Hühnersuppe gegen die Grippe? Zink als Wundermittel? Was ist dran an diesen Mythen?
Draußen ist es kalt, windig und nass – der Herbst hat Einzug gehalten und mit ihm auch die Hochzeit der Grippe. „Setz’ die Haube auf, sonst erkältest du dich!“ – einen Satz wie diesen hat jeder von seiner Mama schon mal mitbekommen. Doch was ist dran an solchen Ratschlägen? Um keine anderen Erkrankungen ranken sich derart viele Mythen und Halbweisheiten wie um Grippe und Erkältung.
Wann Sie zum Arzt gehen sollten
Allem voran, es ist nicht die Kälte im Allgemeinen, die diese Krankheiten auslöst – sondern Viren. Wenn Sie bei einer Verkühlung auf bewährte Hausmittel vertrauen möchten, die Ihnen guttun, ist das natürlich Ihnen überlassen. Sollte nach einigen Tagen der Krankheit aber Fieber auftreten oder sollten Sie sich deutlich schlechter fühlen (statt wie am vierten Tag wie üblich besser!), dann wird Ihnen der Gang zum Arzt nicht erspart bleiben.
Erkältung: 12 Alltagsweisheiten
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1. Heiße Zitrone lindert die Beschwerden
Nicht wirklich. Vitamin C ist besonders wirksam, wenn es vorbeugend eingenommen wird. Aber auch wenn der Infekt bereits ausgebrochen ist, können Sie sich eine „Heiße Zitrone“ machen. Der Infekt heilt dadurch zwar nicht schneller ab, das Immunsystem profitiert aber trotzdem. Wenn Sie sich die „Heiße Zitrone“ frisch zubereiten, sollten Sie den Zitronensaft aber keinesfalls mit kochendem Wasser übergießen – Vitamin C ist sehr hitzeempfindlich und zerfällt eventuell schon, bevor es in den Körper gelangt.
2. Sauna schützt vor Erkältung
Möglicherweise. Regelmäßige Saunagänge scheinen als eine der wenigen Ausnahmen eine wirklich präventive Maßnahme zu sein, weil sie das Immunsystem stärken. Regelmäßigkeit ist dabei entscheidend – ein einmaliger Besuch bewirkt natürlich nicht viel. Wenn die Erkältung bereits ausgebrochen ist, sollten Sie auf die Wärmekammer jedoch verzichten – das belastet den
erkrankten Körper zu sehr.
3. Zwiebelsaft lindert den Husten
Sicher belegt ist die Heilungswirkung nicht. Die Zwiebel in all ihren Verarbeitungsformen (als Saft, Tee, oder Sirup) hat eine lange Tradition als Hausmittel bei Erkältungsbeschwerden, vor allem bei Husten. Auch Zwiebelwickel sind bekannt. Das liegt daran, dass die Knolle eine antimikrobielle Wirkung hat, die helfen soll, Krankheitserreger abzuwehren.
4. Omas Wundersüppchen
Schwer zu beweisen. Viele schwören auf die Wirkung einer selbst gekochten Hühnersuppe. Sie ist heiß und schleimlösend, nach dem Genuss fühlt man sich irgendwie befreiter. US-Forscher der Universität Nebraska sollen festgestellt haben, dass die Brühe die Aktivität weißer Blutkörperchen, die an Erkältungsprozessen beteiligt sind, hemmt. Doch in der realen Situation ist es schwierig, diese Effekte beim Patienten nachzuweisen. Aber selbst bei lediglicher Placebo-Wirkung wollen wir das gute Süppchen in der Krankheit nicht missen.
5. Viel Vitamin C als gute Prophylaxe
Das ist nicht richtig. Der Bedarf an Vitamin C lässt sich mit einer gesunden Ernährung, die reichlich Obst enthält, ausreichend decken. In Kiwis oder Orangen ist viel Vitamin C enthalten. Einen Vitaminüberschuss scheidet der Körper ohnehin aus. Und allzu große Mengen des Vitamins sollen sogar Nierensteine entstehen lassen. Von Vitamin-C-Präparaten sollte man absehen, da sie nachweislich keine Wirkung haben.
