Im Akutfall

SOS-Plan: Das hilft wirklich gegen Rückenschmerzen

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Wenn heftiger Schmerz einschießt, fällt der erste Gedanke oft auf die Bandscheibe. Warum diese nur in den seltensten Fällen die Betroffene ist, was wirklich dahinter steckt und was hilft, verrät Prof. Ingo Froböse.

Die gute Nachricht gleich zu Beginn: „Wenn es um Rückenschmerzen geht, kommen den meisten Menschen als Erstes die Bandscheiben in den Sinn. Dabei sind sie in Wirklichkeit ein unkomplizierter Teil des Rückens: Nur zwei bis drei Prozent der Rückenschmerzen gehen auf einen Bandscheibenvorfall zurück!“, räumt Prof. Dr. Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation an der Sporthochschule Köln, mit dem gängigen „Mythos Bandscheibe“ auf.

In den allermeisten Fällen sind die Rückenschmerzen unspezifisch bzw. diffus. Es lässt sich also keine konkrete Ursache, wie z. B. eine kaputte Bandscheibe, ausmachen. Zumeist sind schwache Muskeln, Bewegungsmangel sowie auch schlechte Ernährung und Stress bzw. eine stark verspannte Muskulatur die Übeltäter. Die Probleme sind also hausgemacht und lassen sich auch von selbst wieder lösen. Aber auch eine beschädigte Bandscheibe sei kein Grund zur Panik. „Sollten die sehr strapazierfähigen Bandscheiben tatsächlich einmal geschädigt werden, bestehen gute Chancen auf Heilung!“, so Froböse. Wie Sie bei starkem Rückenschmerz im Akut-Fall am besten reagieren und welche Sofortübungen rasch Linderung verschaffen, verrät der Bestsellerautor in seinem neuesten Ratgeber: „Bandscheiben Akut-Training.“ Wir geben einen kompakten Einblick.

Wann sich Bandscheiben melden

Die flexiblen Gebilde enthalten einen gallertartigen Kern, der straff zwischen die Wirbel eingepasst und durch starke Bänder mit den tiefen Rückenmuskeln verbunden ist. Diese Konstruktion macht die Wirbelsäule sehr stabil. Die Wasserversorgung aus den angrenzenden Wirbelkörpern ist entscheidend für die Ernährung und damit Gesunderhaltung der Bandscheibe. Wer sie durch Ernährung und Bewegung gut pflegt, kann die Bandscheiben lange stark halten. Dabei gilt: Je größer Druck und Zug (Anm.: durch Bewegung und gezieltes Üben) auf die Bandscheiben sind, desto besser werden sie versorgt.

Ein Bandscheibenvorfall ist nur selten am Kreuzschmerz schuld. Der Experte klärt auf. 

Ein Bandscheibenvorfall ist nur selten am Kreuzschmerz schuld. Der Experte klärt auf. 

© Getty Images
× Ein Bandscheibenvorfall ist nur selten am Kreuzschmerz schuld. Der Experte klärt auf. 

Warum schmerzt eine Bandscheibe?

Zumeist steckt ein Trauma, ausgelöst durch eine Verletzung und einen Unfall, dahinter. „Es kann“, so Froböse, „mit oder ohne Zerstörung der Außenwand auftreten. Ohne Zerstörung spricht man von Protrusion, und wenn das Material austritt, also die Außenwand zerstört wird, ist es ein Bandscheibenvorfall (Prolaps). Dadurch verliert die Bandscheibe an Höhe und die verbindenden Strukturen zwischen den Wirbeln lockern sich. Hypermobilität und Instabilität sind die Folgen. Wenn der Kern bei einem Bandscheibenvorfall nach vorne fällt, verschiebt sich der äußere faserige Ring der Bandscheibe oder zerbricht in seltenen Fällen (Sequestration). Viele dieser Veränderungen geschehen völlig unbemerkt, weil sie keine Schmerzen verursachen. Und oftmals sind es eigentlich die umgebenden Strukturen, v. a. die Muskeln, die Schmerzen können. Drückt das Bandscheibengewebe allerdings auf einen Nerv, reagiert der Körper dort mit einer Entzündung – diese tut weh! Entzündungshemmende Maßnahmen sind dann unbedingt notwendig. Da unser Körper eine Weile braucht, um die Entzündung auszulösen, treten Schmerzen fast nie akut, sondern, erst acht Stunden bis zwei Tage nach der Vorwölbung oder dem Vorfall der Bandscheibe auf. Zum massiven Prolaps (Bandscheibenvorfall) kommt es jedoch selten.“ Er ruft akute Taubheitsgefühle in den Beinen hervor. 

Wann zum Arzt? 

Bei folgenden Beschwerden:

  • Lang anhaltende Schmerzen und solche, die in Arme, Nacken, Brustregion, Füße oder Knie ausstrahlen.
  • Taubheitsgefühl in Fingern, Armen oder Beinen.
  • Starke Kopfschmerzen.
  • Schwindel, event. mit Übelkeit.
  • Atemnot oder Herzrasen. Beklemmendes Gefühl in der Brust.
  • Extreme Steifheit des Nackens.
  • Starke Schmerzen in den Beinen.
  • Kraftverlust der unteren Rückenmuskulatur.
  • Unfähigkeit, den Vorderfuß vom Boden abzuheben.  

Hilfe zur Selbsthilfe

Geht es den Betroffenen bis auf den Rückenschmerz körperlich gut, rät der Experte zur Selbsthilfe: In 75 Prozent aller Fälle wird es sich dabei nämlich um diffuse Rückenschmerzen – also vor allem starke Verspannungen – handeln. „Wenn der Schmerz Sie plötzlich und heftig überfällt“, so Froböse, „gönnen Sie sich zunächst ein bis zwei Tage Ruhe und nehmen Sie vielleicht ein Schmerzmittel, damit Ihr Körper nicht in Schmerz erstarrt und die Muskulatur infolgedessen noch mehr verspannt. Nach dieser Verschnaufpause sollten Sie an die Schmerzregion angepasste Akut-Übungen durchführen.“

Dranbleiben! Auch wenn die Schmerzen sich rasch legen, sollten Sie die Alarmzeichen ernst nehmen. Schmerz ist nämlich immer ein Warnsignal. Dann heißt es vorsorgen und vorbeugen: Und zwar mit regelmäßigen Rückenübungen (Anm.: ein Programm finden Sie ebenfalls im Ratgeber) sowie einem rückengesunden, stressfreien Lifestyle.   

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