Herzspezialisten kämpfen gegen den schlechten Lebensstil der Menschen.
Kardiologen haben ein schweres Los zu tragen: Obwohl bei der Diagnose und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sehr gute Erfolge zu verzeichnen sind, wird das durch den Trend zu einem ungesunden Lebensstil der Menschen wieder wettgemacht. Durch die Zunahme von Übergewicht, Diabetes
, Rauchen und wenig Bewegung geht die Hälfte aller Todesfälle in Europa auf Herz-Kreislauf-Krankheiten zurück.
34.000 Todesfälle
In Österreich verstarben im Jahr 2012 fast 34.000 Menschen an Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, das bedeutet einen Anteil von 42,7 Prozent aller Todesfälle, gaben am Dienstag Mediziner anlässlich der Jahrestagung der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG), die am Mittwoch in Salzburg beginnt, bei einer Pressekonferenz bekannt. Zum Vergleich: An Krebs verstarben 25,5 Prozent.
Prävention
Die Mediziner plädierten auf konkrete Präventionsmaßnahmen, die europa- und weltweit Millionen Menschenleben retten könnten. Allen voran stehen Maßnahmen zum Eindämmen des Rauchens, sagte der Präsident der ÖKG, Franz Weidinger, Internist in der Rudolfsstiftung. Hinzu kommt die Reduktion der Salzzufuhr auf drei Gramm täglich, die Verringerung der Einnahme von gesättigten Fettsäuren sowie die Eliminierung von Transfetten. Dafür sollte die Bewegung gezielt gefördert werden. "Wir haben noch viel zu tun", meinte Weidinger.
Lebenserwartung
Keine andere Disziplin ist für die Zunahme der Lebenserwartung dermaßen verantwortlich wie die Herz-Medizin. Während vor 25 Jahren zwischen 20 und 30 Prozent der hospitalisierten Herzinfarktpatienten starben, sind es heute vier bis fünf Prozent. Die diesjährige Tagung der ÖKG (28. bis 31. Mai) will sich deshalb der Wichtigkeit von moderner Behandlungsleitlinien widmen. Dabei soll die Komplexität und Diskrepanz aufgezeigt werden, die zwischen der Problematik des Einzelpatienten und den Empfehlungen der Leitlinien bestehen können.
Denn bei den Behandlungsmethoden hat sich viel getan: Wolfgang-Michael Franz, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin II in Innsbruck, berichtete etwa von einer minimal invasiven Methode für die krankhafte Verengung der Aortenklappe. Da sich diese nicht mehr einwandfrei öffnen und schließen lässt, kommt es zu einem reduzierten Blutfluss in die Hauptschlagader. Um trotzdem die gleiche Blutmenge in die Aorta zu pumpen, muss die linke Herzkammer höheren Druck aufbauen, was den Herzmuskel belastet und zur Herzinsuffizienz führen kann.
Herzklappe
Die Aortenklappen-Stenose ist heute in Europa die zweithäufigste kardiale Erkrankung nach der koronaren Herzkrankheit. Das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmenden Alter, bei den über 65-Jährigen sind zwei Prozent davon betroffen. Bei dem neuen Eingriff wird jedoch minimalinvasiv mittels Katheder eine Herzklappenprothese in die verkalkte Herzklappe eingesetzt. Von dem schonenden Verfahren "TAVI" profitieren vor allem die betroffenen älteren Menschen, da bei ihnen das Operationsrisiko deutlich erhöht ist.
In Zukunft wird sich auch mehr auf dem Gebiet tun, was die Ausbildung der Ärzte betrifft. Die derzeit in Österreich laufende Reform sieht vor, dass es künftig einen "Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie" geben wird, der nach insgesamt sechs Jahren Weiterbildung ab der Promotion erworben werden kann. Das bedeutet eine Verkürzung um zwei Jahre verglichen mit der derzeitigen Ausbildung zum Kardiologen. "Ziel ist die europakonforme Ärzte-Weiterbildung, die künftigen Ärzte-Generationen den Austausch und die Arbeitsmöglichkeit im EU-Raum wesentlich erleichtern soll", sagte Weidinger.