Chronisch

Immer mehr Kinder mit Darmerkrankungen

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Chronisch entzündliche Darmerkrankungen werden immer häufiger.

40.000 bis 80.000 Menschen leiden in Österreich an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa - beides chronisch entzündliche Darmerkrankungen, die mit schwersten Durchfällen, Schmerzen und der Notwendigkeit wiederholter Operationen einhergehen können. Die Zahl der Betroffenen steigt an, besonders stark bei Kindern und Jugendlichen, hieß es bei einer internationalen Pressekonferenz in Wien aus Anlass des 8. Kongresses der europäischen Gesellschaft zu diesem Thema (ECCO) im Austria Center Vienna (14. bis 16. Februar).

Dramatischer Anstieg

Tine Jess, vom nationalen dänischen Gesundheits-Überwachungs- und -Forschungszentrum: "Zumindest drei Millionen Menschen in Europa leiden an chronisch entzündlichen Erkrankungen. Die meisten Diagnosen werden unter den Twens und den Menschen um die 30 gestellt. Wir sehen aber einen dramatischen Anstieg bei den Kindern. In den vergangenen zehn Jahren haben die Diagnosen bei ihnen um 50 Prozent zugenommen. Viele Betroffene haben immer wieder Krankheitsepisoden, ein Viertel aber hat chronische Symptome."

Operationen
Innerhalb von zehn Jahren muss etwa die Hälfte der Betroffenen zumindest einmal im Spital aufgenommen werden. Oft folgt dann eine Operation mit Entfernung betroffener Darmabschnitte. Die Expertin: "Die Invaliditätsrate mit drei bis sechs Wochen pro Jahr, in denen ein Patient keiner Arbeit nachgehen kann, liegt bei 34 Prozent."

Chronische Erkrankungen
Walter Reinisch, Spezialist für diese Erkrankungen an der MedUni Wien am AKH: "Wir sehen insgesamt seit den 1950er-Jahren einen Anstieg bei den chronisch entzündlichen Leiden wie Asthma, Multiple Sklerose, chronisch entzündliche Erkrankungen etc. um das Zehn- bis 15-fache." In den USA wären das 50 Millionen Menschen, die Gründe dafür wären noch immer nicht klar. Heilbar sind diese Krankheiten nicht, das gilt auch für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Reinisch: "Wir haben hier einen hohen Bedarf an frühen Diagnosen."

Frühe Therapie
Der Grund dafür, so der Wiener Gastroenterologe Gottfried Novacek: "Es gibt Daten, die besagen, dass, je früher mit der Therapie begonnen wird, umso wirksamer diese dann ist." Das bedeutet, dass einerseits Hausärzte, die zumeist den Erstkontakt mit Betroffenen haben, die entscheidenden Verdachtsmomente kennen und erkennen sollten, in der Langzeitbetreuung dann aber auch Allgemeinmediziner, Fachärzte und spezialisierte Zentren (im Krankenhaus) kooperieren müssten.

Novacek befürchtet mit der österreichischen Gesundheitsreform eher eine Verschlechterung der Situation: "Es gibt eine Tendenz zu Einsparungen im Gesundheitswesen, auch bei den Zentren für chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Sie sind auch in ihrer Existenz bedroht. Wir brauchen gewisse personelle Strukturen und auch Zeit." Nur bestens aufgeklärte und informierte Patienten können rechtzeitig auf Anzeichen einer Verschlechterung ihres Leidens reagieren und somit eventuell Komplikationen vermeiden. In den vergangenen Jahren haben besonders Biotech-Medikamente (monoklonale Antikörper etc.) die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen in schweren Fällen wesentlich besser beherrschbar gemacht.

Doch es muss auch die Kapazitäten geben, um die Betroffenen im Zweifelsfall akut intensiv zu behandeln. Evelyn Gross, selbst Betroffene und Kinder- und Jugendbeauftragte der Österreichischen Morbuds Crohn - Colitis ulcerosa-Vereinigung (ÖMCCV): "Ich spüre die ersten Symptome (eines Rückfalls, Anm.), rufe die Spezialabteilung an - und bekomme einen Termin in drei Monaten." Das dürfe nicht sein. Die jährlichen direkten Kosten für das Gesundheitswesen durch die beiden Erkrankungen in Europa werden auf mindestens 4,6 bis 5,6 Milliarden Euro geschätzt.
 

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