Bedenklicher Weizen?
So gefährlich ist Gluten wirklich
25.10.2017
Wirklich sicher sind sich die wenigsten: Ist der Weizenkleber nun schädlich oder nicht?
Bis vor ein paar Jahren haben nur die wenigsten von uns groß über Weizen nachgedacht. Es haben nämlich nur jene auf den Konsum ihrer Kohlenhydrate geachtet, die eine diagnostizierte Glutenallergie (Zöliakie) hatten. Doch nun scheinen sich alle ernährungs- und körperbewussten Menschen (und solche, die es noch werden möchten) fast panisch von Weizen und vor allem von Gluten fernzuhalten.
Fett ist gut, Brot ist schlecht?
Dass die Ernährungswissenschaft eine Kehrtwende gemacht hat, ist mittlerweile medienwirksam im kollektiven Bewusstsein angekommen. Forciert werden jetzt gute Fette mit Omega 3 und verneint werden schnelle Kohlenhydrate. Zu Recht haben Pflanzenfette ihren guten Ruf zurückerhalten, denn es konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden, dass ein Verzicht oder ein minimaler Gebrauch von gesundem Fett langfristig keine Vorteile für die Gesundheit bringt.
Ein Kernargument für diese Wende ist, dass Stärke und Zucker, wie sie in Kohlenhydraten enthalten sind, den Blutzuckerspiegel in die Höhe treiben und damit die Fettspeicherung im Körper begünstigen. Das tut Vollkorn zwar auch, jedoch in geringerem Maße und mit längerem Sättigungseffekt, weshalb sie als die gesunde Variante von Kohlenhydraten gelten. Der erhöhte Ballaststoffgehalt sowie die komplexeren Nährstoffe sollen dem Darm reichlich Gutes tun und allgemein für eine gesündere Verdauung und bessere Nährstoffaufnahme sorgen. Doch auch Vollkorngetreide enthält Gluten.
Knackpunkt Gluten
Das berühmte Gluten ist ein "Klebstoff", der in Weizenprodukten für Elastizität sorgt. Es ist auch das Detail, das im Körper allergische Reaktionen und Entzündungen auslösen soll und uns auf Dauer krank machen soll. Hier teilen sich die Lager. Manche meinen, dass Gluten diese Probleme bei jedem Menschen – unabhängig von Verträglichkeit – verursacht.
Die Wissenschaft hierzu steht eher auf der anderen Seite: Eine Handvoll Studien hat belegt, dass glutenfreie Ernährung für Menschen ohne klare Unverträglichkeit oder Allergie keinerlei Vorteile bringt. Der „Entzündungs-Effekt“ ist damit also nicht bewiesen. Allerdings, so meinen kritische Stimmen, könnte das unter Umständen auch daran liegen, dass die Forschung die richtigen Parameter noch nicht ausführlich und langfristig genug untersucht hat. Bis dahin sollte laut Experten aber die Unschuldsvermutung gelten: Wer keine merkbare beziehungsweise diagnostizierte Unverträglichkeit hat, braucht nicht auf Weizen zu verzichten. Wer Probleme hinsichtlich Weizen-Unverträglichkeit vermutet, sollte mit dem Arzt des Vertrauens darüber sprechen und eine mögliche Unverträglichkeit austesten.