Experten-Tipps

Tipps für mehr Glück und Freude im Leben

27.12.2021

Individuell verschieden Jeder hat eine andere Vorstellung vom „Glück“. Doch es gibt echte „Glücksbringer“, die laut Wissenschaftler:innen bei allen wirken. Wir verraten, wie man sie aktiviert. 

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Das Glücksgefühl ist subjektiv, individuell, nicht von Dauer und von Mensch zu Mensch, aber auch von Situation zu Situation verschieden. Jeder hat seine eigene Vorstellung von Glück. Manche denken eine tolle Karriere würde sie glücklicher machen, für viele bedeutet ein Lottogewinn das ­ultimative Glück, u. a. suchen ihr Glück in der Liebe. Doch eines haben wir gemeinsam: „Alle Menschen wollen glücklich sein“, brachte es Aristoteles auf den Punkt. Aber was bedeutet Glück überhaupt und können wir auch ohne Traumjob, viel Geld und einem Partner/einer Partnerin glücklich werden? Die Antwort auf diese Fragen gaben uns Psychiater/Neurologe Dr. Georg Psota, Psychologin Heidemarie Smolka sowie Sozialmediziner Prof. Dr. Michael Kunze und Journalistin/Bloggerin Dr. Silvia Jelincic.


Der Versuch einer Definition

„Als Sozialmediziner war die Glücksforschung für mich immer schon besonders interessant. Denn ein glückliches Leben hält uns Menschen nachweislich gesund. Daher ist es auch für die Sozialmedizin essenziell, die Ergebnisse der Glücksforschung im Blick zu haben“, schreibt Prof. Dr. Michael Kunze im Buch „Der Glückskompass“. Doch die Definition von Glück sei ähnlich schwierig wie die Definition von Gesundheit, so der Mediziner. Glück als Abwesenheit von Unglück zu beschreiben, sei für ihn nicht richtig. Genauso sei es falsch, Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit zu definieren, denn durch Krankheiten lerne der Körper. Das Immunsystem bilde dadurch Abwehrkräfte, die in weiterer Folge Schlimmeres verhindern können. Durch Unglück könne man ebenfalls lernen: „Wir können gleichsam ein psychisches Immunsystem ausbilden, sodass wir danach längere Phasen ungetrübten Glücks erleben und genießen können.“

Glück lasse sich aber aus biochemischer Sicht leichter definieren, heißt es im Buch. Es sei schlicht die Ausschüttung größerer Mengen an bestimmten Botenstoffen im zentralen Nervensystem. Diese Ausschüttungen seien so ­etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner des Glücks und man könne diesen Vorgang selbst beeinflussen bzw. ­fördern – ohne Medikamente oder Drogen versteht sich. Aktivieren wir unser körpereigenes Belohnungssystem, ­fördern wir damit auch unsere physische und psychische Gesundheit. Es müsse einem aber bewusst sein, dass das ein besonderer Zustand sei und kein permanenter, unterstreicht Dr. Psota. Was aber macht glücklich?

Empathie und Altruismus
„Deine erste Pflicht ist, dich selbst glücklich zu machen. Bist du glücklich, so machst du auch andere glücklich“, sagte einst der deutsche Philosoph und Anthropologe Ludwig A. Feuerbach. Und in der heutigen Gesellschaft wird Egoismus sogar zelebriert. Es stellt sich aber die Frage, ob man tatsächlich glücklicher wird, wenn man sich an erster Stelle setzt.

Die Sozialpsychologin Elizabeth Dunn untersuchte mit Kolleg:innen in einer Studie den Unterschied zwischen Schenken und Selbstbeschenken, wie im Glückskompass berichtet wird. Die Forschungsfrage war, ob am Ende des Tages Menschen glücklicher sind, die Geld für sich selbst oder doch jene, die Geld für andere ausgeben? Das Ergebnis der Studie: Das Beschenken mache deutlich glücklicher. Eine Folgestudie der Wissenschaftler:innen verdeutlichte auch den Grund dafür. Andere zu beschenken, mache uns noch glücklicher, weil man damit soziale Kontakte knüpfe und Bindungen eingehe. Menschen sind nun einmal soziale Wesen und deshalb auf Bindungen und Beziehungen zu anderen angewiesen. Kunze und Jelincic fassen also zusammen: „Egoismus und Narzissmus führen in die Depression, Altruismus und Empathie machen uns glücklicher. Unser Leben nach diesem Prinzip auszurichten, sei es durch soziales Engagement welcher Art auch immer oder mehr Achtsamkeit in allen unseren Beziehungen, angefangen von jener zur Kassiererin unseres Supermarktes bis zu jener zu unseren Lebensgefährten, ist wahrscheinlich die größte und stabilste Quelle des Glücks, die uns zur Verfügung steht.“

Dankbar & einfach sein

Auch Bescheidenheit und Dankbarkeit können Smolka zufolge Glück erzeugen. Gerade während der Coronapandemie sei es hilfreich, sich zum Beispiel an den einfachen Dingen im Leben zu erfreuen und seine Erwartungen zu ­reduzieren. Denn glücklicher werde man, wenn man auch die kleinen Wunder um sich erkennt – ohne um die halbe Welt reisen zu müssen, so die Psychologin. In ihrem Buch „Gelassenheit to go“ schreibt sie: „Das Glück ist da. Es ist jetzt. Es liegt im EINFACH sein. ­Einfach SEIN.“ In diesem Sinne: Viel Glück für 2022!  

