Konsumentenschutz

Test: Kindergeschirr aus Melamin und "Bambus" fiel durch

23.06.2020

"Finger weg", raten Konsumentenschützer: Alle neun beprobten Produkte durchgefallen

Zur Vollversion des Artikels
© Getty
Zur Vollversion des Artikels

Viele Eltern und ihre Kinder lieben Geschirr aus Melamin und "Bambus". Es ist leicht, stabil und meist fröhlich bunt. "Finger weg", raten die Konsumentenschützer des VKI. Bei allen neun untersuchten Produkten "liegt die Schadstoffabgabe sowohl beim Melamin als auch bei Formaldehyd deutlich über den zulässigen Grenzwerten". Mit Bambusfasern verarbeitetes Melamin wird häufig als umweltfreundlich und biologisch abbaubar beworben. Für die Juli-Ausgabe des "Konsument"-Magazins des Vereins für Konsumenteninformation wurden neun Produkte, darunter vier Bambus-Sets und eine Bambus-Schale, im Labor geprüft.

Schadstoffe freigesetzt

Das Ergebnis bezeichnen die Konsumentenschützer als desaströs: "Wird heißer Brei oder Tee in das Geschirr eingefüllt, ist mit einer erheblichen Schadstoffabgabe zu rechnen." Teilweise würden die Grenzwerte "um das Dutzendfache, in einem Fall um das 104-fache überschritten". Das betreffe sowohl neues als auch mehrfach gewaschenes Geschirr. Da sich Melamin und Formaldehyd durch Kontakt mit Säure herauslösen können, sei auch von der Verwendung für geschnittenes Obst oder Säfte abzuraten. Bei Keksen oder Brot sei von einer deutlich geringeren Schadstoffabgabe auszugehen.

"Aus unserer Sicht hätte aufgrund der davon ausgehenden Gesundheitsgefährdung kein einziges Produkt in den Handel kommen dürfen", so die Tester. Alle neun Kindergeschirre seien "als bei bestimmungsgemäßem Gebrauch gesundheitsschädlich gemäß Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz in Verbindung mit der EU-Verordnung zu bewerten", urteilte das vom VKI beauftragte Prüfinstitut. Melamin gilt als möglicherweise krebserzeugend, so der "Konsument". Es steht zudem im Verdacht, Erkrankungen im Blasen- und Nierensystem zu verursachen. Formaldehyd ist als krebserregend eingestuft und kann Allergien auslösen.

Bambusfasern sind laut EU-Kunststoffverordnung laut "Konsument" zudem gar nicht als Kunststoffadditive für Produkte zugelassen, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Allein deshalb wäre das Bambusgeschirr nicht verkehrsfähig. Die Tester stellten zudem bei der Deklaration Mängel fest. "Nicht einmal der Hinweis, dass das Geschirr aus Melamin besteht, war überall zu finden." Auf einigen Produkten fehlten Warnhinweise, dass sie nicht mikrowellentauglich sind bzw. dass Getränke oder Speisen, die heißer als 70 Grad Celsius sind, nicht eingefüllt werden dürfen.

Viele Eltern verwenden Melamingeschirr wohl auch deshalb, weil es weniger leicht zu brechen scheint als Keramik oder Porzellan. "Die von uns durchgeführten Fallprüfungen können dies nicht bestätigen. Die meisten Produkte zeigten bereits Absplitterungen oder Risse, wenn sie von Tischhöhe zu Boden fielen. Keines der Geschirre erwies sich zudem als besonders kratzfest", so die Tester.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel