Psychotherapeutin im Talk

Wenn Kaufen zur Sucht wird

04.02.2015

Wann muss man sich Sorgen machen, nicht in die Kaufsucht abzurutschen und wie schafft man es aus eigener Kraft davon loszukommen?

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Sich etwas zu kaufen bedeutet oft, sich etwas Gutes zu tun.  Nach einem erfolgreichen Shopping-Tag fühlen sich Frauen häufig besser gelaunt, das Selbstwertgefühl steigt mit dem Kauf neuer, passender Kleidung und die Stimmung hellt sich, wie bei der Einnahme einer Droge kurzfristig auf. Die Grenze zwischen "gerne shoppen" und unkontrolliertem Einkaufen kann oft sehr schmal werden. Kaufsucht ist eine Suchterkrankung wie jede andere (Alkohol, Medikamente, Drogen oder Inetrnetsucht, Spielsucht).

Wie äußert sich Kaufsucht?
"Das Kaufen löst kurze Glücksgefühle aus, denen aber rasch/unmittelbar der Absturz in Depressionen, Existenzängste, Scham- und Schuldgefühle folgt. Betroffene lügen häufig und  kapselt sich ab, meiden den Kontakt zu anderen, die Ihr Verhalten problematisieren könnten. Vor sich und anderen begründen Betroffene ihren Konsum häufig als Schnäppchen oder Sonderangebot, wodurch man sich im Grunde viel Geld gespart hätte," erklärt Dr. Jutta Leth, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotheraupeutische Medizin. Auffällig ist, dass Betroffene häufig Dinge kaufen, die sie gar nicht brauchen oder für die kein Platz mehr in der Wohnung ist.

Innere Leere
Verliert man die Kontrolle über die Ausgaben und Einkäufe, kommt es häufig zu hohen Schulden und Partnerschaftsproblemen."Häufig steckt hinter der Kaufsucht die Sehnsucht nach Anerkennung und Bestätigung, der Wunsch, positive Gefühle zu verspüren und die Betäubung negativer Gefühle wie einer inneren Leere", so Dr. Leth. Gründe dafür können verschieden sein, meist liegt die Wurzel für Suchtverhalten bereits in der Kindheit und kann durch einen Mangel an Zuwendung und Anerkennung begünstigt werden. Auch materielle Entbehrung in der Kindheit kann später im Erwachsenenalter zu Kaufsucht führen.

60% sind Frauen
Zahlreiche Untersuchungen zeigen: Je geringer das Selbstwertgefühl, desto eher lassen sich Menschen zum Kaufen verführen. "Das hat damit zu tun, dass das Kaufen das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert und der Akt des Kaufens von angenehmen Gefühlen begleitet ist.", erklärt Dr. Leth. 60% aller Betroffenen sind Frauen - vor allem junge zwischen 20 und 30 Jahren. Die Sucht kann jedoch alle sozialen Schichten betreffen. Aus eigenen Kräften loszukommen ist schwer, deshalb ist eine psychotherapeutische Unterstützung in jedem Fall zu empfehlen. Auch Selbsthilfegruppen können helfen, eine Kaufsucht zu überwinden. "Wichtig ist im ersten Schritt die Unterbrechen des Suchtverhaltens und danach die Beseitigung der  Ursachen des Suchtverhaltens durch  z.B. Erarbeitung eines gesunden Selbstwertgefühls, Erlernen von Konfliktlösestrategien, Aufbau von befriedigenden Freizeitaktivitäten, Erlernen von Selbstbehauptungsstrategien.", so Dr. Leth.

Folgende Tipps können bei exzessivem, kaufsüchtigen Verhalten hilfreich sein:

 

Dr. Jutta Leth, Stationsführende Oberärztin im KAV, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, 1010 Wien.

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