Grazer Mediziner entwickeln künstliche Pankreas

09.03.2010

Ein medizinisches System, das die Lebensqualität und -erwartung von Diabetikern deutlich steigern soll, wird an der Medizinischen Universität Graz (MUG) im Rahmen eines EU-Projektes entwickelt. Die Grazer Mediziner arbeiten an der Verwirklichung einer "künstlichen Bauchspeicheldrüse", die subkutan am Körper getragen wird, und je nach Bedarf entsprechende Mengen von Insulin freigibt.

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Um Folgeerkrankungen von Diabetes wie Bluthochdruck, Neuropathie, Herzinfarkt etc. vorzubeugen, muss der Blutzuckerspiegel auf einem optimalen Niveau gehalten werden. Blutprobe nehmen, Insulinmenge berechnen, spritzen - und das vier- bis fünfmal am Tag - gehört daher zum Alltag eines Diabetikers. Die in Graz in Entwicklung befindliche tragbare Bauchspeicheldrüse soll den Patienten nicht nur das lästige Prozedere ersparen, sondern auch dafür sorgen, dass der Blutzuckerspiegel wirklich exakt gehalten wird.

Die wesentlichen Komponenten der "künstlichen Bauchspeicheldrüse" sind ein Glukosesensor zur kontinuierlich Messung des Blutzuckers, eine Pumpe zur gesteuerten Insulinabgabe sowie ein miniaturisierter Computer, der die Daten des Sensors auswertet und die Insulinpumpe steuert, erklärte Martin Ellmerer, Projektleiter an der Med-Uni Graz, im Gespräch mit der APA. Im Rahmen des EU-Projektes AP (Artificial Pancreas) soll u.a. die Genauigkeit der Sensoren, die bereits auf dem Markt sind, verbessert werden. "Ein weiteres Ziel ist die Weiterentwicklung zweier AP-Systeme, die eine Insulinpumpe und eine kontinuierliche Blutzuckermessung in nur einem Gerät verbinden, so Ellmerer.

An der MUG selbst hat Werner Regittnig eines dieser Systeme entwickelt und patentiert. Es benötigt nur einen Zugangspunkt auf der Haut ("Single-Port") über den sowohl die Blutzuckermessung als auch die Insulinabgabe stattfinden kann. Der Single-Port-Ansatz wird in Kooperation mit einem steirischen Unternehmen (4a engineering) weiterentwickelt. Das Gerät hat die Größe einer halben Zigarettenschachtel und misst über einen Katheter, der im Fettgewebe des Bauches eingesetzt ist, den Zuckergehalt der Gewebsflüssigkeit. Der Sensor steuert dann die Insulinpumpe an, die schließlich genau die aktuell benötigte Menge des Hormons abgibt.

Am Ende des vierjährigen Projektes wird die Leistung der "künstlichen Bauchspeicheldrüse" mit der heute standardmäßig angewandten Insulin-Therapie in multinational kontrollierten Studien verglichen. Das Projekt wird von der europäischen Kommission mit rund 10,5 Mio. Euro gefördert. Der Grazer Anteil des Projektvolumens beträgt rund zwei Mio. Euro. Weitere Projektpartner sind die Universitäten von Amsterdam, Cambridge, Padua, Pavia, Montpellier, EPF Lausanne sowie das Profil Institut für Stoffwechselforschung GmbH, Triteq Ltd, Sensile Medical AG, STMicroelectronics und die 4a engineering GmbH.

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