Könnte ein Getränk, das bereits in Millionen Haushalten zum täglichen Frühstück gehört, das Gehirn vor Alzheimer schützen? Und könnte es sogar bei bereits betroffenen Personen die krankhaften Veränderungen im Gehirn mildern? Genau das bestätigt nun eine aktuelle Laborstudie aus Italien.
Kaffeeliebhaber könnten Grund zur Freude haben, denn eine neue Studie liefert nun Hinweise, dass das Genießen des Heißgetränks der Gehirngesundheit etwas Gutes tut. Frühere Studien bestätigten bereits, dass Kaffee das Potenzial hat, vor der Entstehung von Demenz zu schützen. Doch es scheint, dass Kaffee, insbesondere Espresso, noch weitaus mehr verspricht. Espresso könnte möglicherweise das Verklumpen von Proteinablagerungen im Gehirn, die bei Alzheimer-Erkrankten auftreten, aufhalten. Zu dieser überraschenden Erkenntnis kam nun ein italienisches Forscherteam.
Proteine spielen bei Alzheimer eine wesentliche Rolle
Bei Alzheimer kommt es typischerweise zu Eiweißablagerungen im Gehirn. Diese Ablagerungen führen zu einer Störung der Nervenzellen und beeinträchtigen im Laufe der Zeit die Funktionen des Gehirns. Bei Alzheimer bilden sich daher krankhafte Plaques aus Beta-Amyloid und Tau-Proteinen im Gehirn.
In der Laborstudie haben die Wissenschaftler:innen das Tau-Protein genauer unter die Lupe genommen. Im gesunden Gehirn befindet sich dieses Protein in den Nervenzellen und bildet sogenannte Mikrotubuli (Röhrchen). Diese Röhrchen sind wichtig für die Stabilität der Zellen und spielen eine Rolle beim Transport von Nährstoffen und anderen wichtigen Substanzen innerhalb der Nervenzellen. Bei Alzheimer kommt es zu chemischen Veränderungen des Tau-Proteins, wodurch es sich in Form von Fasern, den sogenannten Tau-Fibrillen, ansammelt. Dadurch verlieren die Zellen ihre Form, funktionieren nicht mehr richtig und zerfallen.
Ablauf der Studie
In der Studie wollten die Forschenden aufbauend auf früheren Erkenntnissen, die Kaffee eine schützende Wirkung vor kognitivem Verfall zuschrieben, genauer herausfinden, welche Bestandteile von Kaffee und insbesondere Espresso an dieser Wirkung beteiligt sind. Zusätzlich wollten sie untersuchen, wie diese Bestandteile sich auf die mit Alzheimer assoziierten Tau-Proteine auswirken.
Mithilfe der Kernspinresonanzspektroskopie analysierten das Forscherteam die chemische Zusammensetzung von Espresso und identifizierten die wichtigsten Inhaltsstoffe:
- Koffein
- Trigonellin
- Genistein
- Theobromin
Im zweiten Teil der Studie testeten die Forscher:innen die genannten Espresso-Inhaltsstoffe im Labor auf ihre Wirkung auf die mit Alzheimer verbundenen Veränderungen des Tau-Proteins. Sie inkubierten die Moleküle von Koffein, Trigonellin, Genistein und Theobromin sowie den gesamten Espresso-Extrakt bis zu 40 Stunden lang mit den Tau-Proteinen.
So wirken die Espresso-Inhaltsstoffe auf das Tau-Protein
Die Ergebnisse des Laborexperiments waren bemerkenswert: Sowohl Koffein als auch Genistein hatten eine Wirkung auf die Proteine. Mit steigender Konzentration der Espresso-Stoffe wurden die Tau-Fibrillen (Proteinklumpen) kürzer und bildeten weniger wahrscheinlich größere Ansammlungen. Zudem erwiesen sich die verkürzten Proteinklumpen als nicht weiter giftig für das Gehirn, was bedeutet, dass sie nicht als sogenannte „Samen“ dienen konnten, aus denen weitere Fibrillen entstehen. Es scheint, dass sowohl der gesamte Espresso-Extrakt als auch Koffein im Einzelnen eine tragende Rolle spielen, da sie sich an bereits vorhandene Tau-Fibrillen binden und somit offenbar verhindern können, dass sich neue Verklumpungen bilden.
Basierend auf früheren Forschungen und den aktuellen Studienergebnissen lässt die Studie vermuten, dass daher ein regelmäßiger (moderater) Konsum von Espresso oder Kaffee möglicherweise die bei Alzheimer auftretenden Veränderungen des Tau-Proteins sowie die Toxizität der Fibrillen abmildern oder sogar stoppen kann.