Welche Nahrungsmittel halten das Herz gesund? Kardiologe Christopher Wolf klärt auf.
Erschreckend, aber wahr: Jährlich werden in Österreich rund 15.000 bis 20.000 Menschen mit der Diagnose eines akuten Herzinfarktes im Krankenhaus aufgenommen. Und ungefähr 30 Prozent aller Infarkte verlaufen tödlich. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind demnach die häufigste Todesursache – noch vor Infektionen und Krebsleiden.
Gesund: Mittelmeerküche
Schlimme Zahlen – aber es gibt auch gute Nachrichten. Denn: Ein herzgesunder Lebensstil kann maßgeblich dazu beitragen, dass es erst gar nicht so weit kommt. Welche Rolle spielt dabei die Ernährung? Nun: Als besonders herzfreundlich gilt die mediterrane Küche, die reich an Lebensmitteln wie Gemüse (empfohlen werden 400 Gramm pro Tag!), Obst, Fisch und pflanzlichen Ölen (wie Olivenöl) ist. Letztere senken den Cholesterinspiegel, wehren freie Radikale ab, verhindern Ablagerungen in den Gefäßen und halten sie dadurch elastisch.
Omega-3-Fettsäuren gegen Infarkt
Der Wiener Top-Kardiologe Dr. Christopher Wolf stimmt dem bei: „Fisch, Gemüse und Obst sollten mehrmals pro Woche genossen werden! Und Omega-3-Fettsäuren, wie sie hoch dosiert zum Beispiel in Lachs enthalten sind, senken nachweislich das Risiko für Herzinfarkt
und Schlaganfall!“
Dennoch warnt er davor, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Herz überzubewerten: „Welchen Stellenwert die Ernährung für unsere Herzgesundheit genau hat, ist in vielerlei Hinsicht noch umstritten. So etwa haben manche Menschen schon von Natur aus deutlich erhöhte Cholesterinwerte, obwohl sie sich nicht besonders fettreich ernähren“, erläutert Wolf. Und auch die positive Wirkung von Vitaminen dürfe man nicht überschätzen: „Was wir langsam herausbekommen ist, dass es auch ein Zuviel an Nahrungsergänzungen wie etwa Vitaminen gibt. So etwa fand die große internationale ‚Heart Protection‘-Studie keinen Vorteil bei den Vitaminen E und A als Nahrungsergänzungen, aber einen Trend zu mehr Dickdarmkrebs in jener Gruppe, die hoch dosiertes Vitamin A einnahm.“
Butter oder Margarine?
Auch in Bezug auf erhöhte Cholesterinwerte, die einen Risikofaktor für Herzkreislauferkrankungen darstellen, dürfe der Ernährungsfaktor nicht überschätzt werden: „So etwa ist weder Butter noch Margarine ‚schädlich‘. Der Körper reguliert seinen Cholesterinspiegel weitgehend unabhängig von der Ernährung. Durch eine extrem cholesterinarme Ernährung kann man seinen Cholesterinspiegel um maximal 30 Punkte senken. Bei einem Patienten mit erhöhtem Herzinfarktrisiko ist das nicht genug“, erklärt der Experte.
Alkohol ist gut fürs Herz
Dafür ist das berühmte Achtel Rotwein dem Herzen durchaus zuträglich: „Nicht nur Rotwein ist für das Herz gesund, sondern Alkohol überhaupt“, sagt Internist Wolf. Vermutlich wird durch Alkohol unter anderem die „Klebrigkeit“ der Blutplättchen verringert, das Blut gerinnt nicht mehr so leicht und es kommt zu weniger Herzinfarkt und Schlaganfällen. „Allerdings ist der Effekt bei zwei Achtel Rotwein schon maximal ausgeschöpft. Und mehr Alkohol schadet dem Körper eher“, warnt der Herz-Spezialist.
Was schadet dem Herzen noch? Zu viel Fleisch? Süßes? „Herzschädigende Lebensmittel an sich gibt es nicht“, klärt Wolf auf. Denn: „Jemand, der sich gesund ernährt, aber 20 Kilogramm Übergewicht mit sich herum trägt, schadet seinem Herzen sicher mehr als ein sportlicher, normalgewichtiger Mensch, der gelegentlich eine Stelze isst!“ Fazit: Richtige Ernährung allein ist zu wenig. Erst in Kombination mit regelmäßiger Bewegung ist Ihr Herz wirklich geschützt.