Vitalstoffe wie essenzielle Vitamine, Mineralien und Spurenelemente dienen als Versicherungspolizze. Nimmt man sie regelmäßig ein, werden die Erträge erst später ausbezahlt. Also die Gesundheit bleibt langfristig erhalten und das Risiko für Krebs, Demenz, Osteoporose und Co. wird gesenkt.
Im alten China stand Prävention im Vordergrund. Ärzte wurden nur bezahlt, solange die Patient:innen gesund waren. Der Fokus hat sich jedoch im vergangenen Jahrhundert geändert. In der heutigen Zeit werden Symptome medikamentös behandelt – nach der Erkrankung. Durch Ernährung wird man krank und durch Medizin will man wieder gesund werden. Doch laut Gesundheitscoach Andreas Jopp im Buch „Risikofaktor Vitaminmangel“ wird wenig darauf geachtet, die gesunde Lebenszeit zu verlängern und Krankheiten zu vermeiden.
Vitamin- und Mineralienmangel
In unseren Breiten werden Nahrungsmittel aller Art, Obst und Gemüse reichlich angeboten. Die meisten Menschen denken sie würden ihren Minimalbedarf an Mikronährstoffen über die Ernährung abdecken. „Tatsächlich nehmen zwischen 40 und 80 Prozent der Bevölkerung noch nicht einmal das Minimum der für die Gesundheit notwendigen Mengen an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen zu sich“, so der Autor. Das geht aus einer Erhebung die an über 80.000 Menschen in Deutschland, Frankreich und den USA vorgenommen wurde, hervor. Weit über 90 Prozent der Bevölkerung sind mit Mikronährstoffen wie etwa Vitamin D, Folat, Jod und Selen unterversorgt. Die Unterversorgung kann gravierende gesundheitliche Folgen haben. Denn: „70 Prozent der heutigen Erkrankungen werden als ernährungsbedingt eingestuft“, erklärt Jopp. Dagegen könne man aber vorgehen, indem man dafür sorgt, dass der Stoffwechsel und das Immunsystem dank Mikronährstoffen optimal funktionieren.
Die Referenzwerte oder Ernährungsempfehlungen gelten nur für gesunde Menschen. Ist man von einer Vorerkrankung betroffen wie beispielsweise Diabetes, Bluthochdruck,
hat man einen erhöhten Nährstoffbedarf.
Gründe für den Nährstoffmangel
Die Deckung des Minimalbedarfs reiche aber dem Gesundheitscoach zufolge zur Versorgung des Körpers nicht aus – Minimalversorgung entspricht nicht der optimalen Versorgung. Durch Lagerung, lange Transportwege und den Einsatz von Chemikalien gehen viele Nährstoffe verloren. Auch durch die Verarbeitung von Lebensmitteln, das heißt Ausmahlen, Schälen, Kochen, Blanchieren, Pasteurisieren, Haltbarmachen, Bestrahlen und Mikrowellenerhitzung kommt es zu einem Mikronährstoffverlust. Nimmt man industriell verarbeitete Lebensmittel zu sich, bedeutet das außerdem doppelt so viel Fett (vor allem gesättigtes tierisches Fett) und fünfmal so viele schädliche Einfachzucker wie noch vor 100 Jahren. Verantwortlich für die Abnahme der Mikronährstoffzufuhr sind außerdem veränderte Essgewohnheiten wie Essen in Restaurants und Kantinen oder der Verzehr von Fertiggerichten. Weitere Gründe sind Unwissen oder Faulheit. Durch die genannten Faktoren sind in 1.000 verzehrten Kalorien Nahrung laut Jopp nur ein Bruchteil der Vitamine, Mineralien und Spurenelemente enthalten, die das Immunsystem im Laufe der Evolution aus 1.000 Kalorien hätte beziehen können.
