Sexualitätsfördernde Wirkung

Placebo und "Hormon-Lustspray" wirken bei Frauen

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Oxytocin und Scheinspray mit ähnlicher Wirkung - Studie von Wiener Wissenschaftern

Eine Hormonbehandlung mit einem Oxytocin-Spray vor dem Sex verbessert das sexuelle Erleben von Frauen mit Sexualfunktionsstörungen. Der Effekt ist allerdings ähnlich wie bei Anwendung eines Placebo-Sprays. Das zeigt eine Studie von Wiener Wissenschaftern, die jetzt in "Fertility and Sterility" publiziert worden ist.

"Störungen der weiblichen Sexualfunktion sind daher nicht nur ein chemischer Mangel im Hormonhaushalt, sondern oft auch ein Zeichen von fehlender Kommunikation mit dem Partner und ein Ausdruck von Alltagsstress", hieß es dazu am Montag in einer Aussendung der MedUni Wien.

Dem als "Bindungshormon" bekannten Oxytocin wird auch sexualitätsfördernde Wirkung zugesprochen. Um dies zu untersuchen, verwendeten in der Studie 30 Frauen in einer acht Monate dauernden Studie der MedUni Wien, die an der Klinik für Klinische Pharmakologie im AKH durchgeführt wurde, Oxytocin-Nasenspray 50 Minuten vor dem Sex. Bei den Probandinnen handelte es sich um Frauen mit Sexualfunktionsstörungen (Erregungsprobleme, Orgasmusprobleme, Schmerzen, u.a.). Einer Vergleichsgruppe wurde im gleichen Zeitraum Placebo verabreicht. Im Laufe der Studie wurde zwischen Placebo und Hormon-Spray gewechselt. Gemeinsam mit ihren Partnern führten die Frauen ein Tagebuch und beurteilten anhand eines Fragebogens, wie sich der Sex während der Behandlung verändert hatte.

Das Resultat: Zwar verbesserten sich das Sexualleben und die sexuelle Zufriedenheit bei den Frauen unter Oxytocin-Behandlung signifikant, allerdings hatte die Gruppe, die nur Placebo zu sich genommen hatte, ebenfalls deutlich verbesserte Werte. Damit zeigte sich auch auf diesem Gebiet, dass bei medikamentösen Interventionen, welche die Psyche in irgendeiner Weise beeinflussen sollen, ein hoher Placebo-Effekt gegeben ist.

Studienautorin Michaela Bayerle-Eder, Internistin und Sexualmedizinerin der MedUni Wien (dzt. an der endokrinologischen Abteilung der Universitätsklinik für Frauenheilkunde tätig), wurde dazu so zitiert: "Offenbar brachte allein die Tatsache, dass sich die Frauen im Zuge der Studie intensiver mit ihrer Sexualität auseinandersetzten und mit ihrem Partner über Sex sprachen, schon messbare Verbesserungen." Daher liege der Schluss nahe, dass oft nur Missverständnisse den Paaren das lustvolle Erleben ihrer Sexualität verleiden. "Oft ist eher Stress im Alltag die Ursache für sexuelle Beschwerden als irgendein chemischer Mangel im Hormonhaushalt der Frau."

Ähnliche Ergebnisse in klinischen Studien zeigte ein Medikament mit dem Wirkstoff Flibanserin, der nun im dritten Anlauf von der US-Zulassungsbehörde FDA (Federal Drug Administration) zugelassen worden ist. Flibanserin wirkt soll bei Frauen den Spiegel des lusthemmenden Hormons Serotonin absenken. Im Gegenzug hebt das Medikament, bei dem es sich ursprünglich um ein vom deutschen Pharmakonzern Boehringer Ingelheim als Antidepressivum und dann als "Lustpille" entwickeltes Präparat handelte, die Konzentration des Glückshormons Dopamin und des anregenden Hormons Noradrenalin im Blut an. Die Zulassung in den Vereinigten Staaten erfolgte allerdings nur unter strengen Auflagen. Die Substanz kann schwere Nebenwirkungen haben.

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