Lesen Sie, wie Sie die Gelenke lange gesund und stark erhalten.
Mehr als hundert bewegliche Gelenke befinden sich in unserem Körper. Sie verbinden die Knochen, damit wir uns gezielt bewegen, sitzen oder stehen können und viele von ihnen sind täglich enormen Belastungen ausgesetzt. Ohne Gelenke läuft nichts. Solange alles reibungslos funktioniert, machen wir uns kaum Gedanken über das Wunderwerk Gelenk. Ist jedoch eines unserer Gelenke erkrankt, leidet die Lebensqualität enorm.
Kranke Gelenke:
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Ursachen:
Gelenkerkrankungen können durch angeborene (Wachstumsstörungen, Fehlstellungen) oder erworbene (Verletzungen, Abnützung, Entzündungen) Faktoren ausgelöst werden. Am häufigsten sind sie bedingt durch degenerative, nicht-entzündliche (Arthrose) oder entzündliche (Arthritis) Veränderungen.
Degenerativ, nicht-entzündlich:
Die Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die primär nicht entzündlich ist. Sie entsteht vor allem durch langjährige Überbelastung und führt zu einem fortschreitenden Verschleiß des Gelenkknorpels und infolge zur Veränderung und Verformung des angrenzenden Knochens. Im Zuge von degenerativen Knochenveränderungen entstehen Knochenneubildungen, sogenannte Osteophyten. Meist sind Gelenke der unteren Extremitäten (Knie, Hüftgelenke) betroffen.
Entzündliche Erkrankung:
Die entzündliche Gelenkerkrankung (Arthritis) kann aufgrund von Infektionen, einer rheumatischen Erkrankung (rheumatoide Arthritis) oder Stoffwechselerkrankungen (Gicht) erfolgen. Die rheumatoide Arthritis (Rheuma) ist die häufigste chronische Gelenkentzündung. Autoimmunprozesse, erbliche Veranlagung oder auch Infektionen können diese Krankheit auslösen. Ebenfalls zu den entzündlichen Gelenkerkrankungen zählt die Gicht. Diese ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch eine über längere Zeit erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut (durch eine zu eiweißreiche Ernährung, übermäßigen Alkoholkonsum, Übergewicht, Bluthochdruck oder Diabetes) entsteht. Mit der Zeit können sich vor allem in den Gelenken, aber auch in den Nieren, Harnsäurekristalle ablagern und Entzündungen verursachen.
Wunderwerk der Natur
Gelenke sind bewegliche Verbindungsstellen zwischen zwei oder mehreren Knochen. Sie sorgen für Stabilität, ermöglichen eine zielgerichtete Bewegung und federn in Zusammenarbeit mit der Muskulatur Druckeinwirkungen ab. Man unterscheidet zwischen echten und unechten Gelenken. Die echten Gelenke (etwa Knie-, Hüft-, Sprunggelenk) enthalten zwischen den beteiligten Knochen einen Gelenkspalt. Dieser trennt die vom Gelenkknorpel überzogenen Gelenkflächen und ermöglicht ein breiteres Bewegungsspektrum des Gelenks. Die Gelenkkapsel schließt das Gelenk nach außen hin ab. Unechte Gelenke sind knorpelige oder bindegewebige Knochenverbindungen und nur eingeschränkt beweglich. Sie sind als Wachstumszonen von Bedeutung. Nach dem Wachstum können sie verknöchern. Wir finden sie als Teile am Schädelknochen, Brustbein sowie zwischen Elle und Speiche.
Doz. Dr. Jochen Hofstätter im Talk
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Welche sind die häufigsten Ursachen für Gelenksschmerzen?
Doz. Dr. Jochen Hofstätter: Es gibt eine Vielzahl von möglichen Ursachen, die je nach Alter des Patienten und Gelenk unterschiedlich sind. Am häufigsten sind beim älteren Patienten Abnützungen die Ursache. Bei jüngeren Patienten sind es oft Fehlstellungen und Fehlhaltungen, eventuell in Kombination mit Überlastung, die zu Beschwerden führen. Auch chronisch entzündliche Erkrankungen, wie Rheuma, oder Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises müssen bedacht werden.
Welche Gelenke sind am häufigsten betroffen?
Dr. Hofstätter: Am häufigsten sind Knie, Finger, Hüftgelenk, die Schulter und natürlich die Wirbelsäule betroffen.
Wie kann ich meine Gelenke am besten stärken beziehungsweise Erkrankungen oder Abnützungen vorbeugen?
Dr. Hofstätter: Fehlstellungen und Fehlhaltungen korrigieren, Normalgewicht halten beziehungsweise erzielen, zyklische Low-Impact-Sportarten und moderates Krafttraining, kohlenhydratarme und vitaminreiche Kost.
Welche Auswirkung hat die Ernährung auf die Gelenke?
Dr. Hofstätter: Gesunde, kohlenhydratarme Kost mit viel Gemüse ist sicherlich die beste Ernährung für Ihre Gelenke. Studien haben gezeigt, dass Mangelernährung und ein Mangel an Vitaminen und Spurenelementen die Gelenksdegeneration beschleunigen bzw. Zucker entzündliche Prozesse auslösen kann.
Wirken sich Nikotin, Alkohol, Kaffee negativ auf die Gesundheit der Gelenke aus?
