Neues Mittel zur Notfall-Kontrazeption
14.01.2010Erst vor kurzem wurde in Österreich vom Gesundheitsministerium ein Arzneimittel zur Notfall-Kontrazeption rezeptfrei gestellt. Es handelt sich dabei um ein Gestagen-Präparat (Levonorgestrel). Ein zweites derartiges Arzneimittel blieb rezeptpflichtig. Jetzt gibt es ein neues Medikament für diese Verwendung mit der Substanz Ulipristal.
Der Vorteil, so Experten am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien: Das Arzneimittel wirkt in einem Zeitfenster von bis zu fünf Tagen, hingegen sollten die herkömmlichen Gestagen-Präparate am besten binnen zwölf Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden.
Bettina Wendl, Gynäkologin, Psychologin und Psychotherapeutin: "Unter Notfall-Kontrazeption versteht man eine postkoitale Kontrazeption. Es handelt sich nicht um eine 'chemische Abtreibung'. Anwendungsgebiet sind Fälle, in denen mangelhaft oder gar nicht verhütet wurde und eine Schwangerschaft unerwünscht ist. Manchmal wird auf die Einnahme der "Pille" vergessen, Kondome können reißen etc.
Bis vor kurzem war jede Notfall-Kontrazeption in Österreich per Medikament prinzipiell an die Verschreibung eines Levonorgestrel-Präparates durch einen Arzt gebunden. Apotheker konnten aber nach eingehender Beratung die Medikamente aber auch im Rahmen einer Regelung für Notfälle ohne Rezept abgeben. Das Gesundheitsministerium hob vor kurzem auf Antrag eines der beiden Hersteller solcher Medikamente die Rezeptpflicht für ein Levonorgestrel-Notfall-Kontrazeptivum auf.
Mit der Substanz Ulipristal, die in einem neuen derartigen Medikament enthalten ist, steht nun eine weitere Möglichkeit zur "Verhütung danach" in Österreich zur Verfügung. Wegen der Neuheit der Substanz bleibt sie in Europa für einige Jahre noch auf jeden Fall rezeptpflichtig. Christian Egarter, Gynäkologe von der Wiener Universitäts-Frauenklinik: "Es handelt sich um sogenannten selektiven Progesteron-Rezeptor-Modulator." Einerseits führt die Einnahme des Medikaments ("ellaOne") zu einer Rückbildung der Gebärmutterschleimhaut, andererseits verhindert ein zweiter Wirkmechanismus den Eisprung.
Am wirksamsten sind die herkömmlichen Progesteron-Präparate, wenn sie binnen zwölf Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Dieses "Zeitfenster" beträgt mit dem neuen Medikament hingegen bis zu 120 Stunden. Dabei kommt es bis dahin nicht zu einer mit der Zeit verminderten Wirkung. Vor der Anwendung sollte ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden. Allerdings - so die Wiener Gynäkologin Daniela Dörfler - in der bisherigen Anwendung hat sich gezeigt, dass die neue "Pille danach" auch bei einer bereits bestehenden Schwangerschaft offenbar keine negativen Effekte hat.