Männersache

Penisverkrümmung? Experte erklärt: So krumm ist ZU krumm

Teilen

Warum Sie bei Veränderungen am Penis lieber gleich zum Arzt gehen sollten.

Ein krummer Penis ist an sich nichts Ungewöhnliches. Bei den allermeisten Männern ist der erigierte Penis nicht komplett gerade, sondern hat eine leichte Krümmung nach oben, unten oder zur Seite. Es gibt aber auch Verkrümmungen und Deformationen, die über dieses normale Maß hinausgehen und zu Schmerzen und Problemen beim Geschlechtsverkehr führen können. Eine solche Peniskrümmung kann entweder von Geburt an bestehen oder sich erst später ausbilden. Je nachdem spricht man von der „angeborenen Penisverkrümmung“ oder der „erworbenen Penisverkrümmung“. Der Facharzt für Urologie und Andrologie Dr. Franklin E. Kuehhas klärt auf.

Während eine angeborene Penisverkrümmung relativ selten auftritt und im Grunde eine genitale Fehlbildung ist, ist die erworbene Penisverkrümmung, medizinisch Induratio Penis Plastica (IPP) oder auch Peyronie-Krankheit genannt, sogar relativ häufig. Man geht davon aus, dass im Laufe ihres Lebens bis zu 10% aller Männer eine IPP bekommen, trotzdem gilt die Penisverkrümmung noch immer als eher selten im urologischen Alltag. Zum einen, weil Männer generell ungern zum Arzt im Allgemeinen und zum Urologen im Speziellen gehen. Zum anderen, weil es leider für viele noch immer ein Tabu ist, über dieses Thema zu sprechen.

Wie kommt es zu einer erworbenen Penisverkrümmung?

Eine erworbene Penisverkrümmung betrifft meist Männer ab 40, kommt aber durchaus auch bei Jüngeren vor. Wann und warum sich eine IPP ausbildet ist medizinisch immer noch nicht eindeutig geklärt. Derzeit geht man davon aus, dass bei genetisch vorbelasteten Personen wiederholte Mikroverletzungen am Penis zur übermäßigen Bildung von Narbengewebe führen. Diese Vernarbungen am Penisschaft – man spricht in diesem Zusammenhang von „Plaque“ – sorgen dafür, dass die Schwellkörper bei einer Erektion nicht mehr gleichmäßig anschwellen können. Die Folge: Der Penis krümmt sich, sobald er steif wird, „knickt“ mitunter regelrecht ab oder es kommt zu Einkerbungen am Schaft. Oft wird im Verlauf der Erkrankung der Penis auch kürzer, im fortgeschrittenen Stadium kann eine erektile Dysfunktion dazukommen.

Bei der erworbenen Penisverkrümmung unterscheidet man zwei Stadien. In der ersten „akuten“ Phase entsteht die Plaque, das Glied beginnt sich zu verformen und zu krümmen. Viele Patienten haben in diesem Stadium auch starke Schmerzen. In der darauffolgenden „chronischen“ Phase klingen die Schmerzen ab, die Krümmung verschlimmert sich nicht weiter.

Behandlung

Ob eine Behandlung nötig ist, kommt immer auf den individuellen Fall an. In manchen Fällen geht eine stark ausgeprägte Penisverkrümmung für den betroffenen Mann mit keinerlei Einschränkungen einher. In anderen Fällen kann bereits ein geringer Verkrümmungsgrad zu weitreichenden Problemen beim Sex, zu psychosexuellen Problemen oder zu einem verminderten Selbstwertgefühl führen. Die Therapiemöglichkeiten hängen zunächst von der Art der Verkrümmung ab. Eine angeborene Penisverkrümmung kann nur durch einen operativen Eingriff begradigt werden. Für die Behandlung einer erworbenen Verkrümmung können je nach Krankheitsstadium unterschiedliche Therapiemöglichkeiten zur Anwendung kommen. Konservative Therapien versuchen, die Schmerzen in der akuten Phase zu lindern und eine schlimmere Verkrümmung zu verhindern. In der chronischen Phase kann eine schwere Verkrümmung auch operativ begradigt werden. Leidet der Patient unter Folgeerkrankungen, wie einer Erektionsstörung, gibt es auch dafür erfolgversprechende Therapiemöglichkeiten.

Wie läuft eine solche Verkrümmung-OP ab?

Es gibt verschiedene Operationsansätze: Bei der klassischen Methode (NESBIT) wird die lange, nicht von der Plaque betroffene Seite des Penis gerafft, damit sie genauso kurz ist, wie die betroffene Seite. Damit wird der Penis aber unweigerlich kürzer. Um dies zu verhindern, gibt es mittlerweile auch alternative Ansätze (Graft), bei denen versucht wird das Narbengewebe aufzuspalten und künstliches Füllmaterial einzufügen, das dann nach und nach durch körpereigene Zellen ersetzt wird. Somit können sich die Schwellkörper bei einer Erektion wieder gleichmäßig ausbreiten, das Glied wird wieder gerade und auch die ursprüngliche Länge des Penis bleibt annähernd erhalten.

Wenn die Verkrümmung sehr stark ist und es deshalb auch zu Problemen mit der Potenz kommt, muss über die Implantation einer Penisprothese nachgedacht werden. Dabei wird nicht nur das Glied begradigt, sondern auch die Schwellkörper werden durch ein hydraulisches System ersetzt. Damit es an dieser Stelle nicht zu Missverständnissen kommt: Nicht der gesamte Penis wird ersetzt, sondern nur die Schwellkörper. Von außen ist so ein Implantat gar nicht sichtbar, Betroffene können sogar weiter Kinder zeugen.Wie bei jeder anderen Krankheit gilt, dass man sich auch bei einer Penisverkrümmung frühzeitig an einen Arzt wenden sollte, um das Problem abklären zu lassen. Je früher eine IPP erkannt und behandelt wird, desto besser stehen die Chancen auf Besserung.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten