Zum Weltnichtrauchertag

Expertentalk: So wirkt sich Rauchen auf den Körper aus

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Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag. Jährlich versuchen über eine halbe Million Menschen aufzuhören, endgültig gelingen tut es nur wenigen. Lungenexperte Dr. Wolfgang Popp erklärt, was Rauchen mit uns macht und wie Sie am besten damit aufhören!

Dass Rauchen ein Risiko für die Gesundheit ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Und trotzdem raucht laut Epidemiologie-Bericht Sucht 2022 hierzulande knapp jede:r Fünfte täglich. Alleine in Österreich sterben jährlich etwa 14.000 Menschen an den Folgen von Tabakkonsum! Doch das Risiko geht viel weiter als "bloß" Lungenkrebs. 

Das macht Rauchen mit uns

  • Sucht

Das größtes Problem beim Rauchen: Nikotin macht süchtig. Nach einem Zug an einer Zigarette ist es innerhalb von nur sieben Sekunden im Gehirn angelangt und überwindet die Blut-Hirn-Schranke. Somit hat es freie Bahn, die Nervenzellen des Gehirns direkt in deren Aktivität zu beeinflussen. Der psychostimulierende Effekt tritt ein. Je nach individuellem Rauchverhalten zählt Nikotin zu den am schnellsten süchtig machenden Substanzen.

  • Veränderung der Blutgefässe

Die giftigen Substanzen des Rauches führen zu freien Radikalen, die zu einer direkten Schädigung der inneren Gefäßwand führen. Die Gefäße verlieren an Elastizität und es kommt zu Ablagerungen.

  • Bluthochdruck

Rauchen führt sofort zu einer Steigerung der Herzfrequenz und zu einem Anstieg des Blutdrucks. Über kurz oder lang werden Gefäße so weit geschädigt, dass der Bluthochdruck bestehen bleibt.

  • Durchblutungsstörungen

Ein wahrer Teufelskreis: Verlieren Gefäße an Elastizität, kommt es zu einem unumgänglichen Blutdruckanstieg. Das Entstehen arteriosklerotischer Veränderungen (Anm.: "Plaques", Kalkeinlagerungen) wird begünstigt. Verschließen diese - vor allem kleine -Gefäße zum Teil oder gar komplett, werden die zu versorgenden Gewebsareale unterversorgt. Das kann zum Absterben dieser Regionen und zu Wundheilungsstörungen (Raucherbein) führen. Rauchen ist einer der Hauptrisikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfälle.

  • Immunsystem

Die Immunabwehr wird geschwächt, der allgemeine Gesundheitszustand verschlechtert sich.

Expertentalk: Ein Rauchstopp zahlt sich aus

Rauchen ist eine unheilbare Suchtkrankheit mit hohem Rückfallspotenzial. Facharzt für Lungenkrankheiten Univ. Prof. Dr. Wolfgang Popp, verrät wie genau Zigaretten und Tabakalternativen unserer Gesundheit schaden und wie man junge Leute dabei unterstützen kann, mit der Sucht gar nicht erst anzufangen.

Rauchen ist immer noch die am weitesten verbreitete Sucht in Österreich. Warum sind wir hierzulande besonders stark von der Sucht betroffen?
Dr. Wolfgang Popp: Beim Rauchen der Verbrennungszigarette sind Österreicher:innen kulturell leider noch eher rückständig, schlecht informiert und in alten Traditionen verhärtet. Wir wissen zwar über die Schädlichkeit der Verbrennungszigarette, die Alternativen zur Zigarette kennen wir allerdings zu wenig. In Ländern, in denen es mehr Information über Alternativen gibt (z.B. Schweden, England, Japan) gibt es auch eine höhere Akzeptanz und – damit verbunden – sinkende Raucherzahlen.

Tabakkonsum wirkt sich nicht nur äußerst negativ auf die Lunge aus. Wie beeinflusst jahrelanges Rauchen auch andere Organe und das allgemeine Gesundheitsbild?
Dr. Wolfgang Popp: Die Sucht wirkt sich beim Nikotin auf das Wohlbefinden, insbesondere auf den sogenannten Belohnungseffekt aus. Die Verbrennungszigarette dient dabei als das Transportmittel für Nikotin und ist mit Abstand die schädlichste Form des Nikotinkonsums. Kohlenmonoxid, Teer, Reizstoffe und krebserzeugende Substanzen führen bei Jung und Alt zu akuten Irritationen. Längerfristig, also in erster Linie bei Älteren, die meist schon Jahrzehnte rauchen, treten chronische Bronchitis, COPD, Lungenemphysem, Gefäßprobleme, aber auch Lungenkrebs auf, wobei auch das Risiko für andere Krebsarten erhöht ist.

