Es klingt wie eine Wundertherapie: Eine neue Implantat-Technologie soll Krebs binnen nur 60 Tagen heilen können.
Jahr für Jahr sterben allein in Österreich über 20.000 Menschen an Krebs, weltweit fallen der gefürchteten Krankheit jährlich etwa 10 Millionen Betroffene zum Opfer. Seit Jahrzehnten wird deshalb an neuen Technologien zur Krebsbekämpfung geforscht. Forscher der US-amerikanischen Rice University in Houston (Texas) könnte nun ein Durchbruch gelungen sein.
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Mithilfe eines Implantats wollen die Forscher die Krebs-Heilung beschleunigen und die Todesrate um 50 Prozent senken. Vor allem die Heilungschancen für schwer behandelbare Krebsarten wie Bauchspeichel-, Leber- oder Lungenkrebs sollen mit der Technologie verbessert werden.
Konkret kommt dabei keine Chemo- sondern eine Immuntherapie zum Einsatz. Ziel ist, bei Krebs-Patienten das Immunsystem zu aktivieren, damit es die Erkrankung selbst bekämpfen kann. Das etwa acht Zentimeter große Implantant namens „Hybrid Advanced Molecular Manufacturing Regulator“ (HAMMR) soll dabei den Krebs kontinuierlich überwachen und die Dosis der Immuntherapie automatisch in Echtzeit anpassen und verabreichen. Ähnlich funktionieren auch Insulinpumpen bei Diabetes-Patienten.
Die aufladbaren Implantate sollen dabei drahtlos kommunizieren, etwa mit einem Smartphone, so der Plan der Forscher.
Live-Daten aus der Tumor-Umgebung
Dr. Amir Jazaeri, einer der Hauptforscher und Professor für gynäkologische Onkologie an der Rice University, über den Hauptvorteil der Echtzeitbehandlung: „Krebszellen entwickeln sich ständig weiter und passen sich der Therapie an. Die derzeit verfügbaren Diagnoseinstrumente, einschließlich radiologischer Tests, Bluttests und Biopsien, liefern jedoch nur seltene und begrenzte Momentaufnahmen dieses dynamischen Prozesses.“
Anders die neue Implantat-Technologie. Sie könne „Echtzeitdaten aus der Tumor-Umgebung zu liefern, die wiederum zu wirksameren und tumor-orientierten neuen Therapien führen können“. Jazaeri und seine Kollegen hoffen, damit den Behandlungsprozess schneller machen zu können und den Krebs mithilfe des Implantats in nur 60 Tagen entfernen kann.
Klinische Studie geplant
Bis die Technologie in der breiten Masse eingesetzt werden kann, ist es jedoch noch ein weiter Weg. Zunächst soll die Wirksamkeit nun in einer ersten klinischen Studie bei wiederkehrendem Eierstockkrebs untersucht werden. Innerhalb der nächsten fünf Jahre könnte es dann zu Versuchen am Menschen kommen, so die Hoffnung der Wissenschaftler.
Die Wirksamkeit wurde im vergangenen Jahr jedenfalls schon bei Mäusen belegt: Eierstock- und Darmkrebs im Spätstadium konnte innerhalb von sechs Tagen geheilt werden.