Österreichischer Impftag in Wien am 16.1. Spezielle Rücksicht auf Risikogruppen
Österreichs Ärzte sollen bei Angehörigen von bestimmten Risikogruppen - zum Beispiel Frühgeborene, betagte und chronisch kranke Personen - in Sachen Impfungen individueller vorgehen. Das soll die Schutzraten erhöhen, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien.
Der Anlass ist der Österreichische Impftag am kommenden Samstag (16. Jänner) im Austria Center Vienna. Dort wird auch die Neufassung des Österreichischen Impfplans vorgestellt. Wesentliche Neuerungen gibt es nicht, wie Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien, erklärte.
Personalisierte Medizin
Doch eine bedeutsame Entwicklung gibt es trotzdem. Die Expertin sagte: "Die personalisierte Medizin hat in den vergangenen Jahren Einzug in sehr vielen Disziplinen gehalten. Das Grundprinzip des Impfens ist der Individualschutz und das Erreichen einer hohen Durchimpfungsrate, damit ein 'Herdenschutz' entsteht. Wir erreichen teilweise nicht die Durchimpfungsraten, die wir haben wollen."
Dabei werden jene Personengruppen, welche von Impfungen vor allem wegen ihrer schlechteren immunologischen Ausgangslage häufiger weniger profitieren, immer größer. Ursula Wiedermann-Schmidt nannte dazu Frühgeborene, genauso aber auch die Altersgruppe über 60. Hinzu kommen chronisch Kranke sowie Patienten, die aufgrund von Krebs oder anderen Erkrankungen mit die Immunabwehr dämpfenden Arzneimitteln (Chemotherapeutika, monoklonale Antikörper etc.) einerseits ein schlechteres Ansprechen auf Immunisierungen zeigen, andererseits wegen ihrer geschwächten Abwehrkräfte speziell durch prinzipiell verhütbare Infektionen gefährdet sind. Bei Frühgeborenen empfiehlt sich bei der Pneumokokkenimpfung zum Beispiel ein beschleunigtes Impfschema. Das erhöht den Effekt.
Keinesfalls sollte ein solches individuelles Vorgehen bei bestimmten Personengruppen, auch Flüchtlinge gehören dazu, als "Freibrief" für das Entstehenlassen von Impflücken verstanden werden, betonte der Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer, Rudolf Schmitzberger. Man wolle dadurch die Situation von Menschen, die besonders von Impfungen profitieren, verbessern. Das habe nichts mit einem "Freibrief für immunologische Trittbrettfahrer" zu tun, die sich womöglich bei Fernreisen als Individualschutz sofort gegen Tollwut impfen ließen, aber bei in der breiten Bevölkerung durch Impfung verhütbaren gefährlichen Erkrankungen auf Schutz verzichten.
Impfrate
Dabei gibt es laut Schmitzberger anhaltende Defizite in Österreich: "Von einer Durchimpfungsrate von 95 Prozent bei den Kindern gegen Masern sind wir weit entfernt. Es gibt Jahrgänge, bei denen nur 75 Prozent der zweijährigen Kinder gegen die Masern durchgeimpft sind." 2015 wurden in Österreich 309 Masernerkrankungen registriert. Fast drei Viertel der Betroffenen waren nicht immunisiert, unter ihnen auch im Gesundheitswesen Tätige.
Verbessert hat sich in der jüngsten Vergangenheit die Verfügbarkeit wichtiger Impfstoffe. So ist nach zweieinhalb Jahren wieder eine Vierfach-Vakzine gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Polio zu Immunisierung ab dem dritten Lebensjahr verfügbar. In den österreichischen Apotheken laufen derzeit mehrere Aktionen mit verbilligten Vakzinen gegen FSME, Influenza und Meningitis B. "Wir Apotheker sind eine Informationsdrehscheibe für Impfungen", sagte der Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, Christian Müller-Uri. Eine Handy-Applikation der Apotheker (Apo-App) mit einem elektronischen Impfpass haben sich schon mehr als 400.000 Menschen aus dem Netz heruntergeladen.