Wie kann man es schaffen, nachhaltig aufzuhören?
Dr. Wolfgang Popp: Ein kompletter Rauchstopp führt zu einem Nikotinentzug für etwa sechs Wochen. Während dieser Zeit ist man am anfälligsten für einen Rückfall. Besonders in Stresssituationen kommt es immer wieder zum typischen Craving, der Lust auf Ablenkung, Entspannung, Belohnung, etc., was auch noch nach Jahren zu einem Rückfall führen kann. Kein Genussmittel, das einmal als Suchtmittel verwendet wurde, kann später wieder als reines Genussmittel konsumiert werden.
Wenn man sich die Frage nach dem Aufhören stellt, so sollte man unbedingt die Verbrennungszigarette hinter sich lassen. Ein kompletter Nikotinverzicht bleibt freilich die beste Entscheidung für die Gesundheit, aber das funktioniert oftmals nicht für jede:n. Als Alternative kann im ersten Schritt auf weniger schadstoffbelastete Produkte umgestiegen werden.

In Österreich sterben jährlich etwa 14.000 Menschen an den Folgen von Tabakkonsum. Wie sieht es mit den Schadstoffen in E-Zigaretten aus?
Dr. Wolfgang Popp: Es gibt viele, deutlich weniger schadstoffbelastete Alternativen zur schädlichen Verbrennungszigarette: in abnehmender Schadstoffbelastung der Tabakerhitzer mit ca. 5 % der Zigarette, über E-Zigarette, Tabakbeutel (in der EU nur in Schweden), Nikotinbeutel, bis hin zu Nikotinersatzprodukten aus der Apotheke wie z.B. Tabletten, Kaugummi und Pflaster. Die E-Zigarette ist eine Alternative mit geschätzten Schadstoffbelastungen von 1-3 % der Zigarette mit einer großen Bandbreite an verschiedenen Produkten – ob mit offenen Tanks, nachfüllbar oder als Einwegprodukt. Bei E-Zigaretten wird eine Flüssigkeit, ein sogenanntes Liquid, mit oder ohne Nikotin, verdampft. E-Zigaretten können als Alternative oder als Hilfe zum Ausstieg vom Rauchen gesehen werden. So kann man als ersten Step damit den Nikotinkonsum kontrollieren und reduzieren.

Kann man als langjähriger Raucher dank Alternativen überhaupt noch die Zeit zurückdrehen?
Dr. Wolfgang Popp: Man kann die Zeit nicht zurückdrehen, das Risiko für Erkrankungen oder Komplikationen aber deutlich reduzieren.

Wie verbessert sich das Gesundheitsbild nach 5, 10, 15 Jahren Rauchstopp?
Dr. Wolfgang Popp: Wenn man aktuell, langjährig Zigaretten raucht, hat man das ca. 20-fache Krebsrisiko im Vergleich zu Nichtrauchern. Nach dem Rauchstopp sinkt das Risiko nach ca. fünf Jahren auf das zweifache Risiko – ähnlich auch bei anderen Erkrankungen, die dann auch kaum mehr oder langsamer fortschreiten. Am besten Aufhören, aber auch Umsteigen zahlt sich immer aus. Das erhöhte Infektionsrisiko sinkt rasch nach Stopp der Verbrennungszigarette.

Wie kann man, besonders jüngeren Personen, nahelegen mit dem Rauchen gar nicht erst anzufangen?
Dr. Wolfgang Popp: Wir als Gesellschaft brauchen einen aufgeklärten und realistischen Umgang mit den Themen der Sucht. Statt aufgeregt über Suchtprobleme, von Alkohol über Nikotin bis andere Substanzen oder Gewohnheiten zu reden oder zu stigmatisieren wäre sinnvolle Alternativen, z.B. Sport und Aufgaben anzubieten, Süchte mit ihrem Verhalten „uncool“ zu machen und Betroffenen zu helfen. Positive Vorbilder und erstrebenswerte Aufgaben sind gefragt. 

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