6.000 Männer erkranken jährlich
Prostatakrebs
23.02.2023Der bösartige Tumor in der Prostata ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Therapien werden stetig besser. Der Schlüssel ist eine frühe Diagnose.
Die Zellen des menschlichen Körpers halten sich an strenge Verhaltensregeln, die in ihrem Erbgut festgeschrieben sind. Sie wissen u. a., wann sie ihre Teilung beenden und absterben müssen. Ist allerdings das Erbgut der Zelle gestört und sind körpereigene Reparaturmechanismen ineffektiv, können sich Zellen krankhaft verändern. An Regeln halten sich abnormale Zellen nicht. Sie sind in der Lage, unkontrolliert zu wachsen -ohne Bremse. So entsteht Krebs. Die häufigste Krebsart des Mannes ist der Prostatakrebs. Dabei kommt es zu einer Ansammlung abnormaler Prostatazellen in der kleinen Drüse, die sich unterhalb der Blase befindet. Sie ist für die Absonderung eines der Bestandteile des Samens zuständig.
Warum kommt es zu Prostatakrebs? Die Entstehung von Krebs ist stets ein komplexer Prozess, dem vielfältige Ursachen zugrunde liegen. Eine wichtige Rolle in der Krebsentstehung spielt -neben dem Faktor Alter -der Lebensstil. Krebserreger sind v. a. Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel und Umweltgifte. Der Anteil des Lebensstils am persönlichen Krebsrisiko beträgt ca. 50 Prozent (Vorsorgetipps li). Ein ebenfalls wesentlicher Faktor sind die Gene.
Krebs früh erkennen
Prostatakrebs lässt sich nicht verhindern. Er kann mit Hilfe von Früherkennungsmaßnahmen jedoch in einem frühen Stadium entdeckt werden. Je früher ein Tumor diagnostiziert wird, desto besser die Prognose. Da Prostatakrebs im Anfangsstadium keine Symptome zeigt, muss aktiv nach ihm gesucht werden. Empfohlen wird die Früherkennungsuntersuchungen von der Ö. Krebshilfe Männern ab 45. Männer, bei den Prostatakrebs in der Familie liegt, sollten ab dem 40. Lebensjahr zum Check-up. Wenn Krebs gehäuft in Familien auftritt, besteht zudem die Möglichkeit, eine genetische Testung vornehmen zu lassen, um das persönliche Risiko zu identifizieren. Genetische Testungen spielen übrigens auch bei der Therapie mittlerweile eine große Rolle. Mehr dazu verrät Experte Prof. Shariat (siehe unten)
Die wichtigsten Fakten im Überblick
Hier finden Sie die wichtigsten Informationen über Symptome, Risikofaktoren, Diagnose und Prävention.
Definition
Unter Prostatakarzinom versteht man die Krebserkrankung der Prostata (Vorsteherdrüse) bei Männern (meist über 65 Jahren).
Symptome
Im Frühstadium verursacht der Krebs noch keine Beschwerden. Zu den ersten Warnsignalen bei gut- und bösartigen Veränderungen der Prostata zählen häufiger Harndrang, auch nachts bzw. Harnträufeln, Schmerzen beim Harnlassen bzw. Blut im Harn. Außerdem wird der Harnfluss geringer, der Strahl schwach, die Blase kann nicht völlig entleert werden und es bleibt Restharn zurück. Auch ungeklärte oder plötzlich auftretende Kreuzschmerzen können ein Warnsignal sein.
Risikofaktoren
- Alter: Ab dem 45. Lebensjahr steigt die Neuerkrankungsrate stetig, ab dem 60. Lebensjahr steil an.
- Rauchen - Fünfzehn Prozent der Prostatafälle sind erblich bedingt. Eine Mutation in einem der beiden Gene BRCA1 oder BRCA2 (Anm.: Breast Cancer Associated Genes), die sowohl Frauen als auch Männer in sich tragen, kann zur Entstehung von Prostatakrebs beitragen. War die Mutter an Brustkrebs erkrankt, erhöht sich das eigene Prostatakrebsrisiko um 20 Prozent. - Auch Umwelt- oder Ernährungsfaktoren können eine Rolle spielen.
- Übergewicht kann das Prostatakarzinomrisiko steigern, ergaben Untersuchungen französischer Forscher der Université Paris-Saclay.
Früherkennung & Diagnose
Die Prostatakrebs-Früherkennungsuntersuchung umfasst die Tastuntersuchung der Prostata (digital rektale Untersuchung), die Blutabnahme zur PSA-Bestimmung, die Untersuchung des Harns und die Ultraschalluntersuchung der Niere sowie des Unterbauches zur Beurteilung der Prostatagröße und der Blasen-Entleerungsfähigkeit. Was sagt der PSA-Wert aus? PSA ist ein Eiweiß, das von allen Prostatazellen gebildet wird. Krebszellen geben aber deutlich mehr PSA an das Blut ab, weshalb es zur Früherkennung verwendet wird. Ein erhöhter PSA-Wert muss nicht auf ein Prostatakarzinom hinweisen. Ein hoher Spiegel kann auch Ursachen wie eine Entzündung, Sport oder Geschlechtsverkehr haben. Ein Verdacht ergibt sich erst aus dem Anstieg des Werts innerhalb einer bestimmten Zeit. Ist der Wert erhöht sollte eine weitere Kontrolle erfolgen. Diagnose: Wenn der Arzt eine Verhärtung der Prostata ertastet hat, kann diese mittels Ultraschalls untersucht und Gewebeproben zur Abklärung (Biopsie) entnommen werden. Weitere Diagnosemöglichkeiten sind bildgebende Verfahren, wie MRT.
