HPV-assoziierten Krebsarten kann man vorbeugen!

Impfung gegen Krebs

02.03.2020

4, 3 ist  Welt-HPV-Tag_ Jede 5. Krebserkrankung weltweit wird von Infektionen verursacht, die größtenteils vermeidbar oder behandelbar wären. 

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Rund 40.000 Menschen in Österreich erkranken alljährlich an Krebs. Viele Krebsarten, wie z. B. Brust- oder Prostatakrebs, sind in ihrer Entstehung nicht vermeidbar. Ein gesunder Lebensstil kann allerdings das Risiko deutlich reduzieren und eine regelmäßige Früherkennung Leben retten. Je früher Krebs erkannt wird, umso höher sind die Heilungschancen. Manche Krebsarten lassen sich allerdings sehr wohl verhindern. Zum Beispiel Darmkrebs (durch eine rechtzeitige Darmspiegelung) oder Krebserkrankungen, die durch Infektionen ausgelöst werden. Im Vordergrund stehen hier (neben Hepatitis B und Helicobacter Pylori) Infektionen durch Humane Papillomaviren, die u. a. mit Gebärmutterhalskrebs assoziiert werden. 
 
Die Gratis-Broschüre der Österreichischen Krebshilfe „HPV-Impfung gegen Krebs“ klärt umfassend über HPV auf: über Risiken, die von den Viren ausgehen, rechtzeitige Früherkennung sowie die von der WHO empfohlene HPV-Impfung zur deutlichen Krebsrisikominimierung.

HPV &Krebs
Infektionen mit HPV zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Viruserkrankungen. Sie können allerdings auch über Hautkontakt übertragen werden. Es gibt über 150 HPV-Typen, einige davon sind an der Entstehung von Krebserkrankungen bei Frau und Mann beteiligt. Zu diesen Hochrisikotypen zählen u. a. die Europa häufig vorkommenden Typen 16 und 18. Sie können zu Krebsvorstufen und in weiterer Folge zu Krebs von Gebärmutterhals, Scheide, Vulva, Penis und Anus sowie zu Krebsformen im Bereich des Rachens/Kehlkopfes führen. „Die Krebsvorstufen“, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, Krebshilfe-Präsident, „können durch den Krebsabstrich/HPV-Test (bzw. weiterführende Untersuchungen) zwar entdeckt werden und sind bei Früherkennung sehr gut therapierbar, durch die HPV-Impfung kann jedoch das Risiko, überhaupt an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Zusätzlich wird durch die HPV-Impfung Krebs von Scheide, Vulva und Anus weitgehend verhindert.“
 
Fakten zur HPV-Impfung
Im Rahmen des HPV-Kinderimpfprogrammes kommt der HPV-Neunfach-Impfstoff, der gegen neun HPV-Typen wirksam ist, zum Einsatz. Neben der Vermeidung von Krebsvorstufen und Krebs können durch eine Impfung auch Genitalwarzen verhindert werden. Empfohlen beziehungsweise zugelassen ist die Impfung für Personen ab dem 9. Geburtstag. Seit einigen Jahren können im Rahmen des HPV-Kinderimpfprogrammes Mädchen und Buben ab dem vollendeten 9. Lebensjahr bis zum vollendeten 12. Lebensjahr kostenfrei (!) geimpft werden. Bis zum vollendeten 15. Lebensjahr besteht die Möglichkeit einer vergünstigten „Nachholimpfung“. Die Krebshilfe rät zur Impfung in jungen Jahren, da in dieser Phase die höchste Schutzwirkung gewährleistet ist. Aber auch nach dem 15. Lebensjahr profitieren Frauen und Männer von der Impfung (Anm.: Kosten sind privat zu zahlen) und leisten zudem einen Beitrag zum „Herdenschutz“. 
 
Ein flächendeckender Schutz sei, so kritisierte Prof. Sevelda kürzlich im Rahmen des Weltkrebstages, bis dato trotz kostenfreiem Angebot, nicht ausreichend gegeben. Es könne aufgrund von Umfragen ausgegangen werden, dass weniger als die Hälfte der Kinder HPV-geimpft sei. Seine Forderung: „Alle Impfungen, die im Kinderimpfprogramm kostenfrei angeboten werden, sollten verpflichtend vorgeschrieben sein. Nur ,nach eingehender Aufklärung und in besonderen medizinischen Fällen‘ sollten Erziehungsberechtigte die Möglichkeit erhalten, schriftlich gegen die Verpflichtung zu widersprechen.“ Dies wird als „Opt-out“-Option bezeichnet. „In Ländern wie Australien gibt es durch ein entsprechendes nationales Impfprogramm und eine Impfpflicht de facto keine neuen Gebärmutterhalskrebserkrankungen unter den Geimpften“, so Prof. Sevelda.
 
