Durch Befragung von Zwillingen liege es nahe, dass Ohnmacht genetisch vererbt ist.
Die Anfälligkeit für Ohnmacht steckt auch in den Genen. Zu diesem Schluss kommen australische Neurologen nach einer Befragung von Zwillingen und ihren Angehörigen. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Ohnmacht genetisch bedingt ist, aber es können durchaus mehrere Gene und mehrere Umweltfaktoren zusammen sein, die das Phänomen auslösen", berichtet Samuel Berkovic von der Universität von Melbourne in der amerikanischen Fachzeitschrift "Neurology". Bei einer Ohnmacht verliert der Betroffene vorübergehend das Bewusstsein, ausgelöst etwa durch den Anblick von Blut oder durch Stress.
Mit seinem Team befragte Berkovic 51 Zwillingspaare gleichen Geschlechts von neun bis 69 Jahren, von denen jeweils mindestens ein Zwilling Ohnmachtsanfälle hatte. Bei identischen Zwillingen, die in einem Raum zusammen waren, war die Wahrscheinlichkeit, dass bei der Ohnmacht des einen auch der andere das Bewusstsein verliert, doppelt so hoch wie bei zweieiigen Zwillingen, berichtete Berkovic. Identische Zwillinge reagierten auch deutlich häufiger auf genau die gleichen Auslöser wie Stress oder Blut.
Dass vermutlich mehrere Gene die Neigung zur Ohnmacht ausmachen, schloss Berkovic aus der Befragung von anderen Familienangehörigen. "Wenn es ein einzelnes Gen wäre, dürfte man erwarten, dass die Ohnmachtshäufigkeit bei anderen Verwandten der Zwillinge ähnlich hoch ist. Das haben wir aber nicht festgestellt", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. "Die Forschung über eine mögliche Vererbung von Ohnmachtsneigung war widersprüchlich", sagte Berkovic. "Als Neurologe vermutete ich dass sie oft vererbt wird, aber es war nie richtig untersucht worden. Zwillinge zu befragen war ein eleganter Weg, die Hypothese "Gene oder Umwelt" zu testen."