Man hat es selbst in der Hand
Ernährung ist Jopp zufolge Eigenverantwortung. Man kann die 100 Billionen Zellen und den Stoffwechsel fit machen mit essenziellen Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen – diese Vitalstoffe dienen uns als „Langzeit-Versicherungspolizze“. Die Erträge werden erst später ausbezahlt. Denn mit genügend Antioxidantien aus Obst sowie Gemüse vermindert man viele Krankheiten – dem Autor zufolge unterscheiden sich Kranke und Gesunde in ihren Blutwerten. Bringt man seine Mikronährstoff-Blutwerte in das obere Drittel der Norm, erreicht man kurzfristig eine optimale Leistungsfähigkeit sowie Immunfunktion und bleibt langfristig gesund. Höhere Vitamin-D- und Folat-Blutwerte senken beispielsweise sowohl das Krebsrisiko als auch die Krebssterblichkeit. Nimmt man zusätzlich Folsäure (Vitamin B9) zu sich, kann man Schlaganfall verbeugen. Das Risiko für Demenz, Alzheimer und Depressionen senkt man durch ausreichend Vitamin D und Folat. Das Risiko für das Auftreten des grauen Stars (Altersstar) reduziert man durch Vitamin C. Und eine Infektanfälligkeit kann man mit Vitamin D mindern. Osteoporose verhindert man durch die Zufuhr von Vitamin D und Folat (Folsäure). Mit zusätzlichem Magnesium und extra Kalzium kann man den Blutdruck senken.
Kurzfristig stärken Vitalstoffe das Immunsystem und die Leistungsfähigkeit. Langfristig dienen sie der Prävention und schützen vor vielen Krankheiten.
Was braucht man?
Prinzipiell empfehlen Ernährungsexpert:innen fünf Portionen Obst und Gemüse täglich, wobei eine Portion in die Handfläche passen sollte. Viele Menschen kommen laut Jopp jedoch nicht einmal auf zwei Portionen: „Kaum jemand schafft die perfekte Ernährung“, so der Autor. Der Gesundheitscoach empfiehlt immer ein Multivitamin-/Mineral-Präparat zu ergänzen, wenn man nicht genug Obst und Gemüse isst. „Bei der Versorgung mit Mikronährstoffen gilt die Kernaussage: Das Problem der Mikronährstoffe ist nicht die Überdosierung von einigen Milligramm, sondern die gesundheitlichen Folgen der Unterversorgung“, gibt Jopp zu bedenken. Darüber hinaus hängt der Nährstoffbedarf dem Gesundheitscoach zufolge von speziellen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Ernährungsstatus, Gesundheitszustand, Klima sowie körperliche Aktivität in Beruf und Freizeit ab.
Eines ist noch zu bedenken: Die Empfehlungen und Referenzwerte für die Zufuhr von Vitalstoffen gelten nur für gesunde Menschen, sogenannte Risikogruppen haben einen erhöhten Bedarf an Mikronährstoffen. Personen mit Grunderkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Rheuma, Asthma, Allergien, ADHS, Krebs, Augenkrankheiten wie Katarakt, Makuladegenerationen, hohen Blutfettwerten sowie hohem Arzneimittelverbrauch (auch Antibabypille!) oder nach einem Schlaganfall/Infarkt haben einen erhöhten Bedarf. Menschen ohne Grunderkrankung, die eine Diät halten, rauchen, Alkohol konsumieren, stark gestresst sind, Freizeitsportbetreibende, Sonnenanbeter:innen und ältere Menschen gehören ebenso zu den Risikogruppen. Menschen, die sich vegan ernähren, sollten zwar theoretisch gesund sein, doch laut Studien leiden viele an Mangelerscheinungen wie Vitamin-B12-Mangel (Müdigkeit und neurologische Probleme als Folge), katastrophalen Vitamin-D-Werten, niedriger Jodzufuhr, schlechter Zinkversorgung und niedrigem Kalziumwert (höheres Bruchrisiko). Das liegt dem Autor zufolge daran, dass sich viele von hoch verarbeiteten, als „vegan“ deklarierten Produkten ernähren. Veganer:innen können die Lücken durch Multivitamin-/Mineralpräparate, die Jod enthalten, schließen.
Geduld üben
Schnelle Wunder dürfe man aber nicht erwarten, so Jopp. Denn 70 Prozent der Zellen des Körpers werden innerhalb von acht bis 12 Monaten einmal komplett ausgetauscht. Damit Vitalstoffe wirken können, muss man mindestens sechs bis acht Monate warten. In der Zwischenzeit verzichtet man am besten auch auf nährstoffarmes, fettes Junkfood.