Trotz Impfung zum Test!

Trotz Impfschutz sollte die Früherkennung keinesfalls vernachlässigt werden. Durch die HPV-Impfung kann man sich vor den gefährlichsten, aber nicht vor allen krebserregenden HP-Viren schützen. Ein kleines Restrisiko bleibt bestehen, deshalb sollte auf die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung nicht vergessen werden. Zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung: der HPV-Test, der PAP-Abstrich sowie die Kolposkopie.
 
Wann zu welcher Untersuchung? Generell gilt: Frauen ab dem 30. Lebensjahr wird zumindest alle drei Jahre ein HPV-Test empfohlen. Bei diesem werden – ähnlich wie beim PAP-Abstrich – vom Muttermund/Gebärmutterhals Zellen entnommen und untersucht. Ein negativer Test bedeutet, dass im Moment keine HPV-Infektion vorliegt. Das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, ist in den nächsten Jahren sehr gering. Ist der HPV-Test positiv, erfolgt ein PAP-Abstrich oder eine Kolposkopie (Lupenbetrachtung). So kann eruiert werden, ob eventuell eine Gebärmutterhalskrebsvorstufe vorliegt. Wenn diese Tests unauffällig sind, wird eine Kontrolle in einem Jahr empfohlen. So sorgen Sie bestmöglich vor.
 
❯❯ Krebshilfe-Empfehlungen
 
  Kinderimpfprogramm
Alle Mädchen und Buben ab dem vollendeten 9. bis zum vollendeten 15. Lebensjahr sollen am HPV-Kinderimpfprogramm teilnehmen. Die Impfung ist ab dem vollendeten 9. Lebensjahr bis zum vollendeten 12. Lebensjahr kostenfrei. Danach, bis zum vollendeten 15. Lebensjahr, besteht die Möglichkeit einer vergünstigten „Nachholimpfung“.
 
●  ab dem 15. Lebensjahr
Auch Mädchen und Buben ab dem vollendeten 15. Lebensjahr profitieren von der HPV-Impfung. Gut zu wissen: Für Frauen ab dem 45. Geburtstag und für Männer ab dem 26. Geburtstag liegen noch keine Studiendaten der Wirksamkeit vor. Eine Verhinderung von Infektionen ist auch in dieser Gruppe wahrscheinlich.

●  Bei Immunschwäche
Männer und Frauen mit reduzierter Immunabwehr. Besonders Männer und Frauen mit geschwächten Abwehrkräften infolge von Chemotherapie oder HIV-Infektion profitieren von der HPV-Impfung.
 
Fakten über HPV:
Arten:
Humane Papillomaviren (HPV) sind weitverbreitete Viren, die Zellen der Haut und Schleimhäute infizieren. Es sind rund 150 verschiedene Arten bekannt, etwa 40 davon befallen bevorzugt Geschlechtsteile und After. Mindestens 13 HPV-­Typen sind krebserregend.

Low-Risk-Typen:
Sind nicht onkogen (krebsfördernd). Die häufigsten Virus-Typen dieser Gruppe sind Typ 6 und 11. Diese sind zu 90 Prozent für die Entstehung von unangenehmen ­Genitalwarzen verantwortlich.
 
High-Risk-Typen:
Sind onkogen. Die häufigsten Vertreter sind Typ 16 und 18, die zu Krebsvorstufen und infolge zu Gebärmutterhalskrebs, aber auch anderen Tumoren an den Geschlechtsorganen (Scheide, Vulva, Penis), des Anus sowie im Mund-/Rachen-Bereich führen.
 
Übertragung:
Mehr als zwei Drittel der Menschen (Frauen, Männer, Kinder) infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV, meist, ohne dass sie es bemerken. Am häufigsten erfolgt die Übertragung durch sexuelle Kontakte, ist aber auch durch einfache Haut-/Schleimhaut-Kontakte möglich.
 
Vorsorge:
Die HPV-Impfung (zugelassen sind der HPV-Neunfach-Impfstoff und ein HPV-Zweifach-Impfstoff) schützt gegen die häufigsten und aggressivsten Virusstämme und somit vor der Entstehung eines Großteils der HPV-bedingten Krebsformen und Genitalwarzen. Da Frauen als auch Männer HPV übertragen können, sollten sowohl Mädchen als auch Buben geimpft werden.
 
