Der Oktober steht alljährlich im Zeichen der Brustkrebsprävention. g&f liefert Ihnen die wichtigsten Fakten rund um das neue Brustkrebs-Früherkennungsprogramm
Brustkrebs ist mit rund 5.500 Neuerkrankungen jährlich allein in Österreich die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Statistisch gesehen ist jede achte Frau im Laufe ihres Lebens mit der Schockdiagnose konfrontiert. Die beste Strategie im Kampf gegen das sogenannte Mammakarzinom ist nach wie vor die Früherkennung. Wird der Krebs im Frühstadium entdeckt, steigert das die Heilungschancen nämlich erheblich. Die Österreichische Krebshilfe macht Jahr für Jahr im Brustkrebsmonat Oktober mit der einzigartigen Pink Ribbon Aktion auf die Wichtigkeit der Früherkennungsuntersuchungen aufmerksam.
In der Gratis-Broschüre der Österreichischen Krebshilfe „Aus Liebe zum Leben“ informieren renommierte Krebsexperten ausführlich über Krebsvorsorge und Früherkennung für Frauen und die neuen Richtlinien des 2014 eingeführten Brustkrebs-Früherkennungsprogrammes. Unter www.krebshilfe.net können Sie die Broschüre kostenlos downloaden. |
Methoden der Früherkennung
Gerade bei Brustkrebserkrankungen der Frau gibt es die Möglichkeiten, durch einfache Untersuchungen eine äußerst wirksame Früherkennung zu erreichen. Mit dem Einsetzen der Geschlechtsreife sollte jede Frau eine monatliche Selbst- und Tastuntersuchung der Brust (eine genaue Anleitung finden Sie auf S. 18 und in der Broschüre der Ö. Krebshilfe) durchführen. So lernt man seine Brust genau kennen und kann Veränderungen so früh wie möglich feststellen. Essenziell ist auch die regelmäßige – zumindest einmal jährliche – Untersuchung beim Gynäkologen. Ab dem 40. Lebensjahr wird mindestens alle zwei Jahre zur „Vorsorge-Mammografie“, einer Röntgenuntersuchung der Brust, geraten. Der 40. Geburtstag ist deshalb der Stichtag für eine Mammografie, da in jüngeren Jahren das Brustgewebe so dicht ist, dass gesundes Gewebe nur schwer von krankem unterschieden werden kann.
App-Tipp: iWoman launchte mit THINK PINK! den Selbst-check-Reminder samt Anleitung zur Vorsorge. Kostenlos im Apple App Store: www.iwoman-app.com |
Das mit 1.1.2014 eingeführte Brustkrebs-Früherkennungsprogramm sorgt für Verunsicherung in der Bevölkerung und wurde respektive wird teils von Ärzten heftig kritisiert. Warum?
Dr. Paul Sevelda: Das Programm ermöglicht jeder in Österreich sozialversicherten Frau die Inanspruchnahme einer Mammografie – sowohl als „Vorsorge-Mammografie“ – alle 2 Jahre – als auch für medizinisch indizierte Fälle. Der Unterschied besteht u.a. in der ärztlichen Zuweisung. Für die „Vorsorge-Mammografie“ ist keine Überweisung notwendig, für medizinisch indizierte Fälle sehr wohl. Dieser Unterschied ist bei Frauen und Ärzten nicht ausreichend angekommen und sorgt für Unsicherheit, Fehlinformation und Frustration.Neues Screening-Programm
Um mehr Frauen mit der „Vorsorge-Mammografie“ zu erreichen, wurde 2014 das europaweit etablierte Brustkrebs-Früherkennungsprogramm auch in Österreich eingeführt. Die teilweise Abschaffung der ärtzlichen Überweisungspflicht und Neuerungen wie u. a. die „Einladung“ zur Mammografie für Frauen ab 40 sorgten bis dato jedoch in der Bevölkerung für große Verunsicherung und es hagelt Kritik seitens der Ärzte. Deshalb wurden Anpassungen vorgenommen. In gesund&fit klärt der Präsident der Österreichischen Krebshilfe, Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, über den Status quo auf und gibt einen detaillierten Leitfaden.
Was ist neu?
Bis Ende 2013 war grundsätzlich eine Überweisung vom Arzt notwendig, um eine Mammografie durchführen lassen zu können. Dies galt sowohl für die „Vorsorge-Mammografie“ als auch die sogenannte „diagnostische Mammografie“, die durchgeführt wird, wenn eine Brust Veränderungen (Knoten, Dellen, Verhärtungen, Verformungen, Einziehungen der Brustwarzen) aufweist. Mit der Einführung des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms 2014 ist für die „Vorsorge-Mammografie“ nun keine Überweisung mehr notwendig, sondern nur bei medizinisch indizierten Fällen und bei Risikopatientinnen (z. B. durch familiäre Vorbelastung).
Eine beschwerdefreie Frau ab 40 ohne Symptome einer Brustkrebserkrankung und ohne erhöhtes familiäres Risiko muss sich also keine Überweisung mehr von ihrem behandelnden Arzt holen, wenn sie eine „Vorsorge-Mammografie“ durchführen lassen möchte. Sie ist nämlich alle zwei Jahre dazu „eingeladen“, bei einem am Programm teilnehmenden Radiologen (Liste unter www.frueh-erkennen.at) eine Vorsorge-Röntgenuntersuchung kostenfrei durchführen zu lassen. Aber Achtung: Nur Frauen zwischen dem 45 .und dem 69. Lebensjahr erhalten auch ein offizielles Schreiben als Erinnerung sowie eine Auflistung der radiologischen Stellen. Frauen zwischen 40 und 44 Jahren und ab 70 erhalten KEIN automatisches Einladungsschreiben zur Mammografie. Sie können sich jedoch unter der Telefon-Serviceline (0800 500 181) oder unter www.frueh-erkennen.at zum Programm anmelden. Wurde eine Mammografie durchgeführt und ist der Befund unauffällig, wird nach 24 Monaten automatisch eine Einladung geschickt. Generell gilt aber für alle Frauen – und hier herrscht der größte Aufklärungsbedarf: Niemand muss auf das Erinnerungsschreiben warten! Um eine Mammografie durchführen lassen zu können, genügt die freigeschaltete e-card.
Den Arzt mit ins Boot holen
Die Vorsorge-Mammografie ist zwar ohne Zuweisung möglich, Präsident Dr. Sevelda rät aber dazu, trotzdem den Arzt des Vertrauens mit ins Boot zu holen. Denn: Wird die Untersuchung ohne Überweisung durchgeführt, erhält der behandelnde Arzt nicht automatisch den Befund. Deshalb fordert die Krebshilfe seit langem, dass die Ärzte wieder zur Vorsorgeuntersuchung im Rahmen des Programmes zuweisen dürfen und somit direkt den Befund erhalten. Bis dato muss sich jedoch noch die Patientin darum kümmern, dass ihr behandelnder Arzt den Befund erhält.