Jeder Vierte 15-Jährige in Österreich raucht
04.11.2009Trauriger Spitzenwert: Nirgendwo in Europa rauchen die 15-Jährigen so viel wie in Österreich - jeder Vierte greift in diesem Alter regelmäßig zur Zigarette. Seit 1997 habe die Anzahl der rauchenden Jugendlichen weiter zugenommen, berichtete Manfred Neuberger, Leiter der Abteilung für Präventivmedizin an der Medizinischen Universität Wien, bei einer Pressekonferenz der EU-Kampagne "HELP - für ein rauchfreies Leben" in Wien. 145.891 Jugendliche zwischen elf und 17 Jahren rauchen täglich.
Das Einstiegsalter ist mittlerweile auf elf Jahre gesunken, Unterschiede im Rauchverhalten zwischen den Geschlechtern gibt es nicht mehr. "Je früher man damit beginnt, desto schwerer kommt man später davon los", sagte Neuberger. Raucherkrankheiten würden dadurch künftig immer früher auftreten.
Der Staat mache viel zu wenig, um die Jugend vom blauen Dunst fernzuhalten: "Man bekommt Zigaretten in Österreich leichter als Lebensmittel", kritisierte der Mediziner. Er forderte daher, die Einnahmen aus der Tabaksteuer - Minderjährige zahlen durch diese jährlich 60 Millionen Euro - in die Prävention zu investieren.
Auch der Nichtraucherschutz sei in Österreich eine "gesundheitspolitische Zeitbombe" und befinde sich auf einem Stand mit Ländern wie Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Albanien und Serbien, merkte Neuberger an. Umfragen in der Steiermark und in Oberösterreich hätten ergeben, dass 91 Prozent sich bei Lokalbesuchen vom Tabakrauch belästigt fühlen und 60 Prozent eine Verschärfung des Tabakgesetzes wollen.
Kinder mit Erwachsenenerkrankungen
Ein "absolutes Rauchverbot in öffentlichen Räumen" wünschte sich auch Kinderarzt Tamas Fazekas vom St. Anna Kinderspital. "Wir verursachen bereits bei Kindern Erkrankungen, die bisher nur bei den Erwachsenen bekannt waren", so Fazekas. Alleine durch Passivrauchen in der Schwangerschaft würden u.a. die Gefahr einer Frühgeburt genauso erhöht wie das Risiko für das Baby, an Asthma zu erkranken.
Wer bereits in jungen Jahren Passivrauch ausgesetzt sei, greife auch früh selbst zum Glimmstängel, warnte der Kinderarzt. Statistisch gesehen verfallen 80 Prozent der Kinder von Raucherinnen später selbst dem Tabak. "Wir müssen den Erwachsenen klar machen, dass es nicht nur das Gift Nikotin ist, das den Kindern schadet, sondern auch die Vorbildwirkung", betonte Fazekas.
Die EU-Kampagne "HELP - für ein rauchfreies Leben" versucht vor allem Jugendliche und junge Erwachsene vom Griff zur Zigarette abzuhalten. Dabei wurden heuer in allen 27 Mitgliedsstaaten rund 300 Veranstaltungen durchgeführt. Die aktuelle Kampagne richtete sich mit Kurzfilmen im Internet vor allem an Jugendliche.