Dermatologen: Neue Generation von HPV-Impfstoffen

25.02.2010

Als "Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs" haben zwei Impfstoffe in den vergangenen Jahren für Aufmerksamkeit gesorgt. Sie sollen Infektionen mit jenen Humanen Papillomviren vorbeugen, die vor allem mit der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs in Verbindung gebracht werden. Ein Impfstoff der nächsten Generation, der in Wien entwickelt wird, soll das Schutzspektrum deutlich erweitern.

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Das Serum soll gegen viel mehr HPV-Typen immunisieren können, berichten Experten auf der Frühjahrstagung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie, die am Samstag in Wien abläuft. Die an der Wiener Universitätsklinik für Dermatologie (AKH/MUW) entwickelte Impfstoff-Innovation soll in Zukunft einen Breitband-Schutz gegen viele verschiedene Typen von Humanen Papillomviren (HPV) bieten, erklärten Reinhard Kirnbauer und Christina Schellenbacher anlässlich der Tagung.

"Die hier präsentierten Daten zeigen einmal mehr, dass wir nicht nur auf eine große Tradition zurückblicken, sondern auch innovative Forschung an den dermatologischen Abteilungen und Einrichtungen leisten. Wir sind höchst kompetitiv im internationalen Wissenschaftswettbewerb", sagte ÖGDV-Präsidentin Beatrix Volc-Platzer (SMZ-Ost, Wien). Die Gesellschaft wurde vor genau 120 Jahren vom Wiener Dermatologen Moriz Kaposi ("Kaposi-Sarkom") gegründet.

"Eine neue Generation von HPV-Impfungen hat große praktische Relevanz. Die zahlreichen inzwischen bekannten HPV-Typen sind für Infektionen mit den unterschiedlichsten negativen Folgen verantwortlich, hier geht es um ein weit breiteres Spektrum als die bisher diskutierte Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs. Die Dermatologen sind auf jeden Fall für die HPV-Impfung", erklärte die Expertin.

"Die derzeit zugelassenen HPV-Impfstoffe können etwa 30 Prozent der Krebsvorstufen am Gebärmutterhals, der sogenannten Zervixdysplasien (Krebsvorstufen, Anm.), nicht verhindern", sagte Kirnbauer, der bereits an der Entwicklung der derzeit verfügbaren Impfstoffe federführend beteiligt war. "Ziel der nächsten Impfstoff-Generation, an der wir arbeiten, ist es, einen wirksamen Schutz gegen eine Vielzahl von onkogenen HPV-Typen zu bieten", fügte er hinzu.

Die Experten gehen davon aus, dass HPV-Infektionen für fünf Prozent aller Karzinome weltweit verantwortlich sind. Dies gilt zum Beispiel für Zervixkarzinome, die zu rund 70 Prozent durch Infektionen mit sogenannten "Hoch-Risiko"-Typen HPV16 und HPV18 verursacht werden. Darüber hinaus sind diese Typen auch für einen Teil anderer Karzinome wie Vulva-, Vaginal-, Anal-, Penis- und Mundrachenkarzinom verantwortlich. Genitalwarzen (Condylomata acuminata) werden durch "Niedrig-Risiko"-HPV verursacht.

"Die protektive Wirkung der derzeit verfügbaren HPV-Vakzine ist auf die im Impfstoff enthaltenen Typen beschränkt, mit teilweiser Kreuzprotektion gegen sehr nahe verwandte HPV-Typen", erklärt Kirnbauer. "Daher wird ein Teil der Infektionen mit anderen Hoch-Risiko-Typen nicht verhindert. Weiters besteht keinerlei Schutz gegen Hautwarzen sowie Typen, die möglicherweise eine Rolle bei der Entstehung von Hautkrebs spielen."

Anders ist das bei den neuen Impfstoffen. "In einer wissenschaftlichen Arbeit konnten wir neuartige Virus-ähnliche Partikel als HPV-Vakzine generieren. In Tiermodellen lösten diese nicht nur sehr potente neutralisierende Antikörper gegen HPV16 aus, sondern darüber hinaus auch breit kreuzneutralisierende Antikörper gegen höchst unterschiedliche ano-genitale 'Hoch-Risiko'- und 'Niedrig-Risiko'-HPV, sowie verschiedene Hauttypen", erklärte Kirnbauer. Diese neue Entwicklung stelle daher eine potenzielle HPV-Breitspektrumvakzine dar.

Österreich hat sich bisher im Gegensatz zu vielen anderen Ländern nicht zur kostenlosen Bereitstellung der HPV-Impfung für Mädchen entschließen können. Kommende Woche hält sich der Entdecker des Zusammenhangs zwischen Papilloma-Viren und Gebärmutterhalskrebs, der deutsche Medizin-Nobelpreisträger des Jahres 2008, Harald zur Hausen, in Wien auf.

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