Dr. Hofstätter: Hoher Bierkonsum korreliert mit Knie- und Hüftarthrose. Dieser Zusammenhang wurde beispielsweise bei Wein nicht gefunden. Rauchen alleine hatte in Studien auch kein isoliertes höheres Risiko. Häufig ist es ja auch nicht ein einzelner Faktor, sondern das Zusammentreffen von mehreren Faktoren, wie Übergewicht, Fehlstellung, Mangelernährung, fehlende Aktivität etc., welche zu Problemen führen. Ziel muss sein, die beeinflussbaren negativen Faktoren zu eliminieren.
Schlüsselrolle Gelenkknorpel
Damit in einem Gelenk die knöchernen Teile (Gelenkkopf und Gelenkpfanne) nicht aneinander reiben, sind die Gelenkflächen mit einer Knorpelschicht überzogen. Dieses dichte Netzwerk aus Knorpelzellen und elastischen Kollagenfasern kann Wasser binden, ist elastisch und druckfest zugleich. Der Knorpel wird nicht über Blutgefäße, sondern über die Gelenkflüssigkeit – diese wird von der Gelenkinnenhaut gebildet und in den Gelenkspalt abgegeben – mit lebenswichtigen Nährstoffen versorgt. Abfallprodukte aus dem Stoffwechsel der Knorpelzellen werden über die Gelenkflüssigkeit wieder abtransportiert. Dieses System kann jedoch nur funktionieren, wenn eine regelmäßige Be- und Entlastung stattfindet. Bewegungsmangel und dauerhafte Fehlbelastungen führen zu einer Unterversorgung der Knorpelzellen und infolge zur Schädigung des Knorpels.
So können Sie Gelenkerkrankungen vorbeugen
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Aktiv statt passiv
Bewegung Die goldene Regel für gesunde Gelenke lautet: viel bewegen – aber nicht überlasten. Durch die Bewegung wird Gelenkflüssigkeit produziert und der Knorpel gut mit Nährstoffen versorgt. Besonders gelenkfreundliche Sportarten sind Schwimmen, Radfahren, Wandern oder Nordic Walking.
Leichter durchs Leben
Gewicht Achten Sie auf Ihr Gewicht. Übergewicht bedeutet Belastung für die Gelenke. Laut Forschern ist dabei aber weniger das Gewicht auf der Waage entscheidend, sondern das Fett. Das Fettgewebe macht Menschen nicht nur schwerer, sondern produziert auch Entzündungsbotenstoffe, die über den Stoffwechsel in den Knorpel gelangen. Gelenksentzündungen sind die Folge.
Nahrung für die Gelenke
Ernährung Auch die Ernährung kann die Gesundheit der Gelenke beeinflussen. Zu viele tierische Eiweiße (Fleisch, Wurst), Nikotin, Alkohol, Weißmehlprodukte und Zucker können entzündliche Prozesse auslösen beziehungsweise verstärken und zu Erkrankungen wie Arthritis oder Gicht führen. Eine vitamin- und kalziumreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Fisch und pflanzlichen Ölen (Omega-3-Fettsäuren) kann sich hingegen positiv auswirken.
Gezielt kräftigen
Muskeltraining Eine kräftige Muskulatur ist ein guter Schutz für die Gelenke. Übertreiben sollten Sie es mit dem Training jedoch nicht. Falsches oder übertriebenes Krafttraining schadet mehr, als es nützt.
Haltung bewahren
Belastung Ob beim Sitzen oder Stehen – achten Sie auf eine aufrechte Haltung, um Muskelverspannungen und Fehlbelastungen der Gelenke zu vermeiden. Verkürzte Muskulatur übt einen falschen und übermäßigen Druck auf die Gelenke aus und kann zu vorzeitigem Verschleiß führen. Achten Sie daher auf gut gedehnte und gelockerte Muskeln (Dehnungsübungen, Faszien-Massage).
Rechtzeitig zum Arzt
Abklären Gelenkverletzungen, länger anhaltende, ohne nachvollziehbaren Grund auftretende Schmerzen sollten Sie möglichst frühzeitig ärztlich abklären lassen.
Knorpel erhalten und regenerieren
Um die Gelenke bis ins Alter möglichst gesund zu halten, sollte Prävention bereits in jungen Jahren erfolgen. Dies beginnt mit dem Erkennen und Behandeln von Fehlstellungen und Fehlbelastungen. Bewegung ist der beste Gelenkschutz. Ausreichende, richtige Bewegung (Vorsicht vor Überbelastung!) verhindert Übergewicht und regt das Gelenk zur Produktion von Gelenkschmiere und somit zur Ernährung der Knorpelzellen an. Größte Gruppe der Gelenkserkrankungen ist die Arthrose. Galt sie früher als reine Verschleißerscheinung, zeigen neue Forschungsergebnisse, dass hier Um- und Abbauprozesse beteiligt sind, die direkt aus dem Knorpel selbst erfolgen. Ausgangspunkt sind die lebenden Zellen in der Knorpelschicht, die Chondrozyten. Sie können den Knorpel auf- aber auch abbauen. Geraten die Chondrozyten unter Stress – etwa durch Fehlstellung, Übergewicht oder Traumata – produzieren sie Stoffe, die den Knorpel zu Knochen umbauen. Forscher wollen versuchen, Knorpelschäden von innen heraus zu heilen, indem sie die Knorpel bildenden Zellen so beeinflussen, dass diese statt Knorpelmasse ab- oder umzubauen, ein Leben lang neuen Knorpel produzieren.