7 Fragen an die Zahnärztin
Für immer starke Zähne
04.01.2023Wie entsteht Karies? Und wie putzt man tatsächlich Zähne? Zahnärztin Dr. Annette Jasper klärt auf, wie Mundhygiene zu Hause richtig funktioniert. Plus: So stellen Sie Ihre eigene schonende Zahnpasta her.
Unsere Zähne sind mehr als lediglich Kauwerkzeuge. Ein schönes Lächeln erhöht unser Selbstwertgefühl und gilt in unserer Gesellschaft als Symbol für Vitalität. Zudem ist der Erhalt der Zahngesundheit eine lohnenswerte Investition in die Gesundheit des gesamten Körpers. Wie Sie Ihre Zähne optimal pflegen und damit stark und schön halten, weiß Zahnärztin Dr. Annette Jasper. Auf diesen Seiten beantwortet sie sieben ihrer häufigsten Patientenfragen.
Was benötige ich für eine perfekte häusliche Zahnpflege?
Wir tun es jeden Tag und doch herrscht rund um das Thema Zahnreinigung viel Unsicherheit. Sicherlich auch, weil manche Werbeslogans mehr versprechen, als die Produkte dahinter halten. Daher stellen mir viele Patient:innen immer wieder die Frage: "Was brauche ich wirklich, um meine Zähne gut zu reinigen?" Meine Antwort sind diese fünf, für mich unentbehrlichen, Tools:
Zahnbürste. Grundsätzlich können Sie jede Zahnbürste verwenden. Meine Erfahrung in der Praxis zeigt jedoch, dass Ultraschallzahnbürsten am gründlichsten reinigen.
Zahnpasta. Viele Zahnpasten bestehen aus Chemie. Mein Rat daher: Achten Sie darauf, dass sich keine Parabene, Tenside, künstliche Aromen, künstliche Farbstoffe, Fluorid und Konservierungsstoffe darin befinden.
Zahnseide. Ein Must-have, auf das viele gerne vergessen. Tipp: Ungewachste Zahnseide reinigt gründlicher als gewachste.
Interdentalbürstchen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Zahnseide allein nicht ausreicht. Beim Kauf gilt es zu beachten: Das Ende des Drahtes sollte abgerundet sein, damit Sie sich nicht verletzen. Die Borsten sollten dicht und jeweils ebenso abgerundet sein.
Zungenschaber und -mittel. Die Zunge ist ein wichtiges Entgiftungsorgan. Wird sie täglich gereinigt, hilft dies dem gesamten Körper.
Worauf kommt es bei der Zahnpasta an?
Auf Mineralien für die Zähne und Pflegestoffe für das Zahnfleisch! Leider ist das bei vielen Zahnpasten nicht die Norm. Oft finden wir jede Menge Chemie in den Tuben. Das ist deshalb so verheerend, da die Mundschleimhaut sehr gut durchblutet ist. Alle Substanzen, die mit dieser in Berührung kommen, werden innerhalb von Sekunden aufgenommen. Das Konservierungsmittel Triklosan ist beispielsweise so stark, dass es alle Bakterien, auch die guten abtötet. Weitere Konservierungsmittel, die Parabene, verändern zudem den Hormonhaushalt. Sie erhöhen den Östrogenspiegel. Rechts zeigen wir Ihnen ein Rezept für eine schonende minimalistische Zahnpasta, die auf schädliche Substanzen verzichtet.
Was kann ich außer der normalen Zahnpflege tun, um meine Zähne zu stärken?
Ein ganz wichtiger Aspekt ist die richtige Ernährung. Moderne Gerichte sind oft sehr säurehaltig. Dadurch verlieren unsere Zähne Mineralien und werden nicht nur empfindlich, sondern auch anfälliger für Karies. Lebensmittel, die dem Zahn Mineralien zuführen, wären zum Beispiel Käse, Milch, Spinat, Brokkoli, Grünkohl, Nüsse, Kerne, Samen, Kakao, Eier, Fleisch, Pilze, Lachs, Sauerkraut und Leber. Das Gegenteil bewirken hingegen Zucker, Fast Food, Brot, Pasta und Alkohol.
Gut zu wissen: Zuckeraustauschstoffe wie Xylit -auch Birkenzucker genannt - können dabei helfen, Karies zu vermeiden, da sie von den Bakterien kaum in kariesverursachende Säuren umgewandelt werden können.
Woher kommt Mundgeruch und was kann man dagegen tun?
Dass schlechter Atem meistens vom Magen herrührt, ist ein weitverbreiteter Irrglaube. Tatsächlich sind die häufigsten Ursachen Erkrankungen im Mundraum oder mangelnde Mundhygiene. Gründliches Zähneputzen und regelmäßige Zahnarztbesuche können also helfen. Morgendlicher Mundgeruch hat einen anderen, viel harmloseren Grund: Während des Schlafens produziert der Mund weniger Speichel. Bei vermindertem Speichelfluss werden Essensreste, Keime und Bakterien nicht weggespült, wodurch ein negativer Geruch entsteht. Schon ein Glas Wasser oder ein zuckerfreier Kaugummi, welcher die Speichelproduktion anregt, helfen.
