Virus offenbar in Samenflüssigkeit "konzentriert" - Das könnte sexuelle Übertragung erklären
Abgesehen von der "klassischen" Verbreitung des Zika-Virus in betroffenen tropischen und subtropischen Regionen durch Moskitos (Aedes aegypti) gibt es zu der Erkrankung noch viele Wissenslücken. Das Virus scheint jedenfalls in der Samenflüssigkeit von manchen infizierten Männern "konzentriert" vorzukommen. Das haben laut dem Wiener Virologen Franz X. Heinz aktuelle Forschungsergebnisse gezeigt.
Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie
Heinz hielt zu dem Thema vor kurzem einen Vortrag bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) in Wien (25. bis 27. November). An der Tagung nahmen rund 660 Hautärzte teil, teilte die Präsidentin der Gesellschaft, Angelika Stary, mit. Bei dem Kongress machte der Präsident der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Alexander Enk, große Hoffnungen: Durch die Fortschritte in der Entwicklung neuer zielgerichteter Therapien und der Immuntherapien gegen das metastasierte Melanom könnten in den kommenden zehn Jahren bereits die meisten dieser Erkrankungen geheilt oder zumindest in chronische Erkrankungen verwandelt werden.
Aspekte der Zika-Epidemie
Ein derzeit noch bei weitem nicht gänzlich aufgehelltes Thema sind viele Aspekte der Zika-Epidemie. "Es gibt einige Dutzend Fälle, in denen das Virus aus den Epidemiegebieten heraus exportiert worden ist und in denen es zu einer sexuellen Übertragung gekommen ist. Bis auf einen Fall solcher Übertragungen war es immer eine Infektion einer Frau durch ihren männlichen Partner", betonte Heinz in einem Gespräch nach der Tagung gegenüber der APA.
In den USA sei es in einem Fall zu einer Übertragung von einem Mann zu einem Mann (Analverkehr) gekommen. In einem Fall war es die Infektion einer Frau durch Oralverkehr mit einem Mann und in einem Fall von einer Frau auf einen Mann durch Vaginalverkehr.
Größere Konzentration in Samenflüssigkeit als im Blut
"Es scheint so zu sein, dass das Virus in der Samenflüssigkeit von infizierten Männern in viel größerer Konzentration vorkommen kann als im Blut", sagte Heinz. Die Konsequenzen von auf sexuellem Weg erworbenen Zika-Infektionen sind ebenfalls noch nicht gänzlich geklärt. So ist weiterhin unbekannt, wie es vor allem in Südamerika zu dem massiven Auftreten von Missbildungen bei Föten und Neugeborenen gekommen ist. Ob das vor allem Infektionen über die Stechmücken oder über Sexualkontakte waren, ist ungeklärt.
Schäden an Hoden und Nebenhoden
Auch weitere Komplikationen nach Zika-Infektionen könnten noch erkennbar werden. "An Mäusen hat man in Versuchen massive Schäden an Hoden und Nebenhoden registriert. Das könnte mit einer Bildung des Virus in den Zellen des männlichen Reproduktionstraktes zusammenhängen", sagte der Virologe. Möglicherweise könnten sich nach solchen Erkrankungen auch Fertilitätsprobleme bei den Betroffenen nach überstandener Zika-Erkrankung zeigen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass in diesem Jahr weltweit bis zu vier Millionen Zika-Erkrankungen auftreten werden. Das Zika-Virus wurde erstmals im Jahr 1947 im "Zika Forest" in Uganda bei einem Affen im Zuge von Gelbfieber-Forschungen nachgewiesen. Der erste große Ausbruch wurde 2007 auf der Insel Yap im Pazifik beschrieben (fast drei Viertel der Bevölkerung betroffen), dann 2013/14 in Französisch Polynesien und anderen pazifischen Inseln, von wo das Virus dann 2014/2015 nach Brasilien sowie andere Länder Süd- und Zentralamerikas gelangte. Eine Hoffnung gibt es: "Die Impfstoffentwicklung ist auf Schiene", betonte Heinz.