6. Frei verkäufliche Medikamente helfen bei Grippe
Nicht wirklich. In der Apotheke werden Verbrauchern manchmal zahlreiche Präparate angeboten, die bei einer Erkältung helfen sollen. Doch es gibt einfach kein Allheilmittel gegen Erkältung oder Grippe – außer Bettruhe und Geduld. Nichts spricht dagegen, bei Bedarf Nasentropfen einzunehmen oder eine Halswehtablette zu lutschen. Auch Schleimlöser bei Husten oder eine Schmerztablette bei Gliederschmerzen oder zum Fiebersenken können helfen. Trotzdem bieten diese Mittel nur eine Linderung der Symptome.
7. Nasenspray macht süchtig
Nicht direkt. Dennoch: Wenn das Spray zu häufig eingesetzt wird, gewöhnt sich die Nasenschleimhaut an den Wirkstoff und schwillt immer wieder an. Das kann wiederum eine Art Dauerschnupfen verursachen. Patienten brauchen das Spray erneut, damit die Schleimhaut wieder abschwillt, was einen Teufelskreis darstellt. Nasensprays sollten daher nie länger als eine Woche – besser noch, maximal fünf Tage lang hintereinander – angewendet werden.
8. Heiße Milch mit Honig
Eher nicht. Manch einer mag sich nach dem Genuss besser fühlen. Doch das Getränk kann auch einen negativen Effekt haben, weil Milch zusätzlichen Schleim bildet. Während des Krankseins sollte man bei Heißgetränken demnach eher zu Tee (hier bevorzugt Kräuter- und Früchte-) greifen.
9. Grippe-Impfung schützt vor Erkältung
Nein. Eine Grippe und ein grippaler Infekt, wie eine Erkältung auch genannt wird, haben zwar ähnliche Symptome, sind aber vom Krankheitsverlauf sehr verschieden. Es gibt Hunderte von Erkältungsviren, vor allem Rhinoviren, die die Nase befallen und einen Schnupfen auslösen, aber nur zwei Hauptarten von Grippeviren, die zudem jedes Jahr mutieren.
10. Bei verstopter Nase eine Nasendusche
Schön wär’s. Nasenduschen sind ein zusätzlicher Reiz für die Nasenschleimhaut und können bei häufiger Anwendung eher zu einem Dauerschnupfen führen. Meerwasser-Nasenspray hingegen wird empfohlen. Auch Inhalationen können gegen die Symptome helfen – schneller gesund machen diese jedoch nicht. Kamille oder Salzwasser sind hierbei die gängigsten Hausmittelchen.
11. Zink als Helferlein
Noch in Studienphase. Das Spurenelement Zink ist nach Angaben von Medizinern ein wirksames Mittel gegen Erkältungen. Einer neuen Studie zufolge sind bei Erkältungspatienten typische Leiden wie Husten und Halsschmerzen schneller abgeklungen als üblich. Das Ergebnis belegt die bisherige Annahme, dass Zink das Immunsystem stärken könne. Da das Spurenelement nur in wenigen Lebensmitteln enthalten ist, müsse man zu Tabletten greifen. Doch Vorsicht: Bei zu viel Zink nimmt die Abwehrkraft des Körpers ab.
12. Antibiotika können nicht schaden
Falsch. Zum einen helfen Antibiotika nur gegen bakterielle Infekte, und sowohl eine Erkältung als auch eine Grippe werden durch Viren ausgelöst. Und dass sie nicht schaden, stimmt auch nicht. Die Einnahme von Antibiotika kann zahlreiche Nebenwirkungen auslösen, etwa Durchfall oder Magen-Darm-Beschwerden. Außerdem können sich Resistenzen bilden. Daher sollten sie nie leichtfertig eingenommen werden.