von Blau zu Gelb hat keinen signifikanten Einfluss auf die Schlafqualität. Tatsächlich könnte es sogar kontraproduktiv sein, da wärmere Lichttöne in der Natur oft mit dem Sonnenaufgang assoziiert werden und daher signalisieren könnten, dass der Tag beginnt.
Eine andere Studie der Brigham Young University verglich die Schlafgewohnheiten von Menschen, die den Nachtmodus benutzten, mit denen, die ihre Geräte ohne Blaulichtfilter verwendeten. Die Ergebnisse zeigten, dass es keinen spürbaren Unterschied in der Schlafqualität gab. Die Probanden, die den Nachtmodus benutzten, schliefen weder schneller ein noch hatten sie eine bessere Schlafqualität im Vergleich zu denen, die den Filter nicht nutzten.
Das wahre Problem: Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen
Der eigentliche Störfaktor für den Schlaf ist nicht unbedingt das blaue Licht, sondern die generelle Bildschirmnutzung kurz vor dem Schlafengehen. Smartphones, Tablets und andere digitale Geräte stimulieren das Gehirn – unabhängig davon, welches Licht sie ausstrahlen. Soziale Medien, E-Mails und Videos halten uns wach und geistig aktiv, wodurch es schwieriger wird, in einen entspannten Zustand zu gelangen, der für den Schlaf notwendig ist.
Wer wirklich erholsamen Schlaf möchte, sollte mindestens 30 Minuten vor dem Schlafengehen keine digitalen Geräte mehr benutzen. Nutzen Sie diese Zeit stattdessen für entspannende Aktivitäten wie Lesen, Meditieren oder leichte Dehnübungen.