250.000 Österreicher bis 2050 dement. Lebensstil kann Ausbruch verzögern und Verlauf verlangsamen.
Eine Viertel Million Österreicher dürfte um die Jahrhundertmitte von Demenz
betroffen sein. Eine Heilung scheint derzeit in weiter Ferne. Wie man gerade bei erhöhtem Risiko sowohl einen Ausbruch verzögern als auch die Symptomatik lindern kann, erläuterte unter anderem die ehemalige Burgschauspielerin Lotte Tobisch-Labotyn am Mittwoch im Rahmen eines Pressegesprächs in Wien.
Lebenswertes Leben
Die ehemalige Opernball-Organisatorin, Jahrgang 1926, engagiert sich seit vielen Jahren für die Österreichischen Alzheimer Liga. "Man kann diesen Menschen das Leben durchaus noch lebenswert machen", zeigte sie sich überzeugt. Eine Einbindung in die Gesellschaft sei dabei ein zentraler Punkt. Vor allem pflegende Angehörige kommen oft körperlich und geistig an ihre Grenzen. Hilfsangebote stehen nicht flächendeckend zur Verfügung.
Anlässlich des Welt-Alzheimer-Tages am 21. September des Europäischen Jahres des Gehirns hatten Alzheimer Gesellschaft und die Gesellschaft für Neurologie zum Medientermin geladen. Nicht zuletzt, weil das Wissen immer noch mangelhaft sei, was der so wichtigen Früherkennung nicht selten im Weg steht. Weltweit steigt die Zahl der Betroffenen weiterhin rasant, doch die Aufklärung über die neurodegenerative Erkrankung fehlt oft. Demenz bleibt ein Tabu, was nicht selten zu Isolation und einer Abwärtsspirale führt.
Alzheimer: So erkennen Sie die Krankheit!
Keine Durchbrüche
Signifikante Durchbrüche in Richtung einer möglichen Heilung sind derzeit nicht zu verzeichnen, hieß es. Umso wichtiger seien Prävention, Früherkennung und Therapie. Man könne laut Experten sozusagen die Weichen frühzeitig eher in die positive oder negative Richtung stellen: Lebensstil-Strategien umfassen Ernährung, Freizeit- und Sportgewohnheiten, aber auch das soziale Umfeld und geistige Herausforderungen spielen eine signifikante Rolle.
Zusätzliche Interventionen können einen essenziellen Einfluss auf den Krankheitsverlauf bedeuten, so Neurologe Peter Dal-Bianco. Vor allem eine aktive Teilnahme am Leben spiele eine große Rolle. Ein Jahr Verzögerung der Übersiedelung in ein Heim sei durchaus realistisch, so Georg Psota, Vizepräsident der Österreichischen Alzheimer-Gesellschaft.
Risikofaktoren
Einerseits gibt es unbeeinflussbare Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht oder genetischer Veranlagung, andererseits kann durch Lebensstiländerungen - möglichst im frühen Lebensalter - wirksam gegensteuern. Zu empfehlen sind körperliche, geistige und emotionale Aktivitäten wie Tanzen, Brettspiele und soziale Interaktion. Dazu kommt gesunde Ernährung - Blattgemüse und Fisch sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen.
Gewarnt wurde hingegen vor "Marketing-Lügen" in Sachen Nahrungsergänzungsmittel, die mehr Schaden als Nutzen anrichten würden. Weder Antioxidantien noch Vitamine oder Östrogen-Ersatztherapien wären in diesem Zusammenhang empfehlenswert.