Viele Betroffene wissen von ihrer Infektion nichts. Extreme Unterschiede zwischen den Staaten in Europa.
In Europa werden jedes Jahr rund 50.000 Fälle von Hepatitis B und C diagnostiziert. "Aber Millionen Menschen wissen von ihrer Infektion nichts", schrieb die Europäische Agentur für Krankheitskontrolle (ECDC/Stockholm) am Montag in einer Aussendung zum Welt-Hepatitis-Tag (28. Juli). Durch die Impfungen ist die Häufigkeit von Hepatitis B in den vergangenen Jahren zurückgegangen.
"In Europa sind geschätzte rund zehn Millionen Menschen chronisch mit Hepatitis B und C infiziert. Die meisten von ihnen wissen nichts davon", betonte die geschäftsführende ECDC-Direktorin Andrea Ammon. Ein schneller Bluttest reiche aus, um den Status zu bestimmen. Speziell Männer, die mit Männern Sex haben und Personen, die Drogen injizieren sollten möglichst niederschwellig Angebote für Untersuchungen haben.
"Die Virus-Hepatitis ist verhinderbar und heilbar. Die Impfung ist die effizienteste Maßnahme, um sich gegen Hepatitis A und B zu schützen. Die Hepatitis C kann - speziell bei frühzeitiger Entdeckung und Behandlung geheilt werden", betonte Andrea Ammon.
Gerade bei der Hepatitis B gibt es in Europa eine positive Entwicklung. Die Impfungen haben zwischen 2006 und 2013 zu einem Rückgang der Häufigkeit bei der Diagnose akuter Hepatitis B-Infektionen von 1,3 pro 100.000 Einwohner und Jahr auf 0,7 pro 100.000 Einwohner und Jahr geführt. 2013 wurden nach den neuesten ECDC-Zahlen aus 28 europäischen Ländern (EU und Europäischer Wirtschaftsraum) 19.101 Hepatitis B-Infektionen registriert.
Unter den Fällen, bei denen komplette Daten vorlagen, waren 30,5 Prozent der akuten Infektionen offenbar auf heterosexuelle Kontakte zurückzuführen, 18,9 Prozent erfolgten in Krankenhäusern, 13,2 Prozent betrafen Menschen mit Drogenkonsum per Injektionsnadel ("Spritzentausch") und 9,4 Prozent Homosexuelle. Bei den chronischen Infektionen dürfte die Übertragung von der Mutter auf das Kind (43,5 Prozent) die häufigste Infektionsart gewesen sein.
Österreich liegt mit 7,8 Fällen pro 100.000 Einwohner (2013) gemeinsam mit den Niederlanden deutlich über dem Durchschnitt (EU/EEA: 4,4). England, Norwegen und Lettland weisen doppelt so hohe Zahlen wie Österreich auf. Portugal extrem niedrige (0,2 Fälle pro 100.000; Deutschland: 0,8).
Deutlich mehr Infektionen wurden 2013 infolge von Hepatitis C in Europa (26 Staaten mit Daten für die ECDC) registriert: 31.513. Das machte eine Häufigkeit von 9,6 pro 100.000 Einwohner aus. Bei 80,7 Prozent der Infektionen dürfte injizierender Drogenkonsum ("Spritzentausch") die Ursache gewesen sein. Im Gesundheitswesen (Bluttransfusionen, Plasmaspende, Hämodialyse etc.) konnte hingegen in den vergangenen 20 Jahren die Häufigkeit von Hepatitis C-Infektionen drastisch zurückgedrängt werden. Auch bei der Hepatitis C ist Österreich kein Spitzenreiter im positiven Sinn.
2013 wurden 11,5 Hepatitis C-Fälle (chronisch und akut) pro 100.000 Einwohner (akut und chronisch) registriert. Der EU/EEA-Durchschnitt lag bei 9,6 je 100.000 Einwohner. Extrem hoch war die Rate beispielsweise in Norwegen (26,1) oder gar in Lettland (62,7), extrem niedrig in Griechenland (0,2 pro 100.000) und in den Niederlanden (0,4). Dies bedeutet auch, dass die Häufigkeit der Virus-Hepatitis offenbar stark von lokalen Gegebenheiten, zum Beispiel vom Drogenkonsum, abhängig ist.