80 Prozent der Betroffenen wissen nichts von ihrer Erkrankung.
Fast jeder vierte von fünf Schlafapnoe-Betroffenen ist sich seiner Erkrankung nicht bewusst. Zudem sind weit mehr Menschen von der Erkrankung betroffen, als bisher angenommen. Zu diesen Ergebnissen kam eine groß angelegte wissenschaftliche Studie, die in den vergangenen zwei Jahren vom Elektronikkonzern Philips zusammen mit dem Wissenschaftlichen Institut für Pneumologie an der Universität Witten/Herdecke (D) durchgeführt wurde.
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Konsequenzen für Gesundheit
An der Studie nahmen 4.206 Mitarbeiter von Philips teil, und sie zeigte, dass 6,4 Prozent der Probanden an Schlafapnoe leiden. Bisherige Untersuchungen gingen von lediglich zwei bis vier Prozent aus. Auffällig war zudem, dass sich 78 Prozent der betroffenen Probanden ihrer Schlafstörung überhaupt nicht bewusst waren. Die Erkrankung berge ernste Konsequenzen für die Gesundheit, sei aber gut therapierbar, hieß es am Montag in einer Aussendung.
Die Schlafstudie wurde über einem Zeitraum von fast zwei Jahren durchgeführt. Beteiligt waren unter anderem das Universitätsklinikum Antwerpen, das Wissenschaftliche Institut für Pneumologie an der Universität Witten/Herdecke, die Universität Twente und das Krankenhaus Medisch Spectrum Twente. Ziel war es, wissenschaftliche Erkenntnisse zur Häufigkeit der Schlafapnoe zu gewinnen. Schon seit Jahrzehnten werde nämlich vermutet, dass die Schlafapnoe unterdiagnostiziert wird.
10 Mythen über den Schlaf:
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Mythe 1 - Der Schlaf vor Mitternacht ist der Beste
Da ist überholt. Wichtig ist, dass der Schlaf in den ersten Stunden, wenn die Tiefschlafphasen am längsten sind, ungestört ist. Somit erholt sich der Körper am besten.
Mythe 2 - Langschläfer sind fauler als Frühaufsteher
Die Wissenschaft unterscheidet verschiedene Schlaftypen:- Frühe Schläfer
- Spätschläfer
Frühe Schläfer liegen deutlich früh im Bett, Spätschläfer würden am liebsten weit nach Mitternacht ins Bett gegen und bis in den Vormittag schlafen. Dementsprechend sind die frühen Schläfer in den frühen Morgenstunden leistungsfähiger. Schlafforscher regen deshalb seit längerem an, den Schulbeginn nach hinten zu verlegen.
Mythe 3 - Acht Stunden Schlaf
Erwachsene schlafen im Schnitt sieben bis acht Stunden, doch manche kommen auch mit deutlich weniger Schlaf aus. Rein statistisch hat, wer regelmäßig rund sieben Stunden schläft, die höchste Lebenserwartung.
Mythe 4 - Lange schlafen ist gesund
Schlafforscher haben herausgefunden, dass nicht nur zuwenig Schlaf ungesund ist, Übergewicht und Krankheiten begünstigen kann. Auch Menschen, die zu viel schlafen, haben ein höheres Risiko zu erkranken oder früher zu sterben.
Mythe 5 - Schlafunterbrechungen sind ungesund
Es ist normal in der Nacht rund ein bis zwei Dutzend Mal aufzuwachen. Die wachen Momente sind dann jedoch kurz, dauern nicht mal eine Minute und am nächsten Tag erinnert man sich oft nicht mehr daran.
Mythe 6 - Powernapping macht fit
Hier kommt es auf die Länge an: Ein kurzes Nickerchen, maximal eine halbe Stunde, verbessern Konzentration und Leistungsfähigkeit. Ein längerer Mittagsschlaf ist dagegen eher kontraproduktiv. Im schlimmsten Fall führt er dazu, dass man nachts nicht mehr gut schläft und noch unausgeschlafener ist.
Mythe 7 - Alkohol hilft beim Einschlafen
Ein Glas Bier oder Wein am Abend entspannt. Und diese Entspannung soll auch das Einschlafen fördern. Doch das stimmt nicht, denn Alkohol stört die wichtigen REM-Phasen, in denen sich der Körper erholt. Besser als Schlummertrunk geeignet sind ein Glas warme Milch mit Honig oder ein beruhigender Tee.
Mythe 8 - Wer sich auspowert, schläft besser
Schlafforscher raten dazu, regelmäßig Sport zu treiben. Doch spät abends sollte man seinen Kreislauf nicht mehr so stark ankurbeln. Ist der Körper kurz vor dem Schlafengehen, auf Hochtouren, schläft man schlechter ein.
Mythe 9 - Spätes Essen ist schlecht für den Schlaf
Das ist eher eine Gewohnheitssache, so die Meinung von Schlafexperten. Schließlich wird im Mittelmeerraum oft spät abends gegessen. Allenfalls ein übermäßig üppiges Essen am späten Abend kann das Einschlafen erschweren.
Mythe 10 - Schlaf macht schön
Wer gesund und attraktiv aussehen will, braucht ausreichend Schlaf. Schläft jemand zu wenig, spiegelt sich das in seinem Gesicht wieder: Beobachter stufen ihn dann als ungesünder, weniger attraktiv und müder ein.
Großes ProblemWinfried Randerath, Direktor des Wissenschaftlichen Instituts für Pneumologie an der Universität Witten/Herdecke, kommentierte die Ergebnisse so: "Die Erkrankung beeinflusst Lebenserwartung und Lebensqualität. Und die Zahlen der Studie zeigen, dass das Problem noch größer ist, als bisher angenommen."
AtemaussetzerBei der Schlafapnoe kommt es während des Schlafes zu Atemaussetzern, die von fünf bis zu mehr als dreißig Mal auftreten. "Das ist gefährlicher, als man denkt. Durch die Schlafstörungen erholen sich die Betroffenen nachts nicht ausreichend und es kommt zu Erschöpfungserscheinungen", erklärte Johan Verbraecken, medizinischer Koordinator des Schlafzentrums der Universitätsklinik Antwerpen. Schlafapnoe führe zu Tagesmüdigkeit, Konzentrationsproblemen bei der Arbeit und Gereiztheit zu Hause. Sie erhöhe das Risiko, an hohem Blutdruck, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erkranken. Meist würden die Beschwerden dann auf Stress oder Belastungen zurückgeführt.