Die diesjährige Influenza-Welle schwappt weiter hoch. Die Erkrankungszahlen befinden sich im Aufwind. Vergangene Woche gab es in Wien rund 8.400 Neuerkrankungen an "echter" Virusgrippe und grippalen Infekten. Das geht aus dem Grippemeldedienst der Stadt Wien hervor.
Ein Erkrankter steckt 1,4 bis vier Personen an
In der Woche zuvor waren es in Wien rund 6.800 Erkrankungen gewesen. Der sprunghafte Anstieg erfolgte offenbar von einem noch recht niedrigen Niveau von um die 5.000 Neuerkrankungen in den letzten Wochen des alten Jahres mit den Tagen nach den Schulferien. Das ist "klassisch", weil sich über die Feiertage mit vielen Familientreffen Menschen oft vermehrt infizieren. Ein Influenza-Kranker steckt laut wissenschaftlichen Studien, die auch beim Österreichischen Impftag am vergangenen Samstag in Wien präsentiert worden sind, im Durchschnitt zwischen 1,4 und vier weitere Personen an.
Impfstoff-Engpässe
Das diesjährige Problem laut den Virologen der MedUni Wien mit ihrem Informationsdienst (DINÖ): "Über 70 Prozent der derzeit zirkulierenden Grippeviren sind Influenza B Viren der Linie Yamagata. Die Ergebnisse der genetischen Charakterisierung zeigen eine gute Übereinstimmung der zirkulierenden Influenza B Viren mit den in den Vierfach-Impfstoffen enthaltenen Viren der Yamagata Linie. Die in geringerem Maße zirkulierenden A(H1N1)pdm09 Viren werden durch alle erhältlichen Influenzaimpfstoffe abgedeckt." Umgekehrt heißt das aber, dass die Dreifach-Vakzine in diesem Jahr schlecht vor der am häufigsten auftretenden Influenza B dieser Saison schützen. Die gute Nachricht: Influenza B-Erkrankungen verlaufen in der Regel leichter als Influenza A-Infektionen.
Trotz aller Bemühungen weltweit ist die Influenza eben schlecht vorhersagbar, was ihre Intensität und die Verbreitung der einzelnen Viren-Stämme angeht. Andererseits werden die schützenden Impfstoffe jedes Jahr ab dem Frühjahr produziert. Weil es sich um Herstellungsverfahren auf der Basis von infizierten Hühnerembryonen oder Zellkulturen handelt, ist die Produktion nicht beliebig erweiterbar und umstellbar wie man dies bei synthetischen Arzneimitteln tun könnte.
Die einzelnen Staaten bekommen von den Produzenten jeweils Mengen zugeteilt, die sich an den Umsätzen des vorangegangenen Jahres grob orientieren. Hier ist Österreich schlecht vertreten, da die Influenza-Durchimpfungsraten seit Jahren zurückgehen. Basierend auf einer Hochrechnung der verkauften Dosen ergab sich für die Influenza-Saison 2016/2017 nur eine Durchimpfungsrate von 5,3 Prozent. Das Jahr zuvor ließen sich knapp sieben Prozent impfen, der "Rekord" lag bei 15,36 Prozent in der Saison 2006/07.
Was tun, wenn man sich angesteckt hat?
"Wer jetzt an Influenza erkrankt, sollte so rasch wie möglich mit einem Neuraminidasehemmer behandelt werden", sagte Heidemarie Holzmann, Virologin der MedUni Wien, aus Anlass des Österreichischen Impftages gegenüber der APA. Während der derzeit ausgerufenen Influenza-Welle sind diese Medikamente, welche die Erkrankungsdauer etwas verkürzen und die Erkrankung weniger stark machen, auf Krankenkassenkosten verschreibbar. Sinnvoll ist die Einnahme aber nur binnen 48 Stunden nach Beginn der Symptome
Österreich ist nicht allein: "Weit verbreitete Influenzavirusaktivität in West- Mittel- und Nordeuropa. Weiterhin dominieren in Europa hauptsächlich Influenza B und A(H1N1)pdm09 Viren. Letztere Erreger sind mit den Verursachern der A(H1N1)-Pandemie von 2009/2010