Betroffene schildert:
So machen Depressionen den Alltag zur Qual
16.05.2017
"Heute habe ich mir die Haare gebürstet. Zum ersten Mal seit vier Wochen."
In der Alltagssprache sind uns Depressionen als schlechte Stimmung, Unlust und Traurigkeit bekannt. Tatsächlich handelt es sich dabei aber um eine Erkrankung, die einer Therapie bedarf. Betroffene sind nicht nur niedergeschlagen und kaum zu motivieren, sondern oft hilflos. Abhängig vom Schweregrad kann eine unbehandelte Depression sich unterschiedlich entwickeln. Eine Therapie ist dabei besonders wichtig, da das Selbstmordrisiko bei Menschen mit Depressionen etwa 30 Mal höher ist als bei gesunden Menschen.
Depression aus der Sicht einer Betroffenen
Für Außenstehende ist es oft schwer nachzuvollziehen, welche Qualen Betroffene dabei durchmachen. Wie sehr eine Depression das Leben einschränken kann, hat kürzlich eine Betroffene auf Facebook beschrieben und damit große Aufmerksamkeit erzielt. Denn ihre Worte machen die Leser fassungslos und gehen direkt ins Herz.
Katelyn Marie Todd postet ein Foto und schreibt dazu: "Heute habe ich mir die Haare gebürstet. Zum ersten Mal seit vier Wochen." Während sie ihre Haare pflegte, kamen ihr die Tränen, da sie vergessen hat, wie sich ihr Haar anfühlt. Auch ihre Zähne hat sich Katelyn zum ersten Mal seit einer Woche wieder geputzt. Das Zahnfleisch blutete dabei. Außerdem hat sie mittlerweile kein sauberes Gewand mehr, weil sie zu traurig und erschöpft war, ihre Kleidung zu waschen. Die mangelnde Hygiene führte soweit, dass Katelyn es vermied, andere Leute zu umarmen, da sie Körpergeruch hatte.
Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Depressionen auch mit mangelnder Hygiene einhergehen können. Depression bedeutet nämlich, nicht mehr in der Lage zu sein, sich selbst etwas Gutes zu tun. Der Rückzug von Freunden und Familien zählt ebenso dazu wie die Vernachlässigung von alltäglichen Verrichtungen, Hygiene und sogar Nahrungsaufnahme. Dieses Thema wird nur ungern angesprochen, kommt aber häufiger vor, als vielen bewusst ist. In ihrem emotionalen Post schreibt Katelyn: "Depression bringt deine Familie zum Weinen, weil sie glaubt, du liebst sie nicht mehr und weil du distanziert und unaufmerksam bist." Sie ruft mit ihren Worten nicht nur zu Verständnis auf, sondern auch zu Geduld von Angehörigen. Mitmenschen von depressiven Menschen haben es oft nicht leicht. Sie müssen verstehen, dass Betroffene Schwierigkeiten haben können, sich um sich selbst zu kümmern, und sollten sie ernst nehmen, wenn sie darüber sprechen, so die junge Frau. Und diese Bitte nehmen viele Facebook-User sehr ernst, denn sie sprechen Katelyn und Menschen in ähnlicher Situation Mut zu.