Umfassende Aufklärung finden Sie in der Gratisbroschüre „HPV-Impfung gegen Krebs“; kostenfreier Download unter www.krebshilfe.net, Bestellung unter service@krebshilfe.net.

Fragen an Prof. Dr. Seveleda
Wer sollte sich impfen lassen?
Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda: Die HPV-Impfung wird allen Mädchen und Buben ab dem 9. Geburtstag empfohlen. Idealerweise sollte die HPV-Impfung noch vor Beginn der sexuellen Aktivität erfolgen, da dann die HPV-Infektion weitestgehend ausgeschlossen ist.
 
Sollen sich auch bereits sexuell aktive ­Frauen und Männer impfen lassen?
Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda: Im Gegensatz zu anderen Infektionskrankheiten hinterlässt eine frühere HPV-Infektion keinen sicheren Schutz vor erneuter Erkrankung. Deshalb profitieren auch Menschen, die bereits sexuell aktiv sind, von der Impfung. Die Impfung wird auch älteren Mädchen und Buben bzw. Frauen und Männern im sexuell aktiven Alter empfohlen. Die Impfung reduziert das Risiko für weitere Infektionen und Erkrankungen durch HPV.
 
Was kann die Impfung?
Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda: Sie kann Infektionen und somit Erkrankungen verhindern, die durch die im Impfstoff enthaltenen Typen verursacht werden.
 
Wie wirkt die Impfung?
Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda: Durch die Impfung wird die körpereigene Immunantwort sehr effektiv aktiviert, wodurch später eindringende Viren erfolgreich eliminiert werden können. Die Schutzwirkung der HPV-Impfstoffe umfasst 95 Prozent aller HPV-Erreger und wirkt ein Leben lang. 
 
Wie schnell wirkt die Impfung?
Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda: Die Impfung bietet erst nach Abschluss des kompletten Impfschemas einen optimalen Schutz , wirkt aber bereits ab der ersten Impfung. Bis zum vollendeten 15. Lebensjahr werden zwei Teilimpfungen verabreicht, die im Mindestabstand von sechs Monaten gegeben werden. Wenn der Abstand länger – z. B. acht Monate – beträgt, hat dies keine Folgen. Beide Impfungen müssen auch nicht innerhalb eines Jahres erfolgen. Ab dem 15. Geburtstag wird die HPV-Impfung in drei Teilimpfungen verabreicht. Hierbei darf die zweite Teilimpfung frühestens zwei Monate nach der ersten Teilimpfung und die dritte Teilimpfung frühestens weitere vier Monate nach der zweiten Teilimpfung verabreicht werden. 
 
Was ist zu beachten, wenn das Impfschema nicht eingehalten wird?
Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda: Sollte eine Impfung vergessen worden sein, kann sie zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden, ohne dass wieder von vorne begonnen werden muss. Jede Impfung zählt. 
 
Kann ich die Impfung mit anderen Impfungen kombinieren?
Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda: Es ist möglich, die HPV-Impfung auch mit anderen Impfungen wie z. B. der Auffrischungsimpfung gegen Diphtherie, Tetanus, Polio und Keuchhusten zu kombinieren. 
 
Sind Nebenwirkungen bekannt?
Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda: Die Impfung ist gut verträglich und nur wenig schmerzhaft. Wie bei jeder Impfung kann es an der Einstichstelle zu lokalen Reaktionen, leichten Hautrötungen oder Schwellungen kommen, die aber schnell wieder verschwinden. Genauere ­Informationen wären der aktuellen Gebrauchsinformation zu entnehmen. 

Wann sollte ich nicht geimpft werden?
Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda: Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Inhaltsstoffe der Impfung sollte keine Impfung erfolgen. Bei fieberhaften Erkrankungen (Anm.: über 38 Grad) sollte die Impfung aufgeschoben werden, bis man wieder gesund ist.
 
Darf während der Schwangerschaft ­geimpft werden?
Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda: Die Impfung sollte grundsätzlich nicht während der Schwangerschaft durchgeführt werden. Sollten Sie sich impfen haben lassen, ohne zu wissen, dass Sie schwanger sind, besteht aber kein Grund, sich um Ihr Baby Sorgen zu machen. Während des Stillens kann geimpft werden.

Kann ich die Pille nehmen?
Prim. Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda: Die Impfung beeinflusst die Wirksamkeit der Pille nicht (Anm.: siehe auch die Produktinformation der Pille).
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