Ist man danach immun?
Coronavirus: Womöglich kürzere Zeit ansteckend als befürchtet
13.03.2020Virologe Aberle: Offen ob man nach der Genesung immun ist.
Das Coronavirus beschäftigt die Menschen aufgrund seiner rasanten Ausbreitung naturgemäß intensiv. Viele haben nicht nur Fragen und Sorgen zu einer möglichen Ansteckung und zum Krankheitsverlauf, sondern auch dazu, wann Patienten als geheilt gelten und ob sie dann immun gegen das neuartige Virus sind.
Aber es ist wie so oft im Leben, ganz eindeutige Antworten gibt es zumindest auf die Schnelle, also vorerst, noch nicht. Das geht aus einem APA-Interview mit dem Leiter des nationalen Referenzlabors für virologische Untersuchungen von Arboviren, Stephan Aberle, von Freitagfrüh hervor. Derzeit weiß man weder, wie lange Patienten ansteckend sind, noch ob sie nach einer Erkrankung immun gegen das Virus SARS-CoV-2 sind.
Wie lange ist man ansteckend?
Wann man wieder gesund ist, sei eine klinische Frage, betonte Aberle. "Das ist, glaube ich, jedem irgendwie bekannt, wie man sich dann fühlt." Die Frage von Virologen ist: "Wann ist ein Patient nicht mehr infektiös?" Und das ist derzeit bei Covid-19 noch nicht endgültig geklärt. Denn wie bei anderen Virusinfektionen könnte das Coronavirus noch nachweisbar sein, wenn der Patient eigentlich nicht mehr ansteckend ist, so Aberle.
"Während der Infektion sinkt die Virusmenge in den Atemwegen. Zweitens entstehen Antikörper im Verlauf der Erkrankung. Die binden am Virus - der ist dann zwar noch nachweisbar, aber nicht mehr infektiös", erklärte der Virologe. Wann das Virus nicht mehr infektiös ist, sei aber noch offen.
In Kürze dürften wissenschaftliche Forschungsergebnisse veröffentlicht werden, wonach Corona rascher nicht mehr ansteckend sein könnte als bisher angenommen. "Das könnte vielleicht eine Möglichkeit sein, die Leute früher (aus Krankenhäusern, Anm.) zu entlassen", sagt Aberle. Womöglich könnte die Infektiosität nach einer Woche nicht mehr gegeben sein.
Lange Quarantänen wichtig
Derzeit werden in Österreich Coronavirus-Patienten entlassen, nachdem sie zwei Mal negativ getestet wurden. "Das ist der Grund dafür, warum sie so lange als nicht gesund beziehungsweise geheilt erscheinen. Es ist aber auch wirklich wichtig, dass das so ist. Denn noch weiß man nicht, wie es wirklich ist mit der Infektiosität. Vielleicht sind in der Phase, wo man schon Antikörper bildet, doch noch Übertragungen möglich." Vor allem seien lange Quarantänen wichtig, wenn es noch relativ wenige Fälle gebe und möglichst jede Übertragung verhindert werden solle, so Aberle.
Wie ist es mit einer Immunität, nachdem man mit dem Coronavirus infiziert war? "Es ist noch offen, ob man dann immun ist. Auszuschließen sind rasch folgende schwere Erkrankungen. Wir gehen davon aus, dass eine Immunität gegeben ist, die vor einer schweren Erkrankung schützt. Wir gehen auch davon aus, dass die Übertragbarkeit dann sinkt", sagt der Wissenschafter im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. Es gebe andere Coronaviren (OC43, 229E), mit denen sich Erwachsene immer wieder anstecken können: "Aber sie erkranken nicht schwer." Das neue Coronavirus verändere sich auch nicht so rasch wie Grippeviren, betonte Aberle.
Warmes Wetter könnte hilfreich sein
Aktuell werde in Österreich "streng geschaut, dass es keinen Ausbruch wie in Italien oder Wuhan gibt". Die aktuellen Maßnahmen in Österreich gegen die Ausbreitung des Virus bezeichnet der Virologe als "gut um die Spitze abzuflachen. Aber wenn man die Spitze abflacht, geht es auch in die Breite". Welche Maßnahmen werden längerfristig notwendig sein? "Das wird sich im Laufe des Aprils zeigen. Die warme Jahreszeit, in der die Übertragung von Viren schwieriger ist, könnte helfen. Dass gar keine Maßnahmen notwendig sein werden, glaube ich aber nicht."
Die Mitarbeiter am Virologischen Institut der MedUni Wien haben derzeit naturgemäß alle Hände voll zu tun. Möglichst schnell werden möglichst viele Diagnosen geliefert. Dazu werden Proben aus anderen Laboren überprüft. Auch wird untersucht, welche Tests in welcher Phase der Corona-Krankheit am besten eingesetzt werden. Schnelltests für Covid-19 gibt es noch nicht, so Aberle.
(Das Gespräch führte Philip Stotter/APA)