Gedanken zum Thema Glück von Heidemarie Smolka 

Was ist Glück?
Perspektivenwechsel. Glück ist mehr als die Abwesenheit von Unglück. Glück ist auch mehr als nur Vergnügen und Spaß. Glück bedeutet, ein gelingendes Leben zu führen – mit all seinen Höhen und Tiefen gut zurechtkommen.

Gibt es Glück in Coronazeiten?
Einfach sein. Ja, unbedingt! Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, nach dem Glück Ausschau zu halten und ganz aktiv etwas für das seelische Wohlbefinden zu tun. Dabei sollten die Erwartungen nicht zu hoch sein, es geht vielmehr darum, das kleine Glück wahrzunehmen, das überall „lauert“: ein Kinderlachen, ein tiefer Atemzug, ein gutes Essen, ein schöner Christbaum … und dankbar zu sein dafür, was wir trotz Einschränkungen haben.

Wie kann man sich während der Pandemie Glücksmomente schaffen?
Das Jetzt. Es ist ja so, dass das Unglücklichsein durch das Denken zustande kommt. Deshalb ist es ganz gut, immer wieder mal Pause zu machen mit dem Denken. Wie das geht? Indem Sie sich ganz auf das Fühlen und Wahrnehmen konzentrieren: Die frische Luft zu atmen, die Natur genießen, ein feines Abendessen genießen, einen Spaziergang machen, ein gutes Gespräch führen etc.  

Unsichtbare Glücksbringer

✏ Mir Gutes tun
Überlegen Sie doch: Wie kann ich mir heute Gutes tun? Mir etwas Feines kochen, einen netten Spaziergang machen, eine liebe Freundin anrufen etc. Machen Sie sich Ihre ganz persönliche Tut-mir-gut-Liste.
✏ Freude bereiten
Wie können Sie jemandem Freude machen? Mit einer lieben SMS, einem Anruf, eine kleine Aufmerksamkeit, ein Kompliment oder Sie schreiben einen Brief und bedanken sich für etwas.
✏ Dankbarkeit
Überlegen Sie, wofür Sie gerade dankbar sein können. Sehr oft haben wir den Fokus nur auf dem, was nicht geht, was nicht gelingt, was Sorgen macht. Konzentrieren Sie sich lieber auf das, wofür Sie dankbar sein können.   

 

 

Nachgefragt bei Dr. Georg Psota Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien , FA für Psychiatrie und Neurologie. 

Was ist Glück?
„Glücklich“ ist ein Eigenschaftswort, welches es in vielen – vielleicht sogar ­allen – Sprachen gibt, aber es ist ein Gefühlszustand, der schwer objektivierbar ist. Er gehört auch nicht zu unseren „Basisemotionen wie Trauer, Angst, Scham, Zorn und (zumindest einer positiven) Freude. Vielleicht ist „glücklich sein“ so etwas wie „sehr große Freude empfinden“. Damit wird aber auch klar, dass es etwas Besonderes ist, nicht unbedingt alltäglich und besondere Freude ist auch irgendwie aufregend. In unserem Gehirn entspricht das am ehesten einer besonderen Aktivierung unserer Nervenzellen via Serotonin und auch Dopamin. Aber auch damit wird klar: Das ist kein permanenter Zustand, sondern ein besonderer!


Gibt es Glück in Coronazeiten?
Die Pandemie inklusive aller Mühseligkeit ist natürlich nicht gerade „Happyness“ fördernd und sie trifft auch manche Menschen besonders hart, aufgrund gesundheitlicher sozialer, wirtschaftlicher und existenzieller Faktoren. Dennoch: Auch in Coronazeiten darf und kann es Momente der Freude, des Glücks geben.


Wie schafft man sich Glücksmomente?

Glücksmomente können entstehen, wenn wir in der Lage sind, sie zuzulassen. Das gelingt, wenn man einen schönen Moment mit seiner Partnerin bzw. seinem Partner oder seinen Kindern verbringt. Oder, wenn man nach Hause kommt und von liebevollen Haustieren freudig empfangen wird. Wenn man ein bestimmtes Musikstück wieder entdeckt und schöne Erinnerungen entstehen oder wenn man gerade einen wunderbaren Kuchen, oder ein köstliches Brot gebacken hat, das einem selbst und anderen viel Freude bereitet. Es geht eigentlich darum, alles, was schön ist, gut riecht, gut schmeckt, sich wohlig anfühlt oder klingt, zu bemerken.  

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