Wetterwechsel
Warum wir jetzt Kopfweh haben
09.03.2015
Mit dem Frühling kommen die Kopfschmerzen. Was gegen das Frühjahrsleiden hilft.
Von warm zu kalt, vom Schnee zum Föhn – und plötzlich brummt der Schädel. Kopfschmerzen und Migräne treten im Frühjahr besonders häufig auf – wie Wissenschaftler des „Beth Israel Deaconess Medical Center“ in Boston (USA) in einer Studie mit rund 7.000 Patienten zeigen konnten. Eine höhere Temperatur als am Vortag, aber auch niedriger Luftdruck führen zu Schmerzen.
Vor allem in Kombination mit Stress steigt die Anfälligkeit für Beschwerden. „Wenn man ohnehin schon belastet ist, wirkt sich die Veränderung der Großwetterlage besonders gravierend aus“, erklärt Umweltmediziner Piero Lercher. Die Art der Pein ist aber unterschiedlich: Während Migräne meist einseitig auftritt, zieht sich Spannungskopfschmerz häufig vom Nacken über den Hinterkopf zur Stirn. Beide Formen treten im Frühjahr vermehrt auf, wie auch der gefürchtete (aber seltenere) Clusterkopfschmerz im Bereich von Augen, Stirn und Schläfe.
In vielen Fällen kann man das Hämmern im Kopf aber lindern oder sogar vermeiden:
Internist Piero Lercher über Kopfschmerzen: "Extreme Wetterlagen und Feinstaub sind belastend"
ÖSTERREICH: Treten Kopfschmerzen und Migräne im Frühjahr wirklich besonders häufig auf?
Piero Lercher: Migräne hat viele Auslöser und das Wetter kann einer der Trigger-Faktoren sein. Wer jetzt häufig Kopfschmerzen hat, sollte die Ursachen abklären. Dahinter kann auch eine nicht abgeheilte Nebenhöhlenentzündung durch einen Infekt stecken.
ÖSTERREICH: Und welche Rolle spielt das Wetter?
Lercher: Wetter ist ein elektromagnetisches Phänomen, das sich auf das Gehirn auswirken kann. Dazu kommt gegenwärtig die Klimaveränderung, das heißt, wir haben mehr Temperaturunterschiede in kürzester Zeit. Diese extremen Übergänge können bei Menschen, die zu Migräne neigen, einen Schmerzanfall auslösen. Aber auch Spannungskopfschmerzen können sich häufen.
ÖSTERREICH: Treten die Beschwerden überall gleich gehäuft auf?
Lercher: Da gibt es keine genaue Statistik. Die Wetterkapriolen betreffen natürlich ganz Österreich. In Tirol tritt Migräne vor allem bei einer plötzlichen Erwärmung auf, wie sie für Föhn typisch ist. In Orten mit Beckenlage wie Wien oder Graz kommt es oft zur Inversionswetterlage, bei der sich die Luft nicht mehr austauschen kann, sondern wie eine Dunstglocke über der Stadt hängt. Das führt dann zu diffusen Kopfschmerzen.
ÖSTERREICH: Gibt es noch weitere jahreszeitlich bedingte Gründe?
Lercher: Speziell im Frühjahr ist die Feinstaubbelastung sehr hoch. Verursacht wird sie durch die Streumittel, die im Winter auf der Straße eingesetzt werden. Und dieser Feinstaub führt häufiger zu Kopfschmerzen, als man annimmt. Für Migräne kann wiederum der starke Wind ein Auslöser sein. Dazu kommt noch der Lifestyle: Wer im Winter wenig Bewegung gemacht und auch noch zugenommen hat, dessen Organismus ist nicht so belastbar.
Dr. Piero Lercher ist Internist und Umweltmediziner in Wien. www.gesundinschoenbrunn.at