Radiologen: Schlaganfälle und Tumore im Fokus

04.03.2010

Bildgebung ist für die Behandlung von Schlaganfall-Patienten entscheidend, weil eine genaue und schnelle Diagnose die Überlebenschancen deutlich erhöht. Zeit sei immer noch der entscheidende Faktor, sagte der Chef der Universitätsklinik für Neurologie in Graz, Franz Fazekas, bei der Auftakt-Pressekonferenz zum 22. Europäischen Radiologenkongress in Wien.

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Ein weiterer Schwerpunkt des Treffens ist die Tumor-Therapie. Hier geht der Trend in Richtung einer individualisierten Behandlung.

Die diagnostische Bildgebung hilft zu unterscheiden, ob ein Schlaganfall durch die Verstopfung eines Gefäßes oder durch eine Hirnblutung ausgelöst wurde. "Beide benötigen sehr unterschiedliche Behandlungen. In den letzten Jahren konnten die Ergebnisse, die während einer radiologischen Untersuchung gewonnen werden, den Weg zu noch spezifischeren therapeutischen Maßnahmen ebnen", so Fazekas.

Dank verfeinerter Diagnosemöglichkeiten kann das nach einen Schlaganfall noch zu rettende Gewebe genau abgegrenzt werden. "So können jene Patienten identifiziert werden, die auch noch nach 4,5 Stunden von einer Thrombolyse (medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels, Anm.) profitieren", erklärte der Neurologe. Andere, automatisierte Analyse-Hilfsmittel werden gerade in klinischen Studien getestet. Sie könnten die Rettung von bedrohtem, aber noch nicht geschädigtem Hirngewebe vorantreiben.

Eine andere Aufgabe der diagnostischen Bildgebung sei die Untersuchung von Patienten, die erste Warnzeichen für einen drohenden Schlaganfall aufweisen. Fazekas nannte etwa kurze neurologische Ausfälle, die Arzt und Betroffenen alarmieren sollten. "Das ist eine Phase, in der man mit adäquaten Präventivmaßnahmen noch viel gewinnen kann." Auch hier könne die Radiologie helfen, geschädigte Hirnareale zu definieren oder von Rückfällen bedrohte Bereiche zu zeigen.

Aus der Krebstherapie ist die bildgebende Diagnose, die das Erkennen der Ausdehnung eines Tumors und die Kontrolle der Behandlungserfolge ermöglicht, nicht mehr wegzudenken. Künftig soll die Bildgebung mit anderen Disziplinen wie der Genanalyse dabei helfen, Risikogruppen frühzeitig herauszufiltern, sagte der Vorstand der Universitätsklinik für Radiodiagnostik an der MedUni Wien und Präsident der European Society of Radiology (ESR), Christian Herold.

Mit Hilfe neuer Geräte und Software wird auch die personalisierte Therapie angestrebt. "Das ist ein Prozess, der begonnen hat", so Herold. In den nächsten zwei Jahren würden in Wien die Grundlagen geschaffen. Als ein Meilenstein gilt die Professur für molekulare Bildgebung im Brustgesundheitszentrum der Medizinischen Universität Wien unter der Leitung von Thomas Helbich. Die molekulare Bildgebung ermöglicht ganz neue Einblicke direkt in die Tumorzelle. So soll künftig anhand von Biomarkern festgestellt werden können, wie aggressiv ein Tumor ist oder wie er auf eine Therapie anspricht. Das könnte in fünf bis zehn Jahren zu einer besseren, auf den Patienten individuell abgestimmten Behandlung führen.

Die jährliche Tagung der European Society of Radiology (ESR) mit rund 18.000 Teilnehmern und 300 Ausstellern findet noch bis Montag im Austria Vienna Center statt.

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