Wie erkenne ich Karies?
Karies entsteht langsam. Es beginnt mit einem weißen Fleck am Zahn - eine Folge von Entkalkung. Zahnärzt:innen nennen ihn auch "White Spot". Der aufgeweichte Bereich nimmt dann laufend Farbstoff aus der Nahrung auf und verfärbt sich langsam bräunlich bis schwarz. Spätestens dann fällt es auch einem Laien auf. Doch Vorsicht! Nicht jede Verfärbung ist Karies. Der wichtige Unterschied ist nämlich, dass der verfärbte Bereich bei Karies weich ist. Weitere Anzeichen sind Zahnschmerzen, Mundgeruch, Festklemmen von Nahrung zwischen den Zähnen, wenn die Karies im Zahnzwischenraum entsteht oder auch das Herausfallen einer Füllung oder Zahnkrone, weil die Substanz unter der Füllung weich geworden ist.
Kann Karies rückgängig gemacht werden?
Um diese Frage zu beantworten, muss man zwischen Karies und Primärkaries unterscheiden. Letzteres ist im Grunde noch keine richtige Karies. Es handelt sich um einen Bereich im Zahn, der schon viel Säureangriff erfahren hat. Häufig ist er als ein etwas weißlicher Fleck am Zahn zu erkennen. Wir sprechen hier wieder vom sogenannten "White Spot". In diesem Stadion kann der Bereich, der entmineralisiert ist, auch wieder vollständig mineralisieren. Sobald die Bakterien aber das Zahnbein erreichen, haben sie freie Bahn, um bis ins Zahnmark zu gelangen. Dies ist nicht mehr zu ändern.
Wie beuge ich Karies vor?
Ich nenne gerne drei Anhaltspunkte, die dabei helfen: eine vollständige und richtige Zahnreinigung (Anm.: auch regelmäßige Mundhygiene beim Zahnarzt), die Wahl der richtigen Zahnpflegeprodukte und eine zahnfreundliche Ernährung. Wir können nicht verhindern, dass Bakterien in den Mundraum gelangen. Tatsächlich ist unser Mundraum ein Ort, an dem sich viele Bakterien sogar aufhalten müssen. Ausschlaggebend für gesunde Zähne ist allerdings das Gleichgewicht zwischen den Keimen, damit die schädlichen nicht überwiegen.
Info: So geht richtiges Zähneputzen:
Der Klassiker unter den Zahnputztechniken nennt sich KAI-Methode. Sie wurde ursprünglich für Kinder entwickelt und ist dadurch besonders einfach anzuwenden:
1. Kauflächen
Man startet mit sanften hin und her Bewegungen auf den oberen und unteren Kauflächen.
2. Außenflächen
Für die Außenflächen stellen Sie die Schneidezähne aufeinander. Der hinterste Backenzahn ist der Startpunkt. Setzen Sie Ihre Zahnbürste im 45-Grad-Winkel auf und führen Sie sie in kreisenden Bewegungen nach vorne zu den Schneidezähnen.
3. Innenflächen
Öffnen Sie Ihren Mund und setzen Sie die Zahnbürste innen am letzten Backenzahn an. Wischen Sie nun von oben nach unten.
So Stellen Sie Zahnpasta selbst her
Zutaten
2 tl Natriumhydrogencarbonat (Backpulver), 1 Msp. nicht raffiniertes Speisesalz (Meersalz oder Himalajasalz), 2-3 Tropfen dreiprozentiges Wasserstoffperoxid (h2o2)
Zubereitung
Vermischen Sie alle Zutaten miteinander. Zusätzlich können Sie noch Vitamin c, Kokosöl oder ätherische Öle untermischen. Vorsicht, das Wasserstoffperoxid hinterlässt Flecken, wenn es auf die Kleidung gelangt.
Abfüllen
Dazu am besten eine Spritze verwenden. Zuerst die Zahnpasta aufziehen und anschließend in eine wiederverwendbare Tube füllen.
Wirkung
Das Backpulver ist der basische Träger. Zusätzlich hat es eine leicht aufhellende Wirkung. Das Meersalz enthält Mineralien und wirkt wie "Schleifkörper" leicht abrasiv. Wasserstoffperoxid hat eine desinfizierende Wirkung.
Literatur-Tipps: Noch Mehr Aktuelle Zahnratgeber
- Auf den Zahn gefühlt: von Prof. Dr. Med. Dent. Stefan Fickl. Wie unsere Zähne stark und gesund bleiben. Kiepenheuer & Witsch; 19 Euro
- Der reine Zahnsinn: Dr. Johannes Löw verpackt aktuelle Studienergebnisse mit viel Humor in fesselnde Geschichten. Neuer Merkur; 20,50 Euro
- Die Zähne, ein Spiegelbild unserer Seele: Juliette Peyronnet entschlüsselt energetische und psychosomatische Zusammenhänge. VAK; 24,50 Euro