Therapien

Lebenserwartung bei Brustkrebs hat sich verdoppelt

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Therapiemöglichkeiten verbreiten sich - Mehr Patienten werden in Zukunft zu betreuen sein

Die Früherkennung von Mammakarzinomen und die modernen Therapien machen viele Brustkrebserkrankungen heilbar. Gleichzeitig dürften die neuesten Behandlungsfortschritte auch die Gruppe der Patienten mit metastasiertem Mammakarzinom vergrößern. Sie haben mit besonderen Problemen zu kämpfen, hieß es am Mittwoch bei einer vom Pharmakonzern Pfizer organisierten Informationsveranstaltung in Wien.

1.600 Todesfälle pro Jahr

"Weltweit sind von Brustkrebs 1,3 Millionen Patientinnen betroffen. In Österreich sind es rund 67.000 Frauen und knapp 570 Männer", sagte der Wiener Sozialmediziner Bernhard Schwarz. Jährlich wird ein Mammakarzinom in Österreich bei rund 5.500 Frauen und bei 70 Männern neu diagnostiziert. Die Krankheit bedingt pro Jahr rund 1.600 Todesfälle. Sie resultieren ausschließlich aus Brustkrebs, bei dem es zur Bildung von sogenannten Fernmetastasen in anderen Organen gekommen ist.

Rahmenbedingungen für Früherkennung haben sich verbessert

Vor allem die Früherkennung im Rahmen von Screening-Programmen etc. und verbesserte chirurgische und medikamentöse Behandlungsmethoden haben die Situation in den vergangenen 20 Jahren deutlich verbessert. Rupert Bartsch von der Klinischen Abteilung für Onkologie von MedUni Wien und AKH sagte dazu: "Circa 90 Prozent der Brustkrebserkrankungen werden in der westlichen Welt im Frühstadium entdeckt." Kommt es aber zur Ausbildung von Tochtergeschwülsten in anderen Organen (z.B. Leber, Lunge), ist die Erkrankung nach derzeitigem Stand unheilbar. Trotzdem haben sich die Chancen der Betroffenen verbessert: Die Lebenserwartung hat sich mehr als verdoppelt, sie beträgt derzeit zwei bis vier Jahre - auch im fortgeschrittenen Stadium.

Verbesserungen in der medikamentösen Therapie

Verantwortlich dafür sind vor allem die Verbesserungen in der medikamentösen Therapie. Hier kommen neben der antihormonellen Therapie auch Arzneimittel der zielgerichteten Behandlung auf der Basis von molekularbiologischen Charakteristika des Tumors zum Einsatz. Die besseren und auch längerfristig wirksamen Behandlungsmöglichkeiten bedeuten aber auch, dass in den kommenden Jahren mit mehr Patientinnen im Spätstadium der Erkrankung zu rechnen sein wird.

"Ich war im Schock. 'Metastasierter Brustkrebs, jetzt stirbst Du', dachte ich. Ich habe am nächsten Tag sieben Stunden im Bett verbracht und nur geheult. Es geht darum, Vertrauen in die Behandlung zu bekommen", sagte eine Patientin. Man benötige von der Umwelt weder Verharmlosung noch den Ausdruck übersteigerter Beunruhigung, müsse sich als Betroffene wieder selbst fangen und Stabilität bekommen.

Den Zellzyklus der Tumorzellen hemmen

Die möglichst lange Verhinderung des Fortschreitens der Erkrankung, die Milderung von Symptomen und die Sicherung einer möglichst großen Lebensqualität stehen im Vordergrund. In Zukunft könnten in der Behandlung von hormonabhängigem Brustkrebs, der nicht mehr ausreichend auf die antihormonelle Therapie anspricht, zusätzlich sogenannte CDK4/6-Inhibitoren (z.B. Palbociclib) eingesetzt werden. Das sind Substanzen, welche den Zellzyklus der Tumorzellen und somit ihre Teilung hemmen. Bartsch erläuterte: "Dadurch wird die antihormonelle Therapie dreimal wirksamer."

In klinischen Studien verdoppelte sich die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung bei Frauen mit metastasiertem Brustkrebs nach der Menopause von um die zehn Monate auf etwa 20 Monate. "Ob sich dieser Unterschied in einem statistisch signifikanten Überlebensvorteil auswirkt, ist noch nicht bekannt", sagte Bartsch. Plausibel wäre es, lässt sich aber erst im Zuge der Langzeitbeobachtung beurteilen.

Zahl der Patienten wird sich erhöhen

Die Fortschritte bedürfen aber auch eines Umdenkens in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. So wird sich die Zahl der Patienten mit längerfristig beherrschbaren Krebserkrankungen erhöhen. Sozial- und Arbeitsmediziner Schwarz betonte in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit gesetzlicher Maßnahmen: "Das geplante Wiedereingliederungsgesetz mit Teilzeit-Krankenstand wäre ein wichtiger Schritt, weil er eine große Hilfe für Klein- und Mittelbetriebe darstellten würde."

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