Erste Erfolge

Eierstocktransplantation im Tierversuch möglich

02.11.2016

Studie unter Beteiligung von Wiener Wissenschafter

Zur Vollversion des Artikels
© Getty Images
Zur Vollversion des Artikels

Bei einem Versagen der Eierstöcke - zum Beispiel bei Chemotherapie - könnte bei Kinderwunsch theoretisch eine Eierstocktransplantation eine Option darstellen. Im Tierversuch an Pavianen ist ein solcher Eingriff jetzt unter Mitwirkung eines Wiener Wissenschafters geglückt, teilte die MedUni Wien am Mittwoch mit. Knackpunkt für die Etablierung der Methode ist aber die notwendige Immunsuppression.

"Durch die verfrühte Menopause kann einerseits ein sehnlicher Kinderwunsch nicht erfüllt werden, andererseits kann durch den entstehenden Hormonmangel eine Osteoporose oder andere Menopausenkomplikationen frühzeitig ausgelöst werden", wurde Michael Feichtinger, Erstautor der Studie von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien im AKH zitiert. Weiters waren der international bekannte Experte im Bereich der Fertilitätserhaltung, Samuel Kim von der University of Kansas (USA) und Mats Brännström von der Universität Göteborg (Schweden) an der Studie beteiligt. Letzterem war im Herbst 2014 die weltweit erste Serie erfolgreicher Gebärmuttertransplantationen gelungen.

Transplantation war bei einem von zwei Pavianen erfolgreich

Im Tiermodell wurde versucht, erstmals eine allogene Eierstocktransplantation (von einem Individuum zum anderen) durchzuführen - und zwar unter Zuhilfenahme einer neuen Immunsuppression namens PIF (Preimplantation Factor). Das erfolgte am Institut der Weltgesundheitsorganisation WHO, dem Institute of Primate Research in Nairobi (Kenia), bei zwei Pavianen. Vor und nach der Transplantation wurden sie mit PIF behandelt. Das Ergebnis: Bei einem der Tiere war die Transplantation erfolgreich, ein funktionierender Monats-Zyklus wurde angestoßen - beim anderen blieb dieser Erfolg allerdings aus. Kritischer Punkt wäre bei solchen Eingriffen am Menschen die notwendige Immunsuppression nach der Transplantation von Fremdgewebe. Bisher gibt es keine Methode, welche längerfristig keine zum Teil schweren Nebenwirkungen aufweist.

Beim Preimplantation Factor handelt es sich um ein Protein, das wahrscheinlich von Säugetier-Frühembryonen gebildet wird. Es führt dazu, dass die Embryonen bei der Einnistung in die Gebärmutter nicht abgestoßen, sondern vom Immunsystem der Mutter toleriert werden, obwohl es sich bei ihnen um "Fremdmaterial" handelt. In der Frühschwangerschaft ist PIF im Blut der Schwangeren zu finden. PIF moduliert verschiedene Regelsysteme, zum Beispiel auch die Aktivität von Enzymen, die bei der Einnistung des Embryos die Gebärmutterschleimhaut auflockern. Mittlerweile kann man das Protein auch künstlich herstellen. In Experimenten wurden verschiedene Effekte auf Immunzellen etc. belegt.

Hoffnung für die Zukunft

Feichtinger sagte: "Auf Basis dieser Ergebnisse scheint eine erfolgreiche Eierstocktransplantation in der Zukunft möglich. Außerdem konnte gezeigt werden, dass die neue Immunsuppression PIF ohne Nebenwirkungen gut funktioniert, das könnte Einsatzgebiete auch bei anderen Transplantationen eröffnen." Mit weiteren Studien soll gezeigt werden, welche Faktoren exakt wichtig sind, um die Transplantation erfolgreich gestalten zu können. Die Ergebnisse dieser Studie wurden auf dem weltgrößten Reproduktionsmedizinkongress in Salt Lake City (USA) Ende Oktober vorgestellt.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel