Jede zweite Frau kennt PMS. Wir verraten, wie Sie das Problem in den Griff bekommen.
Angst, Wut, Erschöpfung, Brustspannen, Gewichtszunahme, Kopf- oder Rückenschmerzen: PMS, das prämenstruelle Syndrom, kann fast alles sein. „Es gibt über hundert verschiedene Symptome, die bei Frauen in der zweiten Zyklushälfte vor der Menstruation eintreten können“, erklärt der Wiener Gynäkologe Dr. Andreas Nather vom Frauengesundheitszentrum „Woman and Health“.
Von leicht bis schwer
Was alle PMS-Betroffenen gemeinsam haben: Mit Einsetzen der Periode klingen die Beschwerden wieder ab. PMS ist weit verbreitet: „30 bis 50 Prozent der gebärfähigen Frauen haben prämenstruelle Beschwerden, die jedoch nicht immer behandlungsbedürftig sind“, weiß Experte Nather. Fünf bis zehn Prozent der Frauen sind jedoch aufgrund des PMS jeden Monat arbeitsunfähig: In einer besonders intensiven Form wird es als „prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS)“ bezeichnet – das betrifft etwa fünf Prozent der Frauen und bedarf einer ärztlichen Behandlung.
PMS: Hormonelle Achterbahn
Was genau die PMS-Beschwerden verursacht, ist bislang nicht eindeutig geklärt: „Als Auslöser vermutet man einen Zusammenhang mit einer Schwäche des Gelbkörpers (Störung der Progesteronbildung) beziehungsweise eine Dysbalance zwischen Östrogen- und Progesteronkonzentration“, verdeutlicht der Gynäkologe. Aber auch psychosoziale Einflüsse wie beruflicher, familiärer oder seelischer Stress, Lifestyle und Ernährung können die Entstehung und Ausprägung des prämenstruellen Syndroms massiv beeinflussen.
Die gute Nachricht: Oft lassen sich die Beschwerden auf sanfte Weise lindern. Von Phytotherapie bis Bewegung: Das sind die wirksamsten Selbsthilfe-Maßnahmen!
1. Hilfe: Pflanzliche Mittel
Heilkräuter sind ein sanfter Weg für alle, die nicht gleich Chemie schlucken wollen. Italienische Forscher an der Universitá di Modena konnten bestätigen: Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) hilft von allen pflanzlichen Mitteln am besten. Mönchspfefferextrakt (nimmt man täglich als Tropfen oder Tabletten über einen längeren Zeitraum) ist besonders dann empfehlenswert, wenn neben den typischen PMS-Beschwerden zudem der Zyklus zu kurz oder unregelmäßig ist (auch bei Zwischenblutungen). Auch Ginkgo (Ginkgo biloba) und Safran (Crocus sativus) können etwas bringen. „Neben Mönchspfeffer haben sich auch Nachtkerzenöl, Melisse, Extrakte der Yamswurzel und Johanniskraut bewährt“, ergänzt Nather.
Bringt am meisten bei: Gereiztheit, Brustspannen sowie bei Stimmungsschwankungen
2. Hilfe: Homöopathie
Auch wenn die Wirksamkeit der Homöopathie kaum durch wissenschaftliche Studien belegt ist, hilft sie verblüffend oft. Unbestreitbarer Vorteil: Anders als bei nahezu allen anderen Methoden, die über Monate hinweg angewendet werden müssen, reicht mitunter sogar eine einzige Dosis (etwa einmal 5 Globuli-Kügelchen in der Potenz C 30). Besonders sinnvoll ist die Methode, wenn einzelne Beschwerden an wenigen Tagen stark im Vordergrund stehen. Falls das vor allem Brustspannen ist, kann man es mit Calcium Carbonicum versuchen, bei Gereiztheit mit Lachesis oder Lilium tigrinum. Bei Stimmungsschwankungen oder grundloser Traurigkeit sind Sepia oder Natrium muriaticum ratsam. Man kann damit praktisch nichts falsch machen – daher ist Homöopathie auf jeden Fall einen Versuch wert.
Bringt am meisten bei: Gereiztheit, Brustspannen und Stimmungsschwankungen
3. Hilfe: Ernährung
Setzen Sie auf kalziumreiche Nahrungsmittel (wie Joghurt, Topfen, grünes Gemüse), wenn Sie PMS auf natürliche Weise lindern wollen. Die Wirkung des Mineralstoffs ist in mehreren Studien nachgewiesen. Frauen, die besonders viel Kalzium zu sich nehmen, haben ein um 30 Prozent geringeres Risiko, überhaupt an PMS zu erkranken. Aber Achtung: vollfette Milch hat überraschenderweise einen PMS-begünstigenden Effekt! 1.200 Milligramm Kalzium täglich als Nahrungsergänzungsmittel lindern nicht nur körperliche Symptome wie Krämpfe oder Wassereinlagerungen – auch Stimmungsschwankungen und Heißhunger lassen nach. Auch eine ausreichende Versorgung mit Magnesium und essenzielle Fettsäuren (in Fisch, Pflanzenölen) und B-Vitaminen hilft (siehe auch Interview links).
Bringt am meisten bei: Heißhunger, Wassereinlagerungen und Stimmungsschwankungen
4. Hilfe: Bewegung
„Durch Sport und Bewegung wird das im Körper gelagerte Wasser schneller abtransportiert. Ich rate vor allem zu ruhigen Sportarten wie Ausdauertraining, Yoga oder Meditation“, sagt Gynäkologe Nather. Moderates Laufen oder Radfahren fördert die Durchblutung und hilft so, Krämpfe im Unterleib zu lösen. Zudem werden Glücksbotenstoffe freigesetzt, die Sie jetzt besonders gut brauchen können. Ideal: drei Mal pro Woche mindestens 30 Minuten aktiv sein!
Bringt am meisten bei: Kopfschmerzen, Krämpfen, Wassereinlagerungen und Stimmungsschwankungen
5. Hilfe: Hormone & Psychotherapie
Experte Nather: „Progesterongabe in der zweiten Zyklushälfte führt häufig zu einer Besserung der Symptome, ebenso kann die Anti-Baby-Pille helfen.“
Da aber auch Stress und psychologische Faktoren PMS begünstigen können, sind oft auch Coachings oder eine Psychotherapie sinnvoll.
Bringt am meisten bei: Angstgefühlen, Stimmungsschwankungen, Kopfweh und depressionen