Information
Experten raten: Informieren Sie sich ausschließlich bei fundierten Quellen. Googeln Sie nicht! Die besten Ratgeber:
Selbsthilfegruppe Prostatakrebse; www. prostatakrebse.at
Österr. Krebshilfe: Gratisbroschüren & mehr: krebshilfe.net
Männergruppe der Krebshilfe-Wien: 1 x monatlich. Info: www. krebshilfe-wien.at
Virtuelles "Herrenzimmer": 1 x monatlich. Teilnahme anonym möglich. krebshilfe.net/herrenzimmer
Webcasts: Über Diagnose, Therapien, Nachsorge, Sexualität & mehr.
"Therapien immer besser"
Krebstherapien werden dank genetischer Testmöglichkeiten und neuer Technologien immer präziser. Das macht sie effizienter und auch patientenfreundlicher. Prof. Shariat gibt einen Einblick.
Die Wahl der Therapie richtet sich bei Prostatakrebs nach dem Alter des Patienten, dem Stadium und dem Grad der Krebserkrankung, dem Gesundheitszustand und einer Abwägung von Risiken sowie Vorteilen. Bei aggressiverem Krebs kommen Therapien auch in Kombination zum Einsatz. Z. B. erfordert eine OP manchmal eine anschließende Strahlen- oder Hormontherapie.
Sowohl chirurgische Eingriffe als auch Medikamente u. a. Methoden greifen dabei immer präziser ins Erkrankungsgeschehen ein. Das erhöht die Lebensqualität der Patienten sowie die Wirksamkeit der Behandlungen. "Alle Neuerungen", so Urologe Prof. Dr. Shariat, "haben ein Ziel: Die richtige Therapie für den richtigen Tumor im richtigen Patienten zur richtigen Zeit. Das ist heute mehr denn je möglich dank der Wissenschaft. Und die Reise geht weiter mit neuen Errungenschaften, so dass Prostatakarzinome nicht mehr gefürchtet werden müssen." Ein Einblick in neue Möglichkeiten:
Schallwellen: HIFU
Bei lokalem Prostatakarzinom. HI-FU ist eine Behandlung, bei der hochfrequente Schallwellen verwendet werden, um bildgesteuert Prostatakrebszellen mittels Hitze zu zerstören. HIFU ist sehr schonend und verursacht fast keine Nebenwirkungen. Ziel ist es, ausschließlich den Tumor zu behandeln und das gesunde Gewebe rundherum intakt zu lassen. Diese moderne Therapie ist nur für Prostatakrebs geeignet, der niedriggradig ist, sich nicht außerhalb der Prostata ausgebreitet hat.
Roboter-Chirurgie
Hochpräzise chirurgische Entfernung der Prostata. Die robotergesteuerte radikale Prostatektomie ist eine minimalinvasive OP zur Entfernung der krebsartigen Prostata und eines Teils des sie umgebenden Gewebes. Roboterassistierte Chirurgie ist Präzisionsarbeit, die zu einer Verbesserung der Wirksamkeit und der Lebensqualität führt.
Präzisionsmedizin
Einsatz bei fortgeschrittener Erkrankung. Fast jeder zehnte Patient mit fortgeschrittenem (metastasiertem) Prostatakarzinom weist eine Veränderung in seinem Erbgut auf. Neue Medikamente, die diese Tumore zielgenau und nebenwirkungsärmer behandeln können, sind mittlerweile zugelassen. Wie beim Brustkrebs werden alle Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung auf Veränderungen im Erbgut getestet und die Therapie wird auf diese Veränderungen zugeschnitten und verabreicht. Das Medikament Lutetium Lu 177 PSMA ist ein neues Bestrahlungsmedikament, das durch Injektion oder Infusion verabreicht wird. Das Medikament wandert durch den Körper und zielt auf Krebszellen mit dem sogenannten PSMA-Biomarker ab, einem Protein, das auf den meisten Prostatakrebszellen vorkommt.
PSMA-Bildgebung und Therapie
PET-CT-Diagnostik. Bestimmte Proteine sind ausschließlich beim Prostatakrebs zu finden, wie das PSMA (Anm.: Prostata-spezifisches-Membran-Antigen). Dieses Wissen nutzt eine neue, hoch sensitive Bildgebung. Sie kann sogar kleinste Tumore entdecken. Zudem erlaubt die Technologie eine schonende Präzisionsbestrahlung von